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Nikolsburg

Nikolsburg

Der Kreis Nikolsburg

Steht man an der Südmährergedenkstätte auf dem Kreuzberg bei Kleinschweinbarth unmittelbar vor der österreichisch-tschechischen Grenze, so erfasst der Blick nordwärts eine Landschaft, die einen großen Teil des Kreises Nikolsburg darstellt. Die Stadt Nikolsburg, vom Dietrichsteinschen Schloß und den religiösen Stätten des Heiligen Berges überragt, liegt direkt vor dem Beschauer. Eine Reihe von Gemeinden kann man gut erkennen. Der Kalkstock der Pollauer Berge mit den Ruinen der Rosenburg und der Maidenburg verdeckt zwar die Sicht in die Weinlandschaft um die Stadt Auspitz, gibt aber nach Osten den Blick in das Seengebiet bei Voitelsbrunn — Eisgrub frei und lässt die Fabrikschornsteine von Lundenburg, der östlichsten Stadt des Kreises und wichtigen Bahnknotenpunkt, gut erkennen.

Mit Ausnahme der „Pollauer Berge" (550 m) ist das Kreisgebiet mit seinen 52 Orten (davon fünf Städten und zwölf Marktgemeinden) ein flaches Hügelland, in dem 86 000 Einwohner (1930) lebten. Bei einer Fläche von rund 760 kmwaren in den Orten um die Pollauer Berge neben dem Ackerbau besonders Wein-, Obst- und Gemüsebau hoch entwickelt, während in den Gebieten um Pohrlitz und Lundenburg bevorzugt Zuckerrüben und Getreide angebaut wurden. Davon zeugen auch die Zuckerfabriken in den Städten Lundenburg und Pohrlitz sowie Mühlen, Getreidelager und Konservenfabriken in verschiedenen Orten. Der Wein wurde von den Weinbauern in eigenen Kelleranlagen gekeltert und selbst vermarktet. Das Land um die „Pollauer" ist uraltes Siedlungsgebiet. Das beweisen u. a. die prähistorischen Funde bei Unterwisternitz, Pollau und Tracht. Nach dem 1. Weltkrieg bildeten die damals neu gegründeten Turnvereine zusammen mit dem Deutschen Kulturverband ein wirksames Bollwerk gegen die massiven Tschechisierungsbemühungen. Das großartige Manifest vom 1. Mai 1925 auf der Rosenburg, als 30 000 Turner und andere Südmährer ein erhabenes Zeugnis ihres Deutschtums ablegten, war Ausdruck nationalen Überlebenswillens.

Die Mehrzahl der Kreisbewohner war in der Landwirtschaft und im Weinbau tätig; nur in den Städten gab es eine nennenswerte industrielle Beschäftigung. Durch die von Lundenburg nach Brünn schon 1839 erbaute Bahnlinie waren für die Bewohner des östlichen Kreisgebietes Industriearbeitsplätze in den Städten gut erreichbar. Das Bildungswesen hatte einen hohen Entwicklungsstand: Je ein Gymnasium in Nikolsburg (seit 1631), Lundenburg und Auspitz, eine Ingenieurschule in Lundenburg, eine Höhere Obst- und Gartenbaulehranstalt mit dem weltbekannten „Mendeleum" in Eisgrub, je eine Obst- und Weinbaulehranstalt in Nikolsburg und Feldsberg, landwirtschaftliche Fachschulen in Pohrlitz und Auspitz sowie Bürgerschulen in mehreren Orten sorgten für umfassende Bildungsmöglichkeiten.

Die Vertreibung der Deutschen von 1945/46 hat die Liebe zur Heimat rings um die Pollauer Berge nicht auslöschen können, der Blick vom Kreuzberg bei Kleinschweinbarth hält sie allezeit wach.