Nikolsburg
A
48° 56′ N, 16° 44′ O, Hustopeče, Nikolsburg
Geschichte
Die älteste Siedlung heißt bis in die neueste Zeit “Böhmendorf”. Im 13. Jh. von Deutschen besiedelt, die ihre Häuser um den rechteckigen Marktplatz bauen, 1249 erstmals urkundlich erwähnt, 1320/23 kommt ein Großteil der Siedlung und der Weingärten in den Besitz des Zisterzienserinnenklosters Aula Regia in Brünn, auch Königinkloster genannt, (nach Elisabeth-Richsa, der Wit we Wenzels II). Markgraf Jodok von Mähren gewährt 1410 einen Jahrmarkt, Georg von Podiebrad 1458 einen zweiten. Wegen unsicherer Zeiten erhält die Gemeinde 1510 das Recht, Mauern, Türme und Gräben zu errichten. Im Gefolge der Reformation treten die Bewohner zum evangelischen Glauben über, 1528 lassen sich Wiedertäufer nieder (1533 auch ihr Anführer Jakob Hutter), die Brüdergemeinde gründet einen eigenen Stadtteil, bis heute “Am Tabor” genannt, sie wohnt in sog. Haushaben, woraus der Spitzname “Habaner” für Sonderlinge entstand. Die Pest wütet 1571 wie in Brünn, Iglau. Maximilian II. erhebt die Gemeinde 1572 zur Stadt und gewährt einen dritten Markt auf den 6. Tag nach Kunigundus, 15. September. Äbtissin Rosina ge währt 1589 einen Wochen- und Fleischmarkt. Die wirtschaftliche Bedeutung wächst, als der Weg nach Ungarn im 14./15. Jh. über Auspitz genommen wird, ab 1593 große Viehmärkte (Tiere aus Ungarn und Polen), auf dem Ochsen- und Fleckenberg bewilligt die Äbtissin eine Hutweide für einheimisches und für den Markt bestimmtes fremdes Vieh. Auch der Weinhandel blüht. Rudolf II. verkauft 1598 A. an Eusebius von Liechtenstein, damit erfolgt die Rückkehr zum katholischen Glauben, 1617 ist wieder ein katho lischer Pfarrer eingesetzt, 1618 werden die Wiedertäufer vertrieben. Bethlen Gabor bricht 1623 in Mähren ein und brandschatzt Auspitz um 51.700 Gulden, in den Jahren 1634 und 1684 wüten große Brände, der 30jährige Krieg fordert zahlreiche Opfer, die Schweden erobern 1643 und 1645 die Stadt und plündern sie aus, 1662 erfriert alles Getreide und sämtlicher Wein bis auf einen Weingarten, die Pest fordert 1679 mehrere hundert Opfer, die Türken töten 1683 in Auspitz mehr als 380 Menschen und führen 350 in die Sklaverei. Fürst Karl Eusebius verleiht der Stadt 1671 eine neue Stadtrechtsverordnung. Unter den Liechtensteinern entwickelt sich seit 1621 eine bedeutende Judengemeinde. 1756 kommen die Piaristen, gründen ein vierklassiges Gymnasium (Lateinschule), bauen ihre Residenz mit Wirtschaftsgebäuden, 1770 bezogen. Die Lateinschule wird 1777 durch kaiserl. Dekret aufgehoben, eine dreiklassige deutsche Hauptschule eingeführt, die Lateinschule 1819 bis 1822 erneuert. Der große Viehmarkt wird 1843 aufgelassen, andere Städte sind bedeutender geworden. 1892 Anschluß an die Strecke Lundenburg – Brünn durch eine 7 km lange Lokalbahn. Als 1909 eine tschechische Minderheitsschule errichtet wird, kommt es zu Reibereien, worauf die Regierung den Ausnahmezustand verhängt und verstärkten Polizeidienst – 33 Gendarmen – patrouillieren läßt. Dank der Ein mütigkeit der Bürger kann der deutsche Charakter der Stadt erhalten bleiben. Es folgen Elektrifizierung, Ausbau und Pfla sterung der Straßen, Bereitstellung von Bauplätzen, Ausbau von Parkanlagen, Bau des neuen Armenhauses. Die Tschechen fördern durch Bodenreform und Bereitstellung bedeutender Geldmittel die Tschechisierung, sichern sich durch rege Bautätigkeit Schulen, Ämter und Beamtenwohnungen, während deutsche Beamte versetzt werden. Durch das Parteiengesetz kann man un liebsame Deutsche ihrer Ämter entkleiden, zum ersten Male wird 1933 ein Tscheche Bürgermeister. Die Unterrealschule (seit 1870) wird abgebaut. Nach dem Anschluß verlassen die tschechischen Beamten, Lehrer und Angestellten die Stadt, ebenso die Juden. Mit Kriegsbeginn finden die großen Märkte ein Ende, das Hinterland fehlt, die Ämter kommen nach Nikolsburg oder Lun denburg. Am 16. April 1946 erreicht die Rote Armee die Stadt, die Deutschen sind jeglichen Gewaltakten der Sowjets und Tschechen schutzlos preisgegeben. Durch Kriegseinwirkung sind 80 Gebäude abgebrannt oder beschädigt.
Stadtgemeinde, Bezirk, Gericht 1850 bis 1938, danach beides an Nikolsburg 2743 ha 200 m ü.M.
Glaubenszugehörigkeit: ca. 89% katholisch, ca. 10% tschech. Brüdergemeinde, ca. 1% mosaisch.
Flur- und Riednamen (aus schließlich deutsche, seit 800 Jahren in Urkunden der Kaiser, Fürsten, Gemeinden und Gerichte angeführt und bestätigt):
Nördlich bis südöstlich der Straße Brünn – Lundenburg: Queräcker an der Wasserstuben, Brünnersatz, Satz unter dem Bamlberg, Rußstall, Altenberg, Oberer Altenberg, Steurowitzberg, Schilling, Murger, Schönberg, Asperln, Treppauer, Topfen, Steinberg, Sommerischer und Winterischer Haselberg, Gibling, Hanfland (Honeflond), Winterberg, Satzl, Winterberg-Ziegelei, Turhandl, Wolf, Paukerwaldll, Wechselberg, Maaß, Mautern, Sommerischer und Winterischer Rosenberg, Straßberg, Oberer und Hinterer Straßberg, Plangenberg, Kurze und Lange Bamlaß, Wolfsbild, Steurowitzer, Wasserstuben, Hochgericht, Mosern, Spitaläcker, Hofacker, Feigelberg, Pikerln, Ackerln, Kurzer und Langer Sonnberg, Wilhelms(Wils)berg, Schakwitzer, Kreuzberg, Kleiner Kreuzberg, Qualberg, Bauersatz, Freiacker, Teichäcker, Fürstenteich, Zigeunerbrunnen (brünndl), Fleckenberg, Lauserer, Satzln unter die Straßberg. Anbau: Korn, Weizen, Gerste, wenig Hafer, Weinbau, Süßholzpflanzungen, Jagd: sehr ertragreich, in guten Jahren ca. 3000 Hasen, Hunderte von Rebhühnern, 50 – 70 Fasane.
Straßen, Gassen, Plätze:
Stadtplatz, Obere und Untere Herrengasse, Schlossergasse, Schmiedgasse, Querzeile, Lange Zeile, Neugasse, Friedhofgasse, Böhmendorf, Am Tabor.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Stadtpfarrkirche St. Wenzel, Langhaus frühgotisch, zweite Hälfte 13. Jh., Ende 15. Jh. zu zweischiffiger Hallenkirche mit Kreuz- und Sternrippengewölbe ausgebaut, Chor 1512-1517 erneuert, Presbyterium hinzugefügt, Turmbekrönung zeigt bereits Renaissanceformen. Am Seiteneingang Grabplatten von Rittern und reichen Bürgern. Um 1587 Turm um ca. 7 m erhöht, mit Kupfer gedeckt, Knopf und Stern vergoldet. Renovierung 1678, 1745 und 1816 vom Kirchendach, dann wieder 1856-58, Turmhöhe jetzt 74 m. Kuppeldach 1906 durch spitzzulaufendes ersetzt. Von den alten Glocken übersteht nur die “Median” (1501, 900 kg) den I. Weltkrieg, 1926 drei neue Glocken geweiht: “Urbanus” (1560 kg), “Venceslaus” (419 kg) und “Theresia” (183 kg), weitgehend von der Bürgerschaft finanziert. Diese drei fallen II. Weltkrieg zum Opfer. Innen spätgotische Tabernakel-Lichtsäule von 1419. Der Turm stürzt 1961 ein, da nach weitere Gebäudeteile, Überreste weggeräumt.
Kapelle auf dem seit Errichtung 1721 Kreuzberg genannten Ochsenberg, zur Abwendung der Pest den hl. Rochus, Sebastian und Rosalia geweiht; 1892/94 neu errichtet.
Dreifaltigkeitssäule, 1688 und 1735/36 errichtet. Über Steintreppe eine Terrasse, darauf ein Steinsockel, an der Vordersite Maria, an der Rückseite die hl. Rosalia im Relief, auf den vier Ecken stehen die Pestheiligen. Die 14,5 m hohe Säule wird von der hl. Dreifaltigkeit gekrönt.
Johannes-von-Nepomuk-Säule 1739 Kreuzigungssäule 1793 Rathaus, 1906 in neugotischem Stil dreistöckig, mit Turm, 48 m. Schloß, dreigeschossig, Gebäude der ehem. Piaristen-Realschule, Alte Bürgerhäuser im Renaissancestil Haus mit Hoflauben 1579 (Stadtplatz) Stadtbrunnen/Fischbrunnen, sog. Röhrenkasten 1596, Sandsteinskulptur, einen Triton darstellend. Statuen aus der Barockzeit Steinplatte 1598, Liechtenstein-Wappen, Ecke Untere Herren- und Bindergasse, erinnert an Untertänigkeit. Schulen: deutsche: Landes-Unterrealschule für Knaben und Mädchen, davor Lateinschule der Piaristen, gegründet 1755, ab 1777 dreiklassige Hauptschule, 1852 Unterrealschule, 1856 vierklassige Hauptschule, 1870 wird die Unterrealschule Landes-Unterrealschule, beide in der Piaristenresidenz; 1883 Zubau einer Mädchen - Volks-und Bürgerschule; von den Tschechen ausgedörrt, 1938 besteht nur noch die 4. Klasse. Nach dem Anschluß als vierklassige Oberschule. Bürgerschule für Mädchen, 1889, 3 Klassen; davor Volksschule, eigener Bau seit 1847/48, Neubau 1883, danach fünfklassig: Neubau für Bürgerschule 1889. Volksschule für Knaben, 4 Klassen Volksschule für Mädchen, 4 Klassen Kindergarten tschechische: Kindergarten, Volksschule, Staatsgymnasium (1925), 8 Klassen Deutsche Volksbücherei (1895, mit Gemeindebücherei vereint, 7000 Bände) ein deutsches und ein tschechisches Kino Schwimmbad Ende 19.Jh. Armenhaus für ca. 10 Insassen
Behörden:
Bis 1938 Bezirkshauptmannschaft und Bezirksgericht
Eichamt, Steueramt, Grundkataster
Postamt
Lokalbahn
Nordbahn Lundenburg – Brünn
Zwei Ärzte und ein staatlicher Arzt bei der Bezirkshauptmannschaft
Gewerbe
Fabrik zur Herstellung von Süßholzextrakt (Lakritze)
Mühle
Sägewerk
Buchdruckerei
3 Ziegeleien
Tonwarenfabrik
Molkerei
Vereine
Weinhauerbruderschaft (ältester: gegr. 1737, grüne Fahne mit St. Urbanus, Schutzheiliger, für Kirchenfeste,
Prozession am Urbanustag, 27. Mai, Kreuzberg)
Turnverein (1886), Turnerriege seit 1860; (Julfeiern im Deutschen Haus, Sonnwendfeier am Wilsberg)
Männergesangsverein (1863)
Casinoverein (1869; Obliegenheiten übernimmt die Volksbücherei)
Veteranenverein (1874)
Feuerwehrverein (1875; neues Feuerwehrdepot 1885; Dampfspritze 1909, Gerätehaus 1925 aufgestockt,
Turm 25 m; Motorspritze 1930)
Verschönerungsverein (1879, Pflege von Parkanlagen und Kreuzberg)
Damensingverein (1880)
Kindergartenverein (1882)
Schulverein (1883, mit Lehrerverein)
Studentenunterstützungsverein (1883)
Eislaufverein (1884, errichtet Schwimmbad, Brünner Straße)
Südmährerbund
Geselligkeitsverein (1887)
Schulkreuzerverein
Bezirksverein für Landwirtschaft und Weinbau
Katholischer Volksbund (gegr. nach dem Ersten Weltkrieg)
Sportverein (gegr. nach dem Ersten Weltkrieg; Fußballplatz am Spielplatz beim Schwimmbad)
Tennisclub (gegr. nach dem Ersten Weltkrieg; Plätze am Spielplatz beim Schwimmbad)
Schützenverein (Schützengilde vor 1818; kauft 1908 Hotel Austria, danach Deutsches Haus)
Unterstützungsverein für Realschüler
Studenten-Ferialverbindung “Rugia”
Kirchweihfeste zu Rochus im Böhmerdorf, zu Hl. Geist auf der Schmiedgasse, später an der Brünner Straße
Die Märkte
St. Gallus, Weinlesemarkt, Mitte Oktober, 1410
St. Prokopmarkt mit je 7 Tagen vor und nach dem heiligen, 1458
Schul- oder Pfirsichmarkt 8 Tage im September 1572
Lichtmeßmarkt Ende Jänner
Ostermarkt Mitte April
Pfingstmarkt Anfang Juni
Sichelmarkt vor Peter und Paul
Weihnachtsmarkt
Bereiche:
Textilmarkt mit Bandlkramern und Stoffhändlern, Hut- und Kappenmacher, Kürschner
Sattler, Seiler und Siebmacher, Holzwarenhändler (Kochlöffel, Spielsachen)
Zuckerl- und Würstelstände (Türkischer Honig, Roßwürstel)
An der Dreifaltigkeitssäule: Pilze
Bei Kirche und Röhrenkasten: Obst, Salz- und Essiggurken, im Frühjahr Zickelmarkt
Geflügel
Butter, Topfen und Eier (Bauersfrauen aus Groß Steurowitz und Gurdau)
Tischlermarkt (Schlachttröge aus einem Stück bis in die 20er Jahre)
Bindermarkt mit Kellerzubehör, auch Weingartenspritzen
Geschirrmarkt auch mit Wagenflechten, Wirtschaftskörben aus Weidenruten und Holzschwingen
Wagnermarkt auch Leitern für Leiterwagen, Wirtschaftsleitern, Schubkarren, Scheibtruhen, Weinstecken
Getreidemarkt
Krautmarkt im Herbst (60 bis 80 Krautbauern aus Mödritz)
Hülsenfrüchte und Nüsse
Bedeutend:
Heinrich Ritter von Kamler (geb. 1836), Oberpostdirektor
Fritz Felzmann (1895 – 1982), Arzt und Dichter
Ilse Tielsch-Felzmann ( 1929-2023), Schriftstellerin
B
Bergen 48° 51′ N, 16° 37′ O, Perná, Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals urkundlich erwähnt 1323 als Liechtensteinscher Besitz, im Urbar von 1414 als recht großes Dorf mit deutschen Bewohnern, wie die Namen belegen. 1530 kommen Wiedertäufer aus Nikolsburg, errichten 1557 ein Gemeindehaus (“Haushaben”), B. ist ein halbes Jahrhundert lang evangelisch, 1591 müssen die Wiedertäufer das Gemeindehaus räumen, 1622 werden sie ganz ausgewiesen. Zur Pfarre St. Nikolaus gehört bis 1761 auch Muschau als Filiale. Beide Gemeinden errichten, einem Gelübde wegen erlittener Kriegsschäden und Mißernten folgend, 1652 am Abhang des Kesselberges eine Kapelle zu den hl. Antonius und Pankratius, die 1786 unter Josef II. aufgelassen wird. Jedermann darf Steine vom Gebäude holen, die beschädigte steinerne Statue des hl. Antonius wird restauriert und in die neue Kapelle im Ort verbracht. Vor dem Eindringen der Sowjets am 23. April flüchten viele Familien. Die Rotarmisten bleiben bis 11. Mai, Raub und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Ab Juni kommen Tschechen und besetzen die Bauernhäuser, verjagen die Deutschen , sie werden zur Arbeit gezwungen, viele flüchten. Die übrigen werden zwischen März und September 1946 in sechs Transporten vertrieben.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 979 ha 240 m ü.d.M.
An den Pollauer Bergen gelegen, mit dem Kesselberg (485 m) auf Gemeinde gebiet. Bodennutzung: Weinbau, Korn, Gerste, Hafer, Zuckerrüben, Mais; Marillen (ca. 1000 Bäume), daher Spitzname “Marillenschädel”.
Flurnamen: Pürmitz, Goldhammerl, Hirschlisl, Brente, Schnallisl, Schinderei, Salzl, Wachshübel, Haussatz, Hofacker, Berghübel, Zwerghals, Untere Quanten, Langehals, Zigwantel, Junger Weingarten, Roßwiesen, Berglos, Bergweingarten, Wachshübel,
Gassen: Hintere Zeile, Oberort, Hauptort mit Tanzplatz
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Nikolaus: 1510 Kapelle aus älterer, 1426 zerstörter Kirche, 1582 zu Kirche mit zwei
Seitenaltären erweitert, 1690 Turm (24,5 m). 1847 umgebaut und vergrößert; von 4 Glocken werden 3 im Krieg abgeliefert.
Pfarrhaus, 1620, 1770 abgebrannt, vom Patron Fürst Karl von Dietrichstein 1774 wiederhergestellt.
Friedhofskapelle zum hl. Kreuz, 1761
Rathaus, 1896
Kriegerdenkmal, 1925
Dreifaltigkeitssäule
Hl. Johannes von Nepomuk
Hl. Florian
Hl. Nikolaus
Kaiser-Josef-Denkmal
Lammelkreuz am Ortseingang (tödl.Unfall)
Schule, Lehrer 1621-34 erwähnt, 1792 Schulbau, einklassig, durch Patron Fürst Johann Karl von Dietrichstein, 1799 und 1802 niedergebrannt, 1881 zwei klassig (161 Kinder), 1884 Neubau. 1901/02 Neubau dreiklassig mit Lehrerwohnungen, Bücherei und Museum, die schönste weit und breit. Obstgarten „Stephanienhain“ (27a) zum Andenken an die Heirat Kronprinz Rudolfs 1881. Turnhalle, mit Kachelofen, 1931 geweiht, die eiserne Ofentüre wurde über die Grenze nach Österreich gerettet St. Antonius-Jugendheim, 1923 geweiht, mit Kindergarten, von 10 Schwestern der Kongregation “Töchter der göttlichen Liebe” geleitet, zweistöckiger Klosterbau mit Antoniuskapelle und Glockenturm, 1928 geweiht, 1935/36 Neubau des Kindergartens. Omnibusverbindung auf der Strecke Brünn – Wien, täglich Wasserleitung 1900 im Oberort, 1931 erweitert Elektrifizierung 1926
Gewerbe
Steinbruch Sägewerk mit Holzhandlung
mechan. Strickerei (15 Beschäftigte)
mechan. Weberei
2 Gaststätten 5 Gemischtwarenläden 2 Fleischhauer 2 Bäcker
4 Schmiede 3 Wagner 2 Tischler 2 Schuster
Sattler 2 Schneider 3 Schneiderinnen Klempner
Trafikant Friseur Mechaniker 5 Imker
2 Hebammen
Vereine, Genossenschaften
Deutscher Schulverein 1882
Freiwillige Feuerwehr 1890
Turnverein 1910 (Turnhalle 1931)
Gesangverein
Veteranenverein
Milchgenossenschaft mit Sammelstelle
Spar- und Darlehenskassa
Bischofswarth 48° 46′ N, 16° 46′ O, Hlohovec, Nikolsburg
Geschichte:
Der Flurname erscheint erstmals im Liechtensteinischen Urbar von 1414, bezeichnet einen erhöhten Punkt im Gelände, einen “Wartberg”, Gründung des Passauer Bischofs an der Grenze zwischen Österreich und Mähren, ursprünglich sumpfiges Gelände, vom Grenzbach durchzogen. Als neu angelegtes Dorf 1570 erstmals erwähnt, wohl anstelle der im 15. Jh. verödeten Dörfer Allach und Königsbrunn nördlich von Feldsberg mit Kroaten besiedelt. Von slowakischen Zuwanderern unterwandert, gegen Ende des 19. Jh. ist das kroatische Element verschwunden, vor der Reglung durch den Friedensvertrag 1919 von den Tschechen besetzt. Die Bewohner werden 1945 nicht vertrieben.
Bezirk Göding, Gericht Lundenburg 895 ha
Am Bischofswarther Teich, einem der vier zusammenhängenden Liechtensteinischen Karpfenzuchtteiche (insgesamt ca. 600 ha) zwischen Feldsberger und Eisgruber Gemarkung, mit Grenzschloß am westlichen Rande.
Filialkirche hl. Bartholomäus (zu Feldsberg)
Bratelsbrunn 48° 49′ N, 16° 34′ O, Prátlsbrun, (nach 1950 Březí), Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals urkundlich erwähnt 1249, Mgf. Przemysl Ottokar überläßt Heinrich II. von Liechtenstein anläßlich die Herrschaft Nikolsburg, Mitte des 13. Jh. auf den Hauswiesen erbaut, bald Besitz des Klosters Kanitz, 1348 nicht mehr bei Liechtenstein. 1526 mit Auflösung von Kloster Kanitz an Kaiser Ferdinand I. 1537 verödet, 1574 an Graf Franz von Thurn Valsasina, 1576-85 nach dessen Aufruf neu besiedelt und wieder aufgebaut, 1618 an die Teuffenbach verkauft, 1619 durch Kaiserliche und Bethlen Gabor schwer heimgesucht, 1809 durch Franzosen ausgeplündert. Die Cholera fordert 1831 (46) und 1850 (82) Opfer, 1858 vernichtet ein Großfeuer 34 Häuser. Am 12. Dezember 1918 rücken die Tschechen im Ort ein, nachdem sich die sog. Volkswehr nach Österreich abgesetzt hat. In der Nacht wird hinter dem Kaiser-Josef II. – Denkmal ein Galgen errichtet, der Statue ein Strick um den Hals gelegt, auf einer Tafel, vor dem Sockel aufgestellt, steht: “Habsburger Vogel”. In der nächsten Nacht wird das Denkmal vom Sockel gestürzt. Zwei Burschen, die die Grenze überschreiten wollen und auf Anruf nicht stehenbleiben, werden erschossen. Bei der Aufteilung von Herrschaftsgut nach dem Bodenreformgesetz erhalten die Kroaten in Guttenfeld, die sich jetzt als Tschechen erklären, den größten Teil. Die Perlmutterdrechslereien im Ort werden bei der Rohstoffzuteilung derart zurück gesetzt, daß dieser Wirtschaftszweig eingeht. Für einige Kinder von Gendarmen und Finanzbeamten errichten die Tschechen eine eigene Schule und einen Kindergarten. Nach der Mobilmachung der Tschechen gehen 1938 die meisten deutschen Wehrpflichtigen über die Grenze und zu den Freikorps. Der Bürgermeister und Amtsträger der SdP werden als Geiseln nach Brünn gebracht. Durch Bespitzelung der Deutschen wird ein Waffenlager entdeckt, worauf weitere Geiseln festgenommen werden. Alle Geiseln kommen vor dem Einmarsch der deutschen Truppen wieder heim. Bald ist Wien wie ehedem Absatzgebiet für Obst und Gemüse.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 1199 (bis 1923: 1026) ha 185-200m
Die Suchentrumkweingärten ziehen sich auf dem nördlich gelegenen Altenberg (261 m) hinan.
Flurnamen:
Hausacker, Junge Weingärten, Altenkessel, Fuchsenberg, Suchentrunk, Saukopf, Wasserstübel, Dreivierteläcker, Sandäcker, Kiebitzweingärten, Kiebitzäcker, Schweinbartherfeld, Seeviertel, Ackerln, Wiesen, Krautgärten, Felberörtel, Kroatische, Gesenke, Breinäcker, Lange Wiesen, Bauernwiesen, Kurze Äcker
Straßen: Nikolsburger Straße, Untertannowitzer Straße, Guttenfelder Straße
Wege: Landstraße, Sandackerstraße, Wiesenstraße, Granitzweg, Langer Wiesenweg, Ackerweingartenweg,
Riedweg, Sandweg, Dreiviertelackerweg, Friedhofsweg
Turnplatz, Tanzplatz
Haltergrube, Sandgrube, Trift, Haid
Engelmeiergassel, Reichlgassel, Reitergassel, Kirchengassel, Rathausgassel, Gänsezeile, Bei der Sauschwemme, In den Schafflerhofkellern, Reitschul, Hahnenfretz
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche, St. Johannes dem Täufer geweiht, 1691-96, als baufällig 1838 abgetragen und 1853-1858 neuromanisch aufgebaut als größte im Bezirk; Turm 42 m; Hochaltarbild von Joseph von Führich: “Taufe Christi”; renoviert 1928/29 mit Kuppel auf dem Turm.
Dreifaltigkeitssäule
Hl. Florian
Kaiser Josef II. – Denkmal, 1910
2 Kreuze
Volksschule, wohl seit 1690, 1740 einklassig, Neubau 1807, Anbau mit Lehrerwohnug 1870, 1871 zweiklassig, 1882 dreiklassig, Schulgarten; 1890/91 als fünfklassige in neuem Gebäude, Bürgerschule, dreiklassig, ab 1. 11. 1938.
Kindergarten
Rathaus 1845 mit Gemeindegasthaus
Gemeindebücherei
Postamt 1882
Haltestelle 1880, Strecke Lundenburg – Znaim, Frachtenstation, Warteraum, Kanzlei 1902
Elektrifizierung 1926
Gewerbe
Mühle
7 Gasthäuser
Molkerei, später Milchübernahmestelle
Sägewerk
Hausindurstrie: Handschuhnäherei, Perlmutterknopfdrechslerei, Haarnetzerei Gurken-, und Gänsemark
Vereine, Genossenschaften
Militär-Veteranenverein 1885
Freiwillige Feuerwehr 1880
Turnverein 1911
Kulturverband
Verschönerungsverein
Musikkapelle seit 1870er Jahre
Milchgenossenschaft 1908
Landwirtschaftliche An- und Verkaufsgenossenschaft 1926
Kirtag am 29. August, Johann Enthauptung
D
Dornfeld 48° 57' N 16° 25' O Trnové, Pole, Nikolsburg
Geschichte:
Das planmäßig angelegte Straßendorf entsteht ab 1784 auf den unbesiedelten Grundflächen der Bochtitzer Grundherrschaft, wobei den 34 Hofstellen je 10 ha Land zugeteilt werden.
Brauchtum:
Bei Begräbnissen gehen die Trauernden bis zur Schack-Marter betend hinter dem von zwei Rappen im Schrittempo gezogenen Leichenwagen zum Friedhof von Irritz. An der Marter bedankt sich ein Verwandter des Verstorbenen bei den Trauergästen für das letzte Geleit zum “Großen Haltet an!”, die Dorfleute gehen heim, die Angehörigen fahren mit den “Pritschgeln” zur Kirche in Irritz. An der Marter wird auch bei einer Hochzeit gehalten, jedes Gespann fährt verschieden schnell von der Kirche dorthin, die jungen Leute haben sich schon versammelt, eine Schnur wird über die Straße gespannt. Der Bräutigam muß Geld auf die Straße werfen und so die Braut freikaufen. Die Pferde werden mit Mascherln, Schleifen und weißen Ohrenschützern geschmückt zum “Großen Haltet aus!”
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Post Frainspitz, Pfarrei Irritz 393 ha 217 m ü.d.M.
Flurnamen:
Hausäcker, Oberäcker, Bruckäcker, Weidäcker, Kreuzweg, Lange Äcker, Weingarten, Großenäcker, Mittersfeld, Frainspitzer Seite, Treskowitzer Seite, Socherler Grenze
Straßen, Plätze:
Erfurter Straße, Hofhäuser, Gemeindebrunnen, Kellerstelle, Hohlweg; Oberort, Unterort, Häusler, Schackgasse, Schulgasse, Gemeindehaus, Lehmgrube
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenturm 1884 (zur Hundertjahrfeier der Gründung) mit kleiner Kapelle
Schack-Marter, Grabstätte preußischer Soldaten 1866
Kriegerdenkmal 1922/23
Schule, einklassig
Armenhaus
Milchsammelstelle
Gewerbe
Gastwirtschaft Kaufladen Schmied
Vereine
Freiwillige Feuerwehr 1901
Turnverein
Veteranenverein
Dürnholz 48° 52′ N, 16° 29′ O, Drnholec, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1249, die Pfarrkirche St. Martin wird 1381 geweiht, die Herrschaft Dürnholz kommt 1394 an Hans von Liechtenstein, wird 1468 im Krieg des Georg von Podiebrad gegen Mathias Corvinus niedergebrannt. Kaiser Rudolf II. überträgt die Herrschaft 1578 als erbliches Lehen an Hartmann von Liechtenstein, bald verkaufen die Liechtensteiner Dürnholz mit anderen Dörfern an Christoph von Teuffenbach, über die Herren von Sternberg geht es 1708 an die Grafen Trautmannsdorff, deren Dürnholzer Zweig 1726 ausstirbt. Die Einwohner bekennen sich 1589 bis 1621 wie Sigmund von Teuffenbach zum Protestantis mus, werden im Zuge der Gegenreformation wieder katholisch und bleiben es bis zur Vertreibung. 1742 sind Preußen und danach Husaren einquartiert, 1809 erpressen die Franzosen 91.290 Gulden.
Maria Theresia übergibt die heimgefallene Herrschaft 1764 der Theresianischen Akademie. 1785 wird der zur Herrschaft gehörige Meierhof zerstückelt und unter Ansiedler verteilt, die in der „Ansiedlung“ wohnen. Im Jahre 1848 endet das Untertä nigkeitsverhältnis zur Herrschaft, die Grundentlastung beseitigt die Abgaben an die Herrschaft gegen eine einmalige Zahlung. Im Oktober 1918 fordern auch in Dürnholz Redner auf dem Marktplatz in einer öffentlichen Versammlung den Anschluß Südmährens an Österreich. Im Dezember marschieren tschechische Truppen ein, noch sammelt man Unterschriften für den Anschluß. Vor Abschluß des Friedensvertrags ändern die Tschechen Ortstafeln und Gemeindesiegel in zweisprachige, das Gut wird zum Staatsgut erklärt, Gendarmerie und Postamt werden mit Tschechen besetzt. Die Kriegsanleihe ist verloren, 100 österreichische Kronen werden in 10 tschechische umgetauscht, die Spareinlagen auf ein Zehntel gekürzt.
Nach den Gemeindewahlen von 1923 ist Anton Sogl erster Bürgermeister, er bleibt es bis 1938. In seiner Amtszeit werden die Kirche renoviert, der Kindergarten gebaut, die Feldwege instandgesetzt, die Elektrifizierung durchgeführt (1925), die Schulein richtungen (Bänke, Tafeln, Lehrmittel) erneuert, die Lernmittelfreiheit beschlossen, die Straßen im Überschwemmungsgebiet aufgeschüttet, die Gassen reguliert, die Kanalisation angelegt, die Ansiedlung gepflastert und die Kriegergedächtniskapelle und die Turnhalle mit Kino gebaut.
Die Grenzziehung schneidet Südmähren vom bedeutenden Absatzgebiet Wien ab. Auf den staatlichen Gutshof kommen kinderreiche tschechische Familien, für die 1927 an der Grusbacher Straße der Prachtbau ihrer Minderheitsschule mit ange schlossenem Kindergarten errichtet wird. Den deutschen Arbeitern wird nahe gelegt, ihre Kinder dorthin zu schicken, um drohende Entlassung abzu wenden. Am 24. September 1938 werden acht Geiseln verhaftet, auch Bürgermeister Sogl um “Ruhe und Ordnung zu sichern“. Sie werden über Nikolsburg auf den Spielberg bei Brünn verbracht bzw. in ein KZ bei Königsfeld. Die wehrpflichtigen Burschen und Männer folgen dem Mobilisierungsbefehl nicht, verstecken sich in Scheunen, auf Dachböden und in der Au. Am 6. Oktober werden die Geiseln wieder entlassen, am 8. Oktober rücken deutsche Truppen ein, die letzten tsche chischen Grenzer, Staatspolizisten, Gendarmen, Finanzer und Gehilfen ziehen noch vor 12 Uhr gegen Mariahilf ab.
Die Bezirksstraße von Nikolsburg nach Znaim wird geteert, eine Hilfsstelle für Mutter und Kind und ein schulärztlicher Dienst werden eingerichtet. Obst und Gemüse werden gesammelt und von der Bezirksabgabestelle für Obst und Gemüse (BASt) abgeholt. Da im Krieg oft Transportmittel fehlen, verderben wertvolle Lebensmittel. Ein Standesamt wird im Gemeindehaus neben der Bücherei an der Ecke zur Schenkhausgasse eingerichtet. Als Ersatz für eingerückte Männer werden 33 kriegsgefangene Franzosen in Dürnholz in einem Haus in der Brunnengasse einquartiert, sie arbeiten tagsüber bei den Bauern. Vor dem herannahen der Front werden sie nach Westen verlagert. Außerdem wohnen 35 Ostarbeiter, meist Frauen aus Polen, in den Bauernhäusern, wo sie arbeiten.
Mitte April 1945 ergeht die Weisung, die Räumung der Ortschaft vorzubereiten. Nur wenige Familien entschließen sich, unter dem Schutz der abziehenden Kampftruppen die Heimat zu verlassen. Am 1. Mai haben unter Beschuß und Bombardement besonders die Häuser an der Brünner Straße bis zur Herrengasse zu leiden, die Südseite der Ansiedlung, das Dörfl und die Südseite des Marktplatzes. Am 7. Mai dringen nach heftigem Beschuß von fünf Uhr früh bis neun Uhr die Sowjets von der Brünner Straße her ein, nach Ersatz der gesprengten Maut- und der Mühlgrabenbrücke auch von Osten, die deutschen Kampftruppen weichen gegen Grusbach und Leipertitz zurück. “Der Krieg endete beim Geppert-Kreuz auf der Ansiedlung.”
Ein Bleiben in unbeschädigten Häusern ist ausgeschlossen, die Deutschen schlafen in zerschossenen Häusern oder auf dem Preßhausboden. Das Vieh wird notdürftig versorgt, die Männer müssen Munition wegräumen, Gräben aufschütten und Tote und Viehkadaver begraben. Das Schloßinnere ist verwüstet tschechische Banditen und Ostarbeiter plündern die Häuser aus. Anfang Juni werden Parteimitglieder, wichtige Personen aus Wirtschaft und Bildung verhaftet und ins Kreisgericht nach Nikolsburg gebracht. Dort sind sie bestialischen Mißhandlungen durch die Tschechen ausgesetzt, Frauen werden den Sowjets zur Vergewal tigung überlassen. Im Mai und im Juni kommt es zu Todesfällen durch Typhus. Anfang Juli lassen sich die ersten Tschechen nieder, die Häuser sind bereits völlig ausgeraubt.
Am 6. März 1946 geht der erste Transport mit Alten, Kranken und Frauen mit vielen Kindern ab. Die Zurückgebliebenen leiden unter Nahrungsmangel und Schikanen, im Mai sind die Zustände so unerträglich, daß sie sich freiwillig zum Abschub melden. Alle zwei, drei Wochen geht ein Transport mit einigen hundert Personen ab, der letzte im September.
In “Kurorte und Sommerfrischen in Mähren und Schlesien”, 1910 in 7. Auflage (10.000 Expl.) herausgegeben vom Fremdenverkehrsverband für Mähren und Schlesien, Preis 60 Heller, konnte man über Dürnholz auf S. 295f. u. a. lesen:
“In den Gasthöfen ‚Zum Goldenen Roß’, ‚Zum Goldenen Hirschen’ und ‚Zum Schwarzen Adler’ mit je drei bis vier Fremdenzimmern sowie im Brauhaus werden gute Speisen und Getränke, besonders Wein, verabfolgt. In dem Markte wird bedeutender Obst- und Gemüsebau betrieben. Hier findet sich günstige Gelegenheit zu Flußbädern in der vorüberfließenden Thaya und zu Sandbädern; in dem 5 Minuten entfernten Walde, in der Dürnholzer Au zu beiden Seiten der Thaya und in der Schlucht beim Fasangarten hübsche Spazierwege. Ausflüge auf die Steinheide und den Johannesberg (283m), nach Unter-Tannowitz (Moraweks Gasthof ‚Zum Weißen Rössel’), Bratelsbrunn (Prohaskas Gemeindegasthaus) und Nikolsburg und von hier in die Pollauer Berge oder nach Eisgrub.”
Marktgemeinde, Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post- u. Telegraphenstation 3480 ha 170-180 m ü.d.M.
Haufendorf mit vom Marktplatz auseinanderstrebenden Straßen am linken Thayaufer, auf ebener Flur, westlich erstreckt sich das Hohe Feld (215 m), nordwestlich der Haidenberg (228 m) und der Ofenberg (210 m), nördlich der Galgenberg (201 m), Sonnenberg (206 m), die Große Haide (212 m) und die Treskowitzer Marter (225 m); Gemeindeanteil 105 ha, Reichsdomäne 1037 ha.
Das flache Bett der Thaya und niedrige Dämme erleichtern oft Überschwemmungen nach andauerndem Regen und schweren Wolkenbrüchen. Auch der Stausee bei Frain kann die Wassermassen nicht fassen, Folge: Versandung von Wiesen, großer Schaden bei der Heuernte.
Im Jahre 1944 bewirtschaften 630 Familien 83 Betriebe mit 10-28 ha, 81 Betriebe mit 5-10 ha und 511 Betriebe mit 0,5 bis 5 ha.
Bautyp der eingeschossigen (ebenerdigen) Gehöfte ist allgemein der Hakenhof mit den Wohnräumen an der Straßenfront, im langen Seitentrakt befinden sich Wirtschaftsgebäude und Stallungen, bei größeren Höfen schließt der Stadel parallel zur Straßenfront den Hof nach hinten ab.
Bodenbeschaffenheit: von lehmigem Sand über sandigen Lehm bis zu schwerem Lehmboden; in der Thayaniederung Schwemmboden, als Weidegrund genutzt, auf den flachen Hügeln lehmiger Sand mit Weingärten (Blaufräkischer, Portugieser, Gutedel, Müller-Thurgau, Welschriesling, grüner und roter Veltliner), vorherrschend Stockkultur (1000 Stock/ha), vereinzelt Drahtkultur. Erträge von 1l/Stock waren möglich. Auf freien Flächen und zwischen Weingärten Obstbau aller Arten von Beeren- und Steinobst. An Verbindungsstraßen Obstbäume: Absatz erst nach dem Anschluß 1938 sicher durch Verbrauchermarkt Wien. Feldanbau von Paradeisern (Tomaten) und Gurken. Bei Getreide überwiegend Weizen (bis 30 dz/ha), bei Hackfrüchten die Zuckerrübe (bis 400 dz/ha) wegen der Nähe der Zuckerfabrik Grusbach (7 km). Kartoffel und Körnermaisanbau vorwiegend für Schweinemast. Beim Feldfutteranbau überwiegt die Luzerne, als Tiefwurzler bei geringer Niederschlagsmenge (650 mm Jahres mittel) geeignet.
Namhafte Pferdezucht, Beschälstation mit vier Hengsten. Am linken Thayaufer hinter der Bogenbrücke im Winkel der Fohlenauslauf “Füllaschronga”.
Flurnamen/Riedbezeichnungen:
Anger, Aufeld, Aulas, Bauernmaiden, Baumgarten, Bassgeigen, Bergwaide, Berg quanten, Breitenweingarten, Brünndlhaid, Burgstall, Dworschakische, Fasanhaus, Fuchsengrund, Fuchsenteich, Galgenberg, Galgenteich, G’mirk, Große Haide, Grund holbe, Haidbrünnl, Hauptmannsche Ried, Hinterm Galgenberg, Hinterm Ofenberg, Hintern Krautgärten, Hintern Lüssen, Hintern Remisen, Hintern Triften, Holnitzanger, Holnitzbreiten, Holnitz Lange, Holnitz Nassen, Hohes Feld, Hohenfeld-Lus, Hofpopinten, Hopfengärten, Irritzer Weg, Kashübl, Kasmacherwiese, Kastenberg, Kiristetten, Kleine Haid, Krautgärten, Kreuzweingärten, Kuchelgarten (Großfeld oder “Brat’n” der Herrschaft, zugleich Dreschplatz, Ortsausgang Richtung Weißstätten), Lahn, Lamnitzgrund, Neumannsche Ried, Ofenbergäcker, Ofenbergweingärten, Probitzer Pfaffengrund, Remis, Sauteich, Sonnenberg, Schafhütten, Schinderhausäcker, Sternberge, Sternberger Sutten, Stetten, Stierweide, Stückeln, Thayafelder, Thaya trift, Trank teich, Treskowitzer Winkel, Triftäcker, Triftberg, Urbau, Wostitzer Winkel, Zehentweingärten, Zeiselberg, Zeiselbergweingärten, Ziegelberg, Ziegelteich, Zinsliesl;
Angerwiesen, Ansiedlerwiesen, Bierwiesen, Bodawiesen, Federmarkt, Ganslwiesen, (“Ganslwad”Ganselweide, nicht selten mit tausend Gänsen), Grönitzerwiesen, Hauerwiesen, Hauswiesen, Hinterer Anger, Hintere Hauswiesen, Hinterm Krautgarten, Hoher Garten, Lederhosen, Rohrwiesen, Roßtrommel, Roßweide, Zionswiesen.
Gewässer: Thaya, Alte Thaya, Gruibischer See, Fasanhausgraben, Haidbrünnl, Honnefgraben, Kalter, Kalter Graben, Kasmachergraben, Mühlgraben, Remis graben, Sauteichgraben, Steggraben, Sternbergbrünnl, Ziegelteichgraben.
In der Flur Burgstall, etwa zwei Kilometer westlich des Ortes, befindet sich eine längliche Erhebung, die von Gräben und Wällen umgeben ist, aus dem frühen Mit telalter stammend, wohl Kult- und Gerichtsstätte.
Zwei Flurnamen erinnern an verödete Orte, Urbau, 2,5 km nördlich, und Holnitz, 3 km nordöstlich, die im Urbar von 1414 aufgeführt sind und in den Hussiten kriegen sowie den Grenzkriegen mit Ungarn zerstört wurden. Bei Ausgrabungen fand man Skelette und Münzen, die eine Datierung erlauben.
Straßen und Gassen:
Angerg., Ansiedlung, Apothekerg., Bäckerg., Bergg., Binderbergg., Brückenstr., Brünner Str., Brunneng., Dörfl, Fabrikg., Feldg., Garteng., Grusbacher Str., Hafnerg., Hans-Kudlich-G., Haseng., Herreng., Hintere Thaya-G., Kircheng., Kürschnerg., Kuhsteigg., Leipertitzer Str., Lindenplatz, Ludwigg. Marktplatz, Meierhofs., Mühle., Neubaus., Neun., Ofenbergg., Riemers., Sackt., Schloßberg, Schwemmt., Thaya., Wagners.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, 1750-57 auf kreuzförmigem Grundriß von 36 mal 11 Metern, mit einer Kuppelhöhe von 22 m über dem Zentralraum, von Baumeister Franz Anton Grimm aus Brünn, 1925 renoviert. Statuen von Josef Schwei gel d.Ä., Altarbilder von Josef Winterhalter: Hauptaltar: Heilige Dreifaltigkeit, flankiert von Statuen der hl. Cyrill und Method, rechter Seitenaltar: vier zehn Nothelfer, daneben die hl. Wendelin und Notburga, linker: die hl. Kommunion mit den hl. Florian und Sebastian. Im linken Turm die Wandlungsglocke (112 kg), die Sterbeglocke (168 kg) und die ”mittlere” Glocke (672 kg), im rechten die “große” (1512 kg), nur an Feiertagen und bei hohem Besuch, etwa des Bischofs, geläutet. Die drei kleineren im I. Weltkrieg abgeliefert, das Geläut 1923/24 wiederhergestellt, 1942 zwei Glocken weggebracht. Missionare stellen 1925 an der linken Vorderseite ein weißes Steinkreuz anstelle eines roten Holzkreuzes auf.
Pfarrei, erbaut 1181, bis 1757 Kirche, Zwiebelturm 1832 abgetragen. Die Mariensäule (Pestsäule) auf dem Marktplatz, im Volksmund “Heilige Säule”, 1718 zum Dank für die Errettung vor der Pest der Jahre 1714 und 1715 errichtet, wahrscheinlich vom Steinmetz Andreas Steinböck aus Eggenburg. Auf quadratischem Unterbau mit Steingeländer stehen an den Ecken der hl. Joseph, der hl. Nepomuk, der hl. Florian und der hl. Sebastian. Aus der Mitte steigt eine sich ver jüngende Wolkenpyramide auf, darüber Weltkugel, auf der Maria mit dem Jesuskind steht und einer Schlange den Kopf zertritt. Kriegergedächtniskapelle am Westende des Marktplatzes, dem Friedhof vorgelagert, 1925 vom Dürnholzer Baumeister K. Brüdl errichtet. Über dem Eingang Skulptur eines sterbenden Kriegers, den Christus in seinen Armen hält, vom Znaimer Bildhauer Schnattinger. Darüber Inschrift: “Unseren Helden 1914 – 1918 die Heimat!” Innen Namen der 102 Gefallenen, in Marmortafeln eingemeißelt. Gärtlein vor der Kapelle mit Eisenziergitter, stets mit Blumen bepflanzt. Von den Tschechen 1945 dem Erdboden gleichgemacht. Schloß, über Grenzbefestigung vom Ende des ersten Jahrtausends, 1376 neuer baut, in den Kriegen gegen Georg von Podiebrad von den Ungarn nieder gebrannt, von Graf Christoph Frhr. von Teuffenbach 1583 – 1585 im Stil der Renaissance ausgebaut, 30jährigen Krieg 1645 dreitägige Schwedenbelagerung. Bauteile aus dem 16.Jh., unter den Trauttmannsdorff 1750 – 53 unter Mitwirkung von F. A. Grimm und I. Lengelacher barock ausgebaut (Treppenhaus und Aufstockung auf drei Geschosse), außen einheitlich gestaltet. Umbau 1836, Kirche im Inneren und Zwiebelturm über dem viergeschossigen Bauwerk werden entfernt. Prof. Erich Hubala: “Eine einfache, aber schöne Putzgliederung und die abgerundeten Gebäudekanten gaben dem Bauwerk etwas von einem Stadtpalast.” Zugang von der Brünner Straße an Statuen von Herakles und Pallas Athene (im Volksmund “Stei nerne Männer”) vorbei zum Gartenportal 1583 aus der Zeit des Renaissancebaues, mit Wappen von Erbauer Teuffenbach. Vom ehemaligen Burg graben sind noch Reste erhalten, statt der hölzernen Zugbrücke eine Steinbrücke. Über dem Eingang zum Schloß bis 1918 der österreichische Doppeladler, von den Tschechen abgeschlagen. An der zur Thaya abfallenden Seite sind noch Reste der Burg mauer erhalten. Seit 1764 der Ritterakademie des späteren Theresianum zugeeignet. Beherbergt Verwaltung und Wohnungen herrschaftlicher Beamten. Ab 1919 tschechoslowakisches Staatsgut, 1938 Reichsdomäne. Neben den Parkanlagen Gebäude mit Wohnungen für Angestellte und Arbeiter, im Norden der Gutshof mit Ställen, Stadeln und Wohnungen.
Rathaus, 1591, mit Laubengang an der Südseite, 30 m lang; nahe Kirche und Pfarrei, begrenzt den Marktplatz im Osten.
Das ehemalige herrschaftliche Brauhaus an der Mautbrücke, am linken Thayaufer, 1790 stillgelegt und in eine Gastwirtschaft umgewandelt.
Das Gronauische Haus in der Herrengasse, benannt nach einem ehemaligen Besitzer (vor 1848), vormals Freihof, erbaut während des 30jährigen Krieges, mit Räumen in der ursprünglichen Form (Stuckdecken) und Insignien Kaiser Ferdinands II.
Die alte Mühle am rechten Ufer des Oberwerkgrabens, 1787 verkauft, auf ihrem 25 m hohen Schornstein alljährlich Nistplatz für ein Storchenpaar.
Die neue Mühle am linken Ufer, 500 m von der Thayamündung entfernt.
Schulen
Seit 1652 sind katholische Lehrer belegt; schon 1607 bittet ein reformierter (diese wohnen bei den Pastoren) um ein Salär.
Volksschule, 1784 auf dem Grund des Pfarrgartens erbaut, 1815 und 1824 abgebrannt. 1836 Neubau zweigeschossig mit zwei Lehrzimmern, Wohnung und Raum für den Gehilfen. 1871 um zwei Lehrzimmer vergrößert, 1872 und 1873 um je ein weiteres Zimmer, wofür die Wohnung des Schulleiters aufgelöst wird, 1881 fünftes Lehrzimmer, 1883 sechstes. Nach Bau der Bürgerschule 1885 den Mädchen zugewiesen. Knabenvolksschule, von 1885 bis 1938 im Gebäude der Bürgerschule, Leiter ist jeweils der Direktor der Bürgerschule. Oktober 1938 in das von den Tschechen 1925 errichtete Gebäude ihrer Minderheitsschule hinter den “neuen Häuseln” an der Grusbacher Straße verlegt.
Die Bürgerschule an der Brünner Straße, nach dem Gesetz von 1883, das diesen Schultyp begründet, bereits 1884 beschlossen, 1886 fertiggestellt. 1938 durch die Auslagerung der Volksschule Erweiterung der dreiklassigen zu einer vierklassigen Hauptschule möglich, 1940 zu einer sechsklassigen Mittelschule für Buben und Mädchen, der einzigen im Kreis Nikolsburg.
Musikschule, ab 1939 im Rahmen der Deutschen Arbeitsfront bestehend, von Hauptlehrer Wenzel Max geleitet, nutzt zwei Klassenzimmer in der Mädchenschule, mit Klavier; 57 Buben und Mädchen werden in Klavier-, Geigen-, Akkordeon- und Gitarrespiel sowie Musiktheorie und Gesang unterrichtet. Kindergarten, um 1910 geplant, 1928 erbaut, mit Altenheim und Schwesternstation. Die Schwestern betreuen und pflegen Kranke und Arme, führen den Kindergarten mit 70 bis 80 Kindern in zwei Abteilungen. Die pädagogische Leitung liegt beim Direktor oder einer Lehrkraft der Bürgerschule. Nach dem Anschluß über nimmt die NSV den Kindergarten. Während einer Scharlachepidemie werden die betroffenen Kinder im Kindergarten untergebracht und von den Schwestern gepflegt.
Die Brücken
Zehn Brücken tragen die einzige östliche Verbindungsstraße durch das bis zur Straße Guldenfurt – Neusiedl reichende Überschwemmungsgebiet der Thaya. Die Mautbrücke über den ersten Mühlgraben, drei Bögen aus Quadern, Eisbrechern und steinernen Torpfeilern, weist auf eine ehemalige Zollstation hin. Gegen, Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt. Eine Eisengitterbrücke über den zweiten Mühlgraben. Die Bogenbrücke, 1901 erbaut, Wahrzeichen des Ortes, überspannt die eigent liche Thaya. Die Johannesbrücke, längste und vielleicht älteste, 1630 aus Ziegeln gebaut, dem hl. Nepomuk geweiht, dessen Statue rechts an der Brücke steht, links auf einem Pyramidenstumpf eine Weltkugel. 18 Durchlässe, z. T. schon bis über die Hälfte versandet. Zwei Holzbrücken, eine Betonbrücke, die Hohe Brücke und zwei weitere Holzbrücken, diese mit Betonröhren.
Die Gemeindebücherei, gemäß Gesetz vom 30.1.1920, das für jede Gemeinde eine öffentliche Bücherei vorschreibt, mit jährlich 50 Heller pro Kopf der Bevölkerung zu unterhalten. Eine bestehende kleine Bücherei des Südmährerbundes wird mit jährlich 1.500 K? ausgebaut, zählt bald 2000 Bände. Die Buchauswahl obliegt dem Bildungsausschuß der Gemeinde mit den Leitern der Bücherei, Lehrerin Antonie Friedrich, Fachlehrer Josef Frodl und Oberlehrerin Therese Guschl. Der Bildungsausschuß kümmert sich außerdem um Veranstaltungen mit bildendem Charakter, Vorträge, Spiel- und Theaterabende und Singstunden, die steuer frei bleiben, wenn er sie trägt.
Kapellen und Kreuze
Kapelle am Krebsschen Ziegelofen mit der Inschrift “Maria, Königin des Himmels, beschütze und segne uns!”, 1910 vom Besitzer erbaut, alljährlich Ziel eines Bittganges.
Kapelle zum gegeißelten Heiland an der Brünner Straße, auf dem Acker von Ferdinand Grondinger
Statue des hl. Florian in der Thayagasse, neben dem Haus von Ferdinand Grondinger. Am Namenstag des Heiligen, dem 4. Mai, Prozession dahin, man betet um Schutz bei Wasser- und Feuersgefahr.
Statue des hl. Johannes von Nepomuk an der Johannesbrücke
Quapilkreuz an der Straßengabelung Dürnholz – Guldenfurt – Neusiedl – Nikolsburg.
Ein Steinkreuz mit Säulengeländer am Nordende des Gartens der Bürgerschule. Daneben schlug eine Bombe ein, ohne das Kreuz zu beschädigen.
Ein Steinkreuz an der Brünner Straße, auf den “nassen Äckern”, wo vor dem Schlachthaus die Straße gegen Mariahilf abbiegt, errichtet von Kaspar und Rosalia Stanzl.
Das Weiße Kreuz, ein großes Steinkreuz, an der Abzweigung von der Brünner Straße zum Galgenberg. Ein Steinkreuz, mit Eisengitter umgrenzt, von Ludwig Geppert errichtet, in Verlängerung der Ansiedlung an der Abzweigung zu den Ofenbergen.
Ein Steinkreuz, gestiftet von der Familie des Altbürgermeisters Johann Gerischer, in der Mitte des Ofenbergweges, Richtung Galgenberg.
Das Küllersteinkreuz an der Abzweigung von der Leipertitzer Straße zur Sandgrube.
Das Pohopkreuz, im Schatten zweier alter Akazien, an der Einmündung des Kiristettenweges in die Leipertitzer Straße.
Das Schererkreuz am oberen Zehentweingartenweg, am Ende des von der Leipertitzer Straße kommenden Breitenweingartenweges.
Ein Eisenkreuz mit Steinsockel an der Grusbacher Straße vor der Zimmerei Ellner, das 10 m einwärts versetzt wurde.
Ein großes Holzkreuz an der Abzweigung von der Grusbacher Straße zum Aufeld.
Das Konrad-Lohner-Kreuz auf herrschaftlichem Grund an der Grusbacher Straße an der Einfahrt “Hinter den Lüssen”.
Ein Kreuz mit der Inschrift “Gott segne unsere Felder!” an der Abzweigung des Probitzer Weges im Aufeld. Ein Bildstock am Stettenweg, in der Nähe des Hubertuskellers.
Ein Bildstock hinter dem Krebsschen Ziegelofen, an der Weggabelung Treskowitz – Irritz.
Ein kleiner Bildstock an der Zehnbrückenstraße erinnert an den Nikolsburger Mühlbauer Adolf Kormann, dessen Fuhrwerk durch Hochwasser von der Straße abgetrieben wird, wobei die Pferde ertrinken.
Ein Marterl, hochgemauert, mit zeltdachförmigem Abschluß, am Westende des Marktplatzes, wo sich die Straßen nach Leipertitz und Grusbach trennen.
Ein Marterl, ähnlich gebaut, an der Abzweigung von der Leipertitzer Straße zum Kreuzweingarten-Triftweg. Das “Treskowitzer Marterl”, vermutlich als Pestsäule errichtet, schon auf Treskowitzer Boden, am Zusammenstoß der Fluren “Neumannsche Ried” und “Beim Irritzer Weg”.
Turnhalle und Kino
Einem 1924 eingerichteten Fond wird alljährlich ein fester Betrag zugeführt. Im Mai 1932 beschließt der Gemeinderat den Bau, ein Kino soll mit seinen Einnahmen Tilgung der Darlehen und Zinszahlung erleichtern. Baugrund ist der weitläufige, an die Herrengasse reichende Hof des Gemeinde-Gasthauses “Zum Goldenen Hirschen”. Ing. Friedrich Frank plant auf 800 qm einen Kino- und Turnsaal von 30 m mal 11,5 m, Waschräume und Toilette, Kasse, Garderobe, Buffet und Küche, bei festlichen Anlässen finden 1500 Personen Platz. Festlich eröffnet im Mai 1934. Nach dem Anschluß muß die Gemeinde das Kino verpachten. Vorstell ungen Freitag und Samstag, am Sonntag zwei
Einrichtungen
Schlachthaus an der Brünner Straße, etwa 1 km außerhalb, moderne Einrichtung des Fleischerhandwerks. Wasenmeisterei (Schinder) nordöstlich vom Ort, wegen der Nähe zu Wohnhäusern an den Anger verlegt. Fasanhaus, Jagdhaus, 2 km vom Ort entfernt, Richtung Treskowitz/Wostitz “Schafhütte”, Jagdhaus, nahe dem herrschaftlichen Ziegelofen (1930 einge stellt). Jahrmärkte, bewilligt von Kaiser Leopold I. am 4. 12. 1701, am Montag nach Dreikönig und nach dem dritten Sonntag nach Ostern (Rogate) und nach Bartholomäus (24. August); 1784 gewährt Josef II. zwei weitere, am Montag nach dem dritten Fastensonntag (Oculi) und am Montag vor Brigitta (5. Okt.). Die Weinfreiung erlaubt acht Tage vor und nach dem Markt Ausschank von Wein in einem Buschenschank am Marktplatz.
Dritter Jahrmarkt, bewilligt 1701 durch Kaiser Leopold I., am Sonntag nach hl. drei König; zwei weitere 1784 durch Kaiser Josef II., am Montag nach Oculi und nach Brigitta. Wochenmärkte, bewilligt von Kaiser Karl VI. am 24. 1. 1716, jeden Mittwoch. Der erste Viehmarkt am 11. 1. 1859, danach am Dienstag nach dem Jahrmarkt.
Verkehr:
Per Postomnibus dreimal täglich zum Bahnhof Neusiedl-Dürnholz und zurück, ab November 1938 per Privatomnibus zweimal täglich nach Nikolsburg und zurück, ab April 1939 einmal täglich nach Wien Schwarzenbergplatz und zurück, jeden Mittwoch nach Znaim und zurück.
Handel, Gewerbe, freie Berufe etc. (1939)
Apotheke
drei Ärzte: Distriktsarzt Dr. Anton Bartek, Dr. Hans Eckert, Dr. Herbert Hauser
Tierarzt: Dr. Leopold Hrdina
Landmaschinenfabrik Lange (Sämaschinen)
Sägewerk
2 Ziegeleien
Gärtnerei
7 Gasthäuser 7 Gemischtwarenhandlungen
7 Fleischhauer 5 Bäckermeister Eisenhandlung
5 Obst- und Gemüsehändler 2 Schnittwarengeschäfte Elektriker
2 Schuhgeschäfte 3 Bindermeister Eierhändler
Blumenbinderin 8 Dachdecker Drechsler
Fotograf 5 Friseure Glasermeister
2 Hebammen Hutmacher Kaminkehrer
Korbflechter 3 Malermeister 2 Makler
2 Maurermeister Mechaniker Pferdefleischer
3 Sattlermeister 3 Schlossermeister 3 Spengler
2 Wagnermeister 3 Zimmermeister 9 Schuhmacher
4 Schmiedemeister 5 Schneiderinnen 2 Uhrmacher
7 Schneidermeister 4 Tischlermeister 3 Trafikanten
2 Zuckerbäcker Kinovorführer
Vereine
Turnverein, 1900, übt bis zum Bau der Turnhalle in der Mädchenschule, nach dem Ersten Weltkrieg Schülerturnen im Verein. Erste öffentliche Veranstaltung ist eine Theateraufführung der Turner. Alljährlich im Mai oder Juni Schauturnen auf dem Marktplatz. Sonnwendfeier (mit Feuerwehr) auf der Ganselweide, Wintersonnenwendfeier in Gasthaussälen. Am 2. 10. 1922 Beteiligung an der Grundsteinlegung für das Heldendenkmal bei der Rosenburg in den Pollauer Bergen. Das 7. Gauturnfest wird am 29. Juni 1938 in Dürnholz abgehalten.
Feuerwehr, 1875 mit 40 aktiven und 37 unterstützenden Mitgliedern, 1945 mit 85 bzw. 451. Feuerwehrhaus 1900 mit Motorspritze, auf 16 m ausziehbarer Leiter. Gerätschaften werden 1925 mit Spenden der Bevölkerung modernisiert.
Sängerbund, 1877, zur Pflege von Volks- und des Kunstlied, Veranstaltung musikalischer Abende mit der Orchestervereinigung, durchschnittlich 45 aktive, über 100 unterstützende Mitglieder. Die Tätigkeit muß 1938 eingestellt werden.
Militär-Veteranenverein, 1881, zur Pflege der Kameradschaft und zur Unterstützung von Kriegerwitwen. Muß im tschech. Staat umbenannt werden, jetzt Kameradschaftlicher Unterstützungsverein. Deutscher Kulturverband mit Hauptleitung in Prag, zur Erhaltung deutscher Schulen in Sprachgrenzgebieten. Die 100 deutschen Kinder aus Fröllersdorf, Guttenfeld und Neu-Prerau werden mit Schultaschen, festen Schuhen, Handschuhen und Mützen ausgestattet, nachdem dort die deutschen Schulen geschlossen worden sind.
Zugrinder-Versicherungsverein, 1932, ersetzt Schätzwert von zu Schaden gekommenen Tieren, wenn tierärztlich nicht heilbar, Notschlachtung nötig.
Allgemeiner Viehversicherungs-Verein, vor allem für Milchkühe, die nicht ein gespannt werden. Bürgerliche Spar- und Vorschußkassa, 1870, Kontobestände 1945 von dem durch die Tschechen dienstverpflichteten leitenden Angestellten Johann Handl festgehalten und durch viele tschechische Kontrollen nach Deutschland gebracht, damit wurde ihre Anerkennung durch Behörden erreicht. Kreditanstalt der Deutschen, Zweigstelle Dürnholz, Geldinstitut, das dem spekulativen Bodenerwerb der Tschechen Widerpart bieten sollte.
Milchgenossenschaft m.b.H., 1913, Übernahme der Milch in dem gekauften Kleinhaus, Herrengasse 24, Transport mit Pferdefuhrwerk zum Bahnhof Neusiedl -Dürnholz, von dort als Frischmilch nach Wien. Nach dem I. Weltkrieg von Wien abgeschnürt, die Milch muß nach Brünn gebracht werden. Molkerei in Dürnholz 1926 errichtet, Abnehme ist der Zentralverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Brünn. Wegen Differenzen Rückkehr zum Frischmilchversand. Nach 1938 Besserung des Absatzmarktes, jetzt wieder Erzeugung von Milchprodukten. Nach Errichtung einer Molkerei in Lundenburg Einstellung dieser Produktion, Frischmilch wird nunmehr nach Unterwisternitz geliefert, von wo Butter, Topfen, Buttermilch, Käsewasser u.a. rückgeliefert werden, für eine stillgelegte Molkerei ein recht einträgliches Geschäft.
E
Eisgrub 48° 48′ N, 16° 48′ O, Lednice, Nikolsburg
Geschichte:
Erste urkundliche Erwähnung 1222, mit der Herrschaft Nikolsburg schenkt Przemysl Ottokar 1249 auch Eisgruber Gründe dem Heinrich von Liechtenstein, 1332 und 1371 folgen weitere Teile, 1414 wird das Urbar begründet, das den Grundbesitz des Hauses erfaßt. Die Hussiten zerstören 1426 die Kirche, um 1500 wird ein Pfarrer genannt, Mitte des 16. Jh. nehmen die böhmischen Brü der die Pfarre ein, Karl von Liechtenstein setzt 1601 die katholische Lehre wieder ein. Um 1570 Ansiedlung von Kroaten, die vor den Türken fliehen, Bischofswarth entsteht. Anlage großer Fischteiche. Für 1577 ist eine “Veste Eisgrub” mit “Lust- und Frauengarten” verzeichnet. Seit 1598 sind Eisgrub und Feldsberg Hauptmajorate der Hauptlinie des Hauses Liechtenstein, zur Herrschaft gehören 5940 ha. 1626 Erhebung zum Markt. Im 30jähr. Krieg 1645/46 schwedische Besatzung, danach sind 86 Häuser zerstört. Höhepunkt der Pest, Türkeneinfälle. Fürst Johann II. (1840-1929) läßt Rathaus und Schule erbauen, eine 7 km lange Was ser leitung mit mehreren Zapfstellen legen, gründet die Gartenbaumschule, das Kloster (1900) und das Mendeleum (1913). Die ?SR enteignet zwei Drittel des fürstlichen Besitzes. Tschechische Familien ziehen zu in folge Besetzung von Ämtern bei Bahn, Post, Polizei und Schule. Fürst Johann II. läßt in seinem Amtshaus zwei Räume für eine provisorische tschechische Schule ausbauen. 1921 stellen die Burschen zum letzten Male einen Maibaum auf dem Marktplatz auf.
Am 14. April 1945 kommt der Befehl zur Zwangsevakuierung, am 15. verlassen 600 bis 700 Personen den Ort, am 15. Mai werden 17 Deutsche zu Fuß ins Konzentrationslager Göding getrieben, am 19. Mai werden 300 bis 400 nach Feldsberg und über die Grenze gejagt, die Verbliebenen folgen bald nach.
Bedeutend:
Fürst Johann II. (1840-1929)
Wilhelm Lauche (1859-1950), Hofgartendirektor)
Carl M. Thuma (1870-1935), akad. Maler
Dr. Hans Sittenberger (1863-1943), Dramaturg am Burgtheater, Autor von Dramen, Operntexten und Gedichten
Im Brünner Rathaus befindet sich ein Wagenrad, „Eisgruber Rad“ genannt. Ein Eisgruber Wagner soll gewettet haben, er könne in einem Tag einen Baum fällen, diesen nach Hause bringen, daraus ein Rad verfertigen und es zur Fahrt nach Brünn benützen, wo er am selben Tag ankommen werde. Er soll die Wette gewonnen haben, das Rad sei zum Andenken im Rathaus aufbewahrt worden.
Marktgemeinde, Bezirk, Gericht Nikolsburg 2641 ha 172 m ü.d.M.
Im Westen reichen die Ausläufer der Pollauer Berge ins Gemeindegebiet mit dem Mitterfeld (213 m), an der südlichen Gemeindegrenze liegen der Grenzteich oder Bischofswarther Teich, der Mitter- oder Eisgruber Teich und der Mühlteich, gespeist vom Steindammteich (Nimmersatt) bei Voitelsbrunn.
Bodennutzung: Getreide, Kartoffel, Zuckerrübe Feldgemüse: Gurken, Paradeiser, Zwiebeln, Zichorie, Erbsen u. a
Große Treibjagden (Fasane, Rebhühner, Hasen)
Fluren: Allachfeld, Altgebirge (“Oltenbiri”), Bohnhalmäcker, Mitterfeld, Haide (“Haad”), Haslacke (“Hoslocka”), Neuriß, Neubruch, Stettäcker, Plaka, Plantation Straßen, Plätze: Marktplatz, Kostler, Lundenburger, Feldsberger, Nikolsburger, Neudeker Straße, Bäcker-, Friedhofs-, Juden-, Untere Gasse, Ziegelstätte, Groißenzipf, Pottaschhütten, Böhmischer Prater
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarr(Schloß)kirche hl.Jakob d.Ä., ursprünglich aus der ersten Hälfte des 15.Jh., 1424 von Hussiten zerstört. Neubau 1495, wegen Baufälligkeit Neubau 1579; 1731 niedergerissen, jetzt in der Mitte des Südtraktes vom Schloß, 1856 neugotisch umgebaut. Kirche und Pfarre ab 14. Jh., Patronat der Fürsten Liechtenstein, eingepfarrt: Neudek Kapelle zur hl. Dreifaltigkeit an der Nikolsburger Straße, 1740 von Jakob Hahn. Johannes-von-Nepomuk-Säule, 1. Hälfte 18. Jh., im Markt.
Schloß, Sommerresidenz, erbaut anstelle einer vorherigen Veste, 1212 urkundlich erwähnt. Danach zunächst Renaissancebau, 1632 beginnt unter Carl I. der Umbau im Barockstil, mit Wasserspielen. Carl Eusebius läßt den Garten nach Versailler Muster ausgestalten, 1638 mit Lusthaus, 1642 Orangerie, 1644 Fasanenhaus. Reitstall unter Johann Adam 1688-98 von J. B. Fischer von Erlach, 1715 unter Anton Florian weiterer Ausbau und Bau von Orangerie, 180 m lang, sowie Musentempel; unter Alois Erweiterung durch Sternanlage mit Sonnentempel, Türkischem Turm, Aquädukt, Grotte, maurischem Badehaus und chine sischem Lusthaus. Unter Johann I. Umbau 1814-17 durch Josef Kornhäusel. Unter Alois II. Umbau des Schlosses im Windsor-Stil 1846-57 durch Georg Winkelmüller, vollendet von Johann Heidrich, Park jetzt im englischen Stil, der französische Park, oft überschwemmt, wird in eine Teichlandschaft verwandelt, die beiden Thayabetten werden an den Parkrand verlegt, aus Nordamerika Bäume eingeführt. Palmenhaus 1842-45 anstelle von Orangerie, Schloßtheater und Musentempel, Eingliederung der Pfarrkirche, jetzt gotisch. Erweiterung des Parks mit Prunkparterre unter Johann II. 1880-1896, wozu er einen ganzen Ortsteil aufkauft, den Marktplatz mit Rathaus und Schule sowie 60 Gehöfte (ca. 30 ha) verlegt. Dadurch neues Parterre, Gärtnerei, anschließend Baumschule. Der Fürst lebt in Feldsberg, Park und Schloß Eisgrub stehen Besuchern offen.
Rathaus, 1880, Baurat Hampe, neugotisch Kriegerdenkmal, 1924 Jubiläumsbrunnen, 1898, Karl Weinbrenner und Ferdinand Hartinger, zum 40jähr. Regierungsjubiläum des Fürsten, Inschrift: “Gott segne das Haus Liechtenstein”, “Die dankbare Gemeinde ihrem größten Wohltäter Johann II. 1858-1898”, mit Bild des Fürsten und Hauswappen.
Im Park:
Sonnentempel, 1794, Joseph Hardtmuth, 1840 demoliert Orientalischer (türkischer) Turm, 1797-1802 (Joseph Hardtmuth), Aussichtswarte, 70 m, Gegenstück zum Schloß, in einer Thayaschleife Aquädukt, künstliche Ruine einer röm. Wasserleitung im Schloßpark Hansenburg, im Tiergarten, 1807 von J. Hardtmuth, als gotische Burgruine aus dem 14.Jh.
In der Umgebung:
Im Theimwald, 2660 ha, zwischen Themenau, Eisgrub und Feldsberg, seit 1391 im Besitz der Liechtenstein, zumeist Kieferbäume, Forst- und Hegerhäuser, Reitalleen, Rennbahn, Jagd, seit 1919 zu Mähren gehörend. Teichschlößchen, Jagdsalettl, 1805, J. Kornhäusel, am Mitterteich Grenzschloß, 1827, J. Kornhäusel, am Bischofswarther Teich, Inschrift: “Zwischen Österreich und Mähren”. Das Grenzbächlein fließt mitten unter dem Gebäude durch. Jägerhaus, Jagdsalettl, Teichschlössel, 1816, Neuhof (1809) Joseph Kornhäusel, Liechtensteinischer Meierhof über dem Mühlteich mit klassizistischer Prunkfassade.
Schulen: Volksschule, gegr. 1520 unter evang. Einfluß, 1662 kath. Neugründung, 1770 umgebaut, 1816 umgebaut und vergrößert, einklassig, neues Schulhaus 1853, dreiklassig, Neubau 1883/84 (5klassig). Bürgerschule, im Volksschulgebäude, gegr. 1922, 3klassig, 1938 als Hauptschule in den Neubau der tschechischen Schule von 1936 an der Lundenburger Straße verlegt.
Schulen: Volksschule, gegr. 1520 unter evang. Einfluß, 1662 kath. Neugründung, 1770 umgebaut, 1816 umgebaut und vergrößert, einklassig, neues Schulhaus 1853, dreiklassig, Neubau 1883/84 (5klassig). Bürgerschule, im Volksschulgebäude, gegr. 1922, 3klassig, 1938 als Hauptschule in den Neubau der tschechischen Schule von 1936 an der Lundenburger Straße verlegt.
Einrichtungen
Frauenspital im Kloster der Barmherzigen Schwestern vom Orden des hl. Vinzenz und Paul, 1900 Armenhaus der Gemeinde, 1904/05 vom Fürsten gebaut, an der Neudeker Straße.
neuer Friedhof 1896
Trinkwasserleitung 1892-94 (Fürst Johann II.)
Elektrifizierung 1924
Kanalisation 1931
Post 1851, Telegraph 1869
Postexpedition nach Lundenburg 1851, ab 1873 Postmeister, bis 1901 Postkutsche
Lokalbahn Lundenburg – Eisgrub (15 km), 1901 auf fürstlichem Boden
4 Jahrmärkte, wohl seit 1614: Montag nach Dreikönig, nach Aegydi, Sonntag nach Cantate, Montag nach 1.Adventssonntag
Wochenmarkt am Mittwoch, Freitag und Sonntag Kino im Gemeindesaal
2 Ärzte, 1 Zahnarzt, 1 Dentist, 1 Tierarzt, 1 Hebamme
Gewerbe
Sägewerk, Konservenfabrik (Gurken, Paradeiser, Obst)
Zementwarenerzeugung, Tonwarenfabrik Ziegelei
7 Gastwirte 15 Gemischtwarenhändler 3 Gemüsehändler
4 Fleischhauer 6 Bäcker 4 Konditoren 3 Schmiede
3 Schlosser 2 Maurer 3 Maler 3 Tischler
Zimmermann Dachdecker 4 Sattler Drechsler
5 Schuhmacher 3 Glaser Uhrmacher 4 Friseure
4 Schneider Hutmacher Fotograf Binder
Spengler Töpfer Seiler 2 Trafikanten
Fahrradhändler Schreibwarenhändler Taxiunternehmer
Vereine, Genossenschaften:
Vorschuß- und Sparverein, gegr. 1871
Wirtschafts- und Gewerbeverein, gegr. 1877
Freiwillige Feuerwehr (1884)
Militär-Veteranenverein (1882), nach 1918 Unterstützungsverein gedienter Soldaten
Gesangverein (1893)
Turnverein (1910)
Bund der Deutschen
Deutscher Kulturverband
Sudetendeutscher Ständebund für Land und Gewerbe
Imkerbund
Kinderschutz und Jugendfürsorge
Bühnenverein “Eisgruber Bühne”, 1924, unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Sittenberger, Lehrkraft an der Gartenbauschule, werden jährlich mehrere Volksstücke aufgeführt, daneben Operetten und Singspiele unter Leitung von Fachlehrer Hugo Bartl; in der Remise des Reitstallgebäudes; gab auch Gastspiele, der Reingewinn ging gemeinnützigen Vereinen zu. Raiffeisenkasse, gegr. 1901 Druschgenossenschaft
F
48° 45′ N, 16° 45′ O, Valtice, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1192 als Grenzfestung, Johann von Liechtenstein erwirbt zwischen 1388 und 1391 sämtliche Feldsberger Besitzanteile, bis 1848 ist Feldsberg Liechtensteinisches Eigengut. Im Urbar von 1414 wird der Ort eingehend beschrieben: Altstadt und Neustadt (später Samstagstadt). 1426 von Hussiten ausgeplündert und niedergebrannt, 1458 von den Scharen Georgs von Podiebrad, 1480 von denen des Mathias Corvinus von Ungarn. Mitte des 16. Jh. evangelisch, 1599 wendet sich Carl wieder dem kath. Glauben zu, holt 1605 die Barmherzigen Brüder, 1645 wird F. von den Schweden erobert. Einfälle der Ungarn folgen 1663, 1683 und 1702-06. Pestepidemien wüten 1679/80 und 1713/14. Einer Feuersbrunst von 1763 fallen 80 Häuser und das Rathaus, 1801 abermals 87 Häuser zum Opfer. Stadttore und Türme werden 1841 abgetragen, die Mauern auf halbe Höhe. Seit 1850 bestehen Bezirksgericht und Steueramt. Die Eisenbahnlinie Lundenburg – Znaim wird 1872 eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Feldsberg 1919 von Österreich abgetrennt und der CSR zugesclagen, am 30. Juli 1920 veranstalten die Bürgermeister der Bezirke Feldsberg und Poysdorf im Rathaus eine Abschiedsfeier, am 31. Juli erfolgt die Besetzung durch tsche chische Truppen. Von da an erhöht sich der tschechische Anteil der Bevöl kerung bis auf 25%. Man nennt F. gern “Pensionopolis”, da sich hier gerne Pensionisten von nah und fern niederlassen. Am 6. Oktober 1938 marschiert die Wehrmacht ein. Bevor die Rotarmisten am 21. April eindringen, haben 30 bis 50 Prozent der rund 3000 Deutschen den Ort verlassen, sie können in Österreich dank früherer Zugehörigkeit leichter die Einbürgerung erreichen. Zwischen März und Juni 1946 werden die Daheim gebliebenen vertrieben, die meisten finden in Baden-Würtember (Raum Stuttgart,Ulm, Heidelberg) und in Bayern (Raum Augs burg, München) Aufnahme.
Brauchtum, Geselligkeit
Früh am Ostermontag reiten die Burschen (zuerst vom Christlichen Burschenverein, später vom Turnverein) zum Osterreiten zur Kirche, werden vor der Frühmesse gesegnet, der vorderste erhält ein Kreuz, dann reiten sie in alle Richtungen hinaus in die Felder, um reiche Ernte zu erbitten, zum Hochamt sind sie wieder zurück, die Besitzer der Pferde nehmen ihnen diese ab, und die Burschen gehen in die Kirche.
Eine Woche vor dem Kirtag am 15. August darf der Mann von der Frau keine Feld arbeit mehr verlangen, am Samstag werden die gestopften Gänse und die Hühner geschlachtet, Kolatschen gebacken. Am Sonntag und Montag ist Kirtag, am nächsten Sonntag Nachkirtag.
Beim “Wazauslösen” im Herbst suchen die Burschen rote Kolben, denn die berechtigen zu einem Busserl gegenüber der rechten Nachbarin. Nachher gibt es Hausbrot mit Käse oder Schmalzbrot, Zwetschgen und Weintrauben, auch saure Gurken. Zuletzt werden aus den Blättern “Wazpupperln” gemacht, die man an Haustürklinken hängt
Zur Weinlese – “Auf Golli (St. Gallus, 16. Okt.) les’ ma olli” – helfen gute Bekannte, jeder bekommt einen Kübel mit “Auslegeweinbeer”, danach folgt die Arbeit im Preßhaus: “Der Kelter rinnt, der Herbst beginnt”. Kurz vor Weihnachten folgt der Sautod, da gibt es auch den Dudelsack: mit Faschiertem gefüllter Magen, gebraten.
Beim Federnschleißen gibt es zum Abschluß den “Federhahn”, ein saftiges “G’nackbratl” mit Kipflersalat, Nußstrudel, Kipfeln, Wein, Tee mit Rum und Bäckerei. Dazu lustige Spiele und Tanzerei. Zu Silvester veranstaltet der Turnerbund im Deutschen Haus die Julfeier mit Turnübungen, Gesang, Theater und Tanz, um Mitternacht verwandelt sich auf der Bühne eine alte Frau mit einem Holzbinkerl in ein junges Mädel in weißem Kleid, ein Glas Sekt in der Hand, und wünscht “Prosit Neujahr!” Im Fasching folgen Kellerpartien mit gegenseitigem Besuch.
Am Gründonnerstag sagt man zu den Kindern: “Schaut’s nur fest zum Himmel, um neun Uhr fliegen die Glocken nach Rom.” Am Karfreitag kommen die Gläubigen zum Beten in den Raum mit dem Heiligen Grab, der den ganzen Tag geöffnet bleibt, die Ministranten halten Wache. Am Karsamstag kommen die Glocken wieder, beim Missionskreuz darf man sich etwas geweihte Asche nach Hause nehmen. In der Klosterkirche ist die Auferstehungsfeier schon um vier Uhr, die Prozession geht um das Kloster herum, an allen vier Ecken wird unter Trommelwirbel der Segen erteilt. Für die Auferstehung in der Pfarrkirche um halb sechs versammeln sich die Vereine auf dem Marktplatz, voran die Stadtkapelle, mit der Geistlichkeit, den Barmherzigen Brüdern, Ministranten, Lichter- und Himmelträgern ziehen die Gläubigen zum Heiligen Grab, anschließend um den Stadtplatz, zuletzt empfangen alle in der Kirche abermals den Segen. Der Deutsche Kulturverband hält bis 1938 mit anderen Vereinen ein Sommer fest im Raistenwald, zu dem ein Festzug mit Stadtkapelle hinauszieht. Gesang, Tanz und Turnvorführungen ergeben ein reichhaltiges Programm, den Reinerlös erhält das deutsche Schulwesen.
Stadtgemeinde. Kreis Nikolsburg, Gericht Nikolsburg
3802 ha (bis 1924 3415 ha) 195 m ü.d.M
Flurnamen:
Steinlehn, Schwemmfelder, Filzeln, Straußen, Bigeln, Kogeln, Dettenhengsten, Winterleiten, Schrattenbergeln, Krutern, Hinterthalern, Rein, Hochfelder, Holzweg, Allachfeld, Königsbrunner Felder, Geldschinken, Stadtlehn, Stattern, Stiftswiesen, Mahrgarteln, Pottenberge, Martinsberge, Furmannen, Vierteln, Zulissen, Neubruch, Breitenäcker, Satzen, Reisten, Hundertpfunder, Roßschwemme, Zeiselsberge, Taubenspirgeln, Fasangarten, Goldbergl, Schlüsseläcker, Schwefelquellen, z. B. im Belvedere und bei der Hubertuskapelle 3 Liechtensteinische Gutshöfe: Meierhof, Theimhof, Neuhof (Pferde- und Rinderzucht); Forstwirtschaft im Theimwald, Teichwirtschaft für Steindamm, Bischofswarther Teich, Mitter- und Mühlteich
Straßen, Plätze:
Berggasse, Dreibrüdergasse, Erfurter Straße, Eisgruber Straße, Feldbrunnengasse, Fiakergasse, Große u. Kleine Feldgasse, Hausnergasse, Josefstadt, Kleinseitengasse, Kolonie, Lundenburger Straße, Nikolsburger Straße, Lachgasse, Reinthalerstraße, Rampersdorfer Allee, Reistenstraße, Rosenfeld, Stadtplatz, Schloßgasse, Stadtgraben, Schießstätte, Samstagstadt, Villenviertel, Wiener Straße, Webergasse, Zimmerplatz
Baudenkmäler, öffentliche Einrichtungen
Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt, urkundlich 1259, im 16. Jh. vorüber gehend lutherisch, 1631-1671 unter Carl Eusebius neu errichtet durch Johann Baptist Carlone, danach Johann Jakob Tencala und Andreas Erna aus Brünn, Sakristei 1654, Turmkuppeln aus dem Jahr 1910, renoviert unter Johann II. 1840-1929). Hochaltarbild: Mariae Himmelfahrt, Kopie nach P. P. Rubens. Bild der hl. Dreifaltigkeit wird Rubens zugeschrieben. Von den vier Glocken werden zwei aus dem Jahr 1877 mit 393 und 210 kg Opfer des Ersten Weltkrieges, es bleiben nur die Große Glocke (740 kg, von 1464) und das “Zügenglöcklein” (1667). Im Jahr 1925 werden drei neue Glocken angeschafft, 358 kg, den Gefallenen gewidmet, 233 kg und 163 kg, beide Maria gewidmet. 1940 werden sie, nachdem sie alle zusammen noch einmal geläutet haben, vom Turm gewor fen, die Trümmer weggefahren.
Kloster der Barmherzigen Brüder, 1605 von Carl von Liechtenstein berufen, früheste Niederlassung des römischen Ordens nördlich der Alpen; Kreuzganghof inmitten des zweigeschossigen Krankenhauses; inneres Tor 1605, äußeres 1671; mit Kirche St. Augustinus (Altarbild), 1668-71, Türme 1883; Krankenhausanbau 1892, vergrößert 1932 (260 Betten), betreut von Barmherzigen Brü dern und Hedwigschwestern, mit eigener Landwirtschaft und Weingärten, größtes im Kreis Nikolsburg. Frauenspital, Liechtensteinsches Jubiläumskrankenhaus, als Frauenspital 1908 eingeweiht mit 33 Betten, 1911 erweitert, zuletzt 86 Betten. Isolierpavillon für Infektionskrankheiten, betreut von Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz und Paul.
Franziskanerkloster (davor ab 1286 Minoritenkloster, das den Hussiten zum Opfer fiel), 1487 von Johann von Capistran gegründet, in der Reformationszeit erloschen, 1692 wiederbelebt, 1803 aufgehoben, abgerissen, übrig bleiben “Kellerschlößl”, 1700, und Tor.
Mariensäule (1680)
Kreuzigungsgruppe 1760
St. Anna-Kapelle an der Rampersdorfer Allee
Josefskapelle am Zimmerplatz
Rotes Kreuz hinter dem Kreuskeller
Hl. Johannes von Nepomuk gegenüber Gasthof Adler und Ackerbauschule
Bildstöcke an der Eisgruber Allee, in der Reinthalerstraße
2 Marterl in der Reinthalerstraße, 1 am Fasanengarten, 3 am Promenadenweg,
Schloß, seit 14. Jh. Besitz der Liechtenstein; über Renaissancebau (16. Jh.) Umbau unter Carl Eusebius
Anfang des 17. Jh. durch Johann Baptist Carlone, Hans und Andreas Erna aus Brünn sowie Stukkateur
Giovanni Tencala. Unter Fürst Hans Adam Andreas erhält das Schloß nach 1712 durch Johann Anton Ospel die heutige Gestalt. Ehrenhof aus der 1. Hälfte des 18. Jh., aus dieser Zeit auch die Schloßkapelle. Spanischer Stall, Reitschule, Rokoko theater.
Rathaus, 1887/88, Josef Drexler, Wien; Renaissancestil, Turm 38 m, nachdem das 1764 erbaute trotz mancher Umbauten unbrauchbar geworden war.
Kriegerdenkmal
Stadtbrunnen 1896
Kreuzkeller mit Sekterzeugung, 1000l-Faß
In der Umgebung:
Belvedere 1818, ehemalige Fasanerie, am Belvedere-Wäldchen
Gloriette od. Raistenkolonade, 1814/23 von Joseph Kornhäusel, auf dem Raistenberg, 291 m, an der Grenze zu Österreich.
Im Theimwald, 2660 ha, zwischen Themenau, Eisgrub und Feldsberg, zumeist Kiefern, seit 1391 im Besitz der Liechtenstein, Forst- und Hegerhäuser, Reitalleen, Rennbahn, Jagd, seit 1919 zu Mähren gehörend: Hubertuskapelle (1855), neugotisch, Georg Wingelmüller; vor Jagden wurde hier die Messe gelesen. Jagdschlößchen in Form eines Triumphbogens Dianatempel, “Rendezvous” bei Parforce-Jagden, 1811-12 nach Plänen von Joseph Kornhäusel In der Teichlandschaft nördlich vom Theimwald:
Zirkus der drei Grazien, Tempel, 1825, Josef Engel, Saal mit Statue der Psyche von Kiesling, „die schwarze Jungfrau“ Apollotempel, Jagdschloß, 1817, Joseph Kornhäusel, als Aussichtswarte am Mühlteich (Apolloteich)
Schulen :
Volks- und Bürgerschule, 1877, mit 16 Klassenzimmern, Turnhalle, Zeichensaal
Gewerbliche Fortbildungsschule, dreijährig
Landes-Acker-, Obst- und Weinbauschule, 1873, zweijährig, mit Internat
Privatschule im Kinderasyl der Nordbahn, fünfklassig, mit Internat
Mädchenvolksschule, 1896
in der CSR tschechische Volksschule im Rathaus, bis 1938
Volkskindergarten in der Samstagstadt, 1885
Kaiser-Franz-Josephs-Kinderasyl, 1901, für 200 Kinder, ab 1920 Waisenhaus der Stadt Brünn, daneben
tschechische Bürgerschule, ab 1938 Kaserne
Volksbücherei, zuletzt 3000 Bände.
Heimatmuseum, 1919, im Rathaus
Kino im Deutschen Haus
Städtisches Schwimm- und Wannenbad, 1912
Bahnhof und Haltestelle Feldsberg-Stadt, an der Bahnlinie Lundenburg – Znaim
Post- und Telegraphenamt
Fürst Liechtensteinische Gutverwaltung für Meierhof, Theimhof und Neuhof
2 Wasserleitungen aus dem 16. Jh. bzw. 1612, 1901 eine neue eingeweiht
Städtisches Elektrizitätswerk, 1915, nach 1919 übernommen von Westmährischer Elektrizitäts-AG
Kanalisation 1901 begonnen
Vereine, Genossenschaften
Männergesangverein 1858
Deutscher Turnverein 1882
Freiwillige Feuerwehr
Gewerbeverein
Schützenverein
Eislaufverein
Verein der Kinderfreunde
Bienenzuchtverein
Unterstützungsverein gedienter Soldaten
Verein Deutsches Haus
Volksbildungsverein
Verschönerungsverein
Deutscher Mädchenbund 1919
Jugendbund oder Christlicher
Burschenverein 1911
Deutscher Kulturverband
Milchgenossenschaft
Wein- und Winzergenossenschaft
Frainspitz–Weinberg, 48° 58′ N, 16° 26′ O, Branišovice, Nikolsburg
Geschichte:
Erste urkundliche Nennung 1222, seit 1330 Besitz des Brünner Königin-Klosters. Nach der Reformation evangelisch, im 30jährigen Krieg verwüstet, 1673 sind nur fünf Häuser bewohnt, 1749 schon 32. Weinberg, 1783 gegründet (40 Häuser), nach Lodenitz, später Wolframitz eingepfarrt, hat Anfang 19. Jh. eigene Pfarrei. 1807 von Fürst Karl Joseph von Liechtenstein erworben, später vom Grafen Kinsky ererbt. 1824 Errichtung eines Glockenturms. 1831 fordert die Cholera 56 Opfer, der Friedhof, bislang neben der Kirche, wird an den Ortsrand verlegt. Am 12. Oktober 1848 flüchtet Kaiser Ferdinand wegen der Revolution aus Wien nach Olmütz, zwischen 13.30 und 15.30 Uhr nimmt er im Schloß in Frainspitz Aufenthalt und wird mit Rebhuhn, Ente und Indianerkrapfen bewirtet , die vorrätig sind, weil eine kreisamtliche Kommission tagen will. Die verständigten Pfarrer der Gegend und sechs Bürgermeister werden empfangen, der Kaiser verspricht, alles Versprochene zu halten, insbesondere Befreiung von der Robot gegen Entschädigung. Er zeigt sich dem Volk und wird mit “Vivat!” begrüßt. Angeblich soll ein Attentat geplant gewesen sein, das aufgedeckt wird. 1849 sterben 30 an einem Tag an Cholera. 1892 mit Weinberg zusammengelegt. Im II. Weltkrieg fallen 29 Mann, 16 bleiben vermißt.
Auf dem Friedhof werden 27 deutsche Soldaten begraben, die zwischen 23. 4. und 3. 5. 1945 bei Weißstätten gefallen sind. Am 6. Mai 1945 Artillerie- und Tieffliegerbeschuß, die Bewohner suchen Schutz in Kellern und Unterständen in den Hausäckern. Ein Bombenangriff setzt die Kirche und 15 Häuser in Brand. 1946 werden 702 Personen ausgewiesen, drei Transporte gehen nach Donauwörth (zweite Märzhälfte), nach Nördlingen (im Mai) und nach Schwäbisch Hall (im September).
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 1061 ha 161m ü.d.M. m
Bis 1880 wird Kamille massenhaft geerntet, in Wien und Budapest als “Frainspitzer Kamille” angeboten.
Flurnamen:
Altes Weingebiet, Äußeres Feld, Bolkowitz, Dornfelder Breite, Heidweingärten, Frainspitzer und Weinberger Breite und Schmale Haden, Frainspitzer und Weinberger Hausäcker, Gemeindemetzen, Großes Feld, Hadachtelnoder Hadweingärten, Hadbreiten, Hochberge, Kuhweide, Kurze Ried, Mitterfeld (Stahlöfen), Mühläcker, Neuriß, Streitäcker, Wasserlaufried, Teichfeld, Wiesen, Ziegelofen und Baumstückel, Wolfsgersten, Harfa; beim Gutshof Gf. Kinsky (210 ha): Mühläckerbreite, Wirtshausbreite, Wostitzer Breite Wickenbreiten, Wolfsgerstenbreite, Nußalleebreite, Rohrteichbreite, Bolkowitzbreiten, Ziegelofenbreite
Straßen (keine Benennungen im Ort): Kaiserstraße, Babitzer Straße (1880), Wostitzer Straße
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Laurentius, seit 1329, romanischer Kern, größere Hälfte des Kirchenschiffs von 1673, Umbau 1800, Kapelle mit hl. Grab 1911 dazugebaut
Hl. Johannes-Statue am Ortsausgang nach Schömitz
Marterl 1710 im Grenzgebiet Ried Hochberg-Altes Weingebiet-Kurze Ried
Schloß, ehemaliges, des Grafen Kinsky
Schule seit 1783, unterhalten vom Königin-Elisabeth-Kloster in Altbrünn der Barmherzigen Schwestern und der Gemeinde, 1805/6 Neubau einklassig, 1880 abgetragen, Neubau zweiklassig, 1908 Erweiterung, 1927 wieder zweiklassig, da ab 5. Schuljahr Besuch der Bürgerschule Wostitz.
Deutscher Kindergarten 1928 im Raum der 3. Klasse der Schule
Kriegerdenkmal 1932
Postamt 1873, Telegraph, Telefon
Busverbindung nach Znaim – Brünn zweimal täglich, ab 1938 nach Wien zweimal täglich (1 Schnellbus)
Gewerbe
3 Gasthäuser 4 Kaufläden Fleischhauer 2 Bäcker
4 Schreiner 3 Wagner 3 Schmiede 3 Maurer
Schlosser/Maschinenhändler 4 Schneider Schneiderin
2 Schuhmacher 2 Friseure Versicherungsvertreter
Vereine, Genossenschaften:
Freiwillige Feuerwehr 1889 (Motorpumpe 1942)
Verein christlicher Mädchen 1915
Turnverein 1920
Landwirtschaftlicher Ortsverein 1920
Raiffeisenkassa1 1893
Milchgenossenschaft 1911
Elektrizitätsgenossenschaft 1924
Jagdgenossenschaft
Fröllersdorf, 48° 50′ N, 16° 28′ O, Frélichov, Nikolsburg
Geschichte
Erstmals 1353 urkundlich als Frolaychsdorf erwähnt, 1370 läßt die Gutsherrschaft eine Kirche bauen, mit Dürnholz 1395 Besitz der Herren von Liechtenstein, im Urbar 1414 umfaßt es einen Meierhof mit Schloß und 28 zinspflichtigen Ganzlahnern sowie 12 Hofstätten (Kleinbauern). Nach Hussiteneinfall, ungarischen Krieg und Seuchen 1510 nur vier Einwohner, die Kirche ist baufällig und muß erneuert werden. Der unbewohnte Ort wird mit Dürnholz 1578 wie die verödeten Orte Guttenfeld und Neu Prerau (bis 1790 bzw. 1837 nach F. ein gepfarrt) an die Teuffenbach verkauft und von ihnen 1584 mit Kroaten (22 Familien) besiedelt, deren Sprache im Laufe der Zeit deutsche, tschechische und slowakische Elemente aufnimmt. 1584 bis 1626 nicht katholisch wie Christoph von Teuffenbach. Mit Dürnholz geht es 1782 an den Stiftungsfond zum k. k. Theresianum über, Robotverpflichtungen werden teilweise durch Geld abgegolten, 1848 Befreiung von allen Abgaben. Bis 1919 besitzt kein einziger Tscheche Grund und Boden in F. Im Oktober 1919 marschiert tschechisches Militär mit aufgepflanztem Bajonett in die Volksschule, vertreibt beide deutschen Lehrer, eine fünfklassige tschechische Volksschule wird eingerichtet. Die zwei deutschen Lehrer setzen den Unterricht privat fort, ab 1920 besuchen die Kinder die Volks- und Bürgerschule (1921/22 sind es 70) in Dürnholz. Die Errichtung einer zweiklassigen deutschen Volksschule in einem zu kaufenden Haus wird von den Tschechen vereitelt. 1924 ist der Neubau einer tschechischen fünf klassigen Volksschule und einer dreiklassige Bürgerschule (ab 1930 vier) für über 3 Millionen Kr fertig. Auf die Schulleitung in Dürnholz wird Druck ausgeübt, kein Kind mehr aufzunehmen, das nicht ein deutsches Elternteil nachweisen kann. Eine Elektrifizierung wird – zum Schaden der Handwerker – hintertrieben, da einige wohlhabende Bauern Dreschgarnituren mit Stroh pressen und Benzinmotoren erworben haben, sie an Bauern verleihen, die sonst noch am Göpel arbeiten müßten. Nach der Bodenreform 1926 erhoffen die Kleinbauern eine Erweiterung ihres Besitzes durch aufgeteilten angrenzenden gräflichen Grusbacher Besitz, jedoch werden Kolonistenhöfe errichtet und an Tschechen aus dem Landesinneren vergeben. 1930 wird der Grund pachtweise durch die tschechische “Domovina” (Heimstätte) vergeben, kein Deutscher wird berücksichtigt. 1926 erhält der Ort eine Postablage des Postamtes Grusbach, 1938 ist die Post wieder in Dürnholz. Vor den Wahlen werden die Stimmberechtigten unter Druck gesetzt, auswärtige tschechische Funktionäre hergeholt, so daß der Anteil der Deutschen unter 20 % sinkt. Demzufolge braucht die deutsche Sprache im amtlichen Verkehr nicht mehr verwendet zu werden. Die Tschechen gründen 1934 zwei paramilitärische Verbände, Selská Jizda (Bauernreiterei) und Narodni Garda (Nationale Garde). Bei den Parlamentswahlen 1935 wählen 70 % deutsche Parteien, aber in der 18 köpfigen Gemeindevertretung ist kein Deutscher, Amtssprache ist Tschechisch, selbst die Viehzertifikate für den Verkauf von Ferkeln auf dem Markt werden nur tschechisch ausgestellt. Die Messe wird jeden dritten Sonntag deutsch gelesen. Im September 1838 werden 17 Männer verhaftet und in das Anhaltelager Brünn verbracht. Am 8. Ok to ber 1938 marschiert die Wehrmacht ein, die deutsche vierklassige Volks schule wird in der tschechischen Bürgerschule eingerichtet. Im Krieg kommen130 Männer um. Im Mai 1945 Plünderungen und Mißhandlungen durch tschechische “Partisanen”, insbesondere an Kriegsheimkehrern, vier Todesopfer, rund 450 Einwohner werden vertrieben, 250 bleiben in Österreich, die anderen werden nach Deutschland abgeschoben, zuletzt am 20. 4. 1946. Rund 700 Kroaten gelten als “kollaborationsbelastet” und werden 1948/49, überwacht von repatriierten tschechischen Tito-Partisanen, nach Nordmähren umgesiedelt und dort auf 118 Gemeinden zerstreut.
Brauchtum:
Im Fasching wird am Sonntag nach dem Segen um drei Uhr auf dem Tanzplatz im Gasthaus bis in die Morgenstunden getanzt, ebenso Montag und Dienstag. Verheiratete Männer zahlen keinen Eintritt, die Altburschen gehen von Haus zu Haus und bitten um Getreide für die Bezahlung der Musik. Am Karfreitag gehen die Dorfbewohner nach der Messe an der Mündung des Jaispitzbaches in die Thaya zum Waschen, mit einem Gebet auf den Lippen, die Arme ausgebreitet, das Gesicht nach Osten gewandt. Den Daheimgebliebenen bringt man in Kannen Wasser, es soll Jordanwasser bedeuten. Auch Pferde und Kühe werden ins Flußwasser getrieben, das manchmal noch Eisbrocken führt: offenbar ein alter Brauch aus Kroatien.
Bedeutend:
Erwin Zajicek, Minister a.D. (1890-1976), 1910 Volksschullehrer, 1914 Fach lehrer, 1915 Soldat und Offizier, 1920 Fachlehrer an der Bürgerschule in Feldsberg, engagiert er sich seit 1911 in der ChristlichSozialen Partei, ist 1925, 1929 und 1935 Abgeordneter des Wahlkreises Iglau, 1936 Minister ohne Geschäftsbereich, nach dem Anschluß Fachlehrer in Znaim. Seit 1942 bei der Wehrmacht als Hauptmann und Kompanieführer, kommt er 1946 aus sowje tischer Kriegsgefangenschaft, findet seine Frau und seine vier Kinder in Wien, in Poysdorf ist er 1947 bis 1955 als Hauptschullehrer tätig. 1962 bis 1974 ist er Obmann des Dachverbands der Südmährer und veranlaßt die Errichtung des Südmährerkreuzes, bleibt auch in der ÖVP tätig.
Josef Löhner (1901-1964), erster Landschaftsbetreuer
Otmar Ruzicka, akad. Maler, erfaßt die malerischen Reize der südmährischen Landschaft und die volkstümliche Buntheit des kroatischen, hanakischen und slowakischen Bauernlebens. Geboren am 7. 11. 1877 in Wien, besucht er 1895 die allgemeine Malerschule der Wiener Kunstakademie, studiert bei Prof. Eisenmenger und Prof. Julius Berger ( 1903) aus Neutitschein, 1899 bei Prof. Kasimir Pochowalsky, erhält 1903 den Rompreis, malt in Rom und Umgebung, in Venedig, Padua, Bologna und Florenz, ab 1904 wieder in Wien, jetzt selbständig. Während der Sommermonate war er schon öfters in den Pollauer Bergen, 1904 entsteht „Weinlese in Pollau“, 1905 bei der Ausstellung im Wiener Künstlerhaus von Kaiser Franz Joseph angekauft für die kaiserlichen Sammlungen. Seit 1906 gehört er dem Verein der bildenden Künstler Wiens an, erstmals kommt er nach Fröllersdorf, wo ihn die bunte Tracht anregt, 1906 reprodoziert die englische Zeitschrift „Studio“ den „Fröllersdorfer Kirchgang“. Der Erfolg der Trachtenbilder führt ihn immer wieder nach Fröllersdorf. 1908 ist er in der deutschen Sprachinsel Wischau, „Eine Kutschauerin“ wird auch in „Studio“ abgebildet. 1909 weilt er abermals in Fröllersdorf, besucht 1913 die Slowakei, gewinnt für „Slowakische Bauern“ 1914 auf der Ausstellung im Künstlerhaus die Goldene Staatsmedaille. Im Mai 1915 zur Artillerie nach Ödenburg eingezogen, porträtiert er dort Bürgermeister Tögler und General Koloszvary. Über Podolien kommt er nach Berati in Albanien, ist dort als Kriegsmaler tätig. 1918, 1919 und 1920 arbeitet er in Fröllersdorf, „Der Kartoffelacker“ entsteht sowie das Votivbild für die Kriegsgefallenen. Er heiratet die Tochter des Schulleiters Schuderla und kommt dadurch nach Kromau, wo er Land schaftsstudien treibt, er malt u. a. die „Stadtansicht mit Florianiberg“. Danach arbeitet er wieder in Fröllersdorf, 1925 in Eisgrub, 1926 in Jakobsdorf bei Malaczka (Komitat Preßburg), 1927 in Maria Schloßberg (Komitat Nitra), malt Bilder von Lichterumzügen der Wallfahrer, Kircheninterieurs von Jablonica (Komitat Nitra) und „Slowakinnen in der Kirche“. 1930 erwirbt er ein kleines Haus in Frölersdorf, malt „Im Weinkeller“ und „Bauern im Preßhaus“, die „Ländliche Mahlzeit“ kauft Ferdinand Porsche. 1944 fällt sein einziger Sohn, 22 Jahre alt, in Griechenland bei einem Luftangriff. 1945 als österreichischer Staatsangehöriger ausgewiesen, muß er nach Wien größtenteils zu Fuß gehen. 1946 entstehen in Mistelbach Bilder von Staatz, Falkenstein und Michelstetten für das Niederösterreichische Landesmuseum. 1947 ehrt ihn die Gesellschaft bildender Künstler mit dem „Goldenen Lorbeer“, 1948 verleiht ihm Präsident Renner den Professortitel. 1951 arbeitet er in Regierungsauftrag in der Wachau. Am 4. 11. 1962 stirbt er in Wien.
Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post Dürnholz 1296 ha 179 m ü.d.M.
Eine sich nach Westen ziehende Hügelreihe, teilweise mit Wein bepflanzt, er reicht 213 m. Flurnamen: Striki, Breitenäcker, Quanten, Altengebirge, Lange Äcker, Dreivierteläcker, Ziegelöfenlanger, In den Überlanden, In den Sternbergen, Neuriß, Brünnd läcker, Hinterteilwiesen, Ganslweide, Häuselteil, Mitterteil, Hinter den Brücken, Selska-Äcker, Zinsäcker, Große Wiesen, Granitz-Wiesen; daneben 6 kroatische
Straßen:
Dürnholzer Straße, Im Dorf, Stadlergasse, Friedhofgasse, Gaßberg (Geißberg)
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche zur hl. Kunigunde, Neubau 1929-31, 1931 geweiht, an einen alten Wehrturm (14. Jh.) angebaut;
3 Glocken, eine von 1387.
Seitenaltarbild von Othmar Ruzicka.
Pfarrhaus, 1810 umgebaut, erweitert
2 Kapellen
Hl. Johannes von Nepomuk, vor der Kirche
Volksschule, Neubau 1877, zweiklassig, 1883 dreiklassig; bis 1805 Unterricht kroatisch, tschechisch und
deutsch, danach nur deutsch
Gemeindebücherei
Kriegerdenkmal 1928
Marmorobelisk, 1884, zur 300-Jahrfeier der Kroatenansiedlung, an der Straße zur Haltestelle, bei der Jaispitzbrücke, 1934 wird zur 350-Jahrfeier der Kroatenansiedlung der untere Teil des Denkmals errichtet, da der Obelisk bei Hochwasser immer überschwemmt wurde.
Gemeindearmenhaus
Bahnlinie Lundenburg – Znaim
Gewerbe
3 Gaststätten 3 Greißler Bäcker 3 Schmiede
Wagner 2 Tischler Sattler 2 Schuhmacher
Schlosser (landwirtsch. Maschinen) Schneider
Vereine:
Freiwillige Feuerwehr 1885 (Kommando- und Verhandlungssprache Deutsch)
Deutscher Turnverein 1921 (1933-37 lahmgelegt)
Deutscher Kulturverband 1921 (1933-37 lahmgelegt)
Raiffeisenkasse 1895
Milchgenossenschaft 1920
G
Garschönthal, 48° 45′ N, 16° 42′ O, Úvaly, Nikolsburg
Geschichte:
Erste urkundliche Nennung 1269, eingepfarrt nach Falkenstein, gelangt ab 1386 allmählich in den Besitz der Liechtenstein, 1426 von den Hussiten niedergebrannt, im 30jähr. Krieg und 1663 durch die Türken heimgesucht. Seit 1719 zur Pfarre Drasenhofen gehörig, 1759 zu Schrattenberg, ab 1926 zu Feldsberg. 1866 sterben 37 Menschen an der Cholera. Obwohl Teil Niederösterreichs, Bezirk Mistelbach, 1920 wie Feldsberg am 1. August widerrechtlich von den Tschechen besetzt, an der Einweihung des Krieger denkmals am Tag nach der Besetzung dürfen die in Österreich wohnenden Verwandten und Bekannten nicht teilnehmen, sie werden vor dem Ort zur Umkehr gezwungen. Die Statue Kaiser Franz Josephs wird vom Sockel gestürzt und entfernt. Nach der Vertreibung können 85 % der Bewohner in Österreich bleiben, 15 % kommen nach Deutschland.
Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post, Bahnstation Feldsberg 997 ha (1921-24 1252 ha, davor 745 ha) 165 m ü.d.M.
Flurnamen (W = zu Weinbau geeignet): Lehen (Ortsried), Lissen oder Hintern Gardern, Satzen, Beißern, Halbquanten oder Waldbergen, Stattingen, Hopfgarten, Knittelbergen, Altenbergen, Obern Steinbruch, Auf der Heide (W), Mähren oder Meran (W), Steinbergen (W), Rußländer (W), Vierteln (W), Hausweingärten (W), Reilüssen (W), Hofstätten (W), Hanfländer, Steinlern (W), Giwitzen (W), Neunvierteln (W), Sonnenbergen oder Viehtrift (W), Lüssen untern Sonnenbergen (W), Geißriegeln, Ausmaßen, Wölflingen, In den Bergen, Bratteln, Jandeln, Königsbrunner Feld, Lüssen unterm Judenweg (W), Hopfmühlen, Roßweide, Kuhweide, Sauteich, Gänseweide, Weide unterm Dorf, Weideteich, Weide unterm Damm; dazu kamen durch tschechische Beset zung einige Rieden aus Steinebrunn: Haarbreiten (W), Scheiben, Haanwiesen, Streiterlissen, Alte Dennesbergen (W), Junge Dennesbergen (W), Ackerweingärten (W) bzw. Schrattenberg: Übers Grüne (W), Alte Breiten, Ulrichstalern (W), Zeiselsbergen (W), Zuckermandl (W)
Straßen: Ortsstraße, In der Gasse, Am Graben; Wege: Hintern Gardan, Kiragaßl, Holdagaßl, In der Rein, Am Palmberi, In der Reiwing, Wirtshausgaßl, -weg oder –steg
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche hl. Stanislaus (zu Feldsberg) 1883, davor Kapelle, 1842 an bestehenden Glockenturm angebaut, Glocken 1790 (“Meinen armen Seelen im Fegefeuer”) und 1850;
Pfarrhof, ca. 1920
Kapelle, Anfang 17. Jh., beim Friedhof
Christophorus-Statue im Park neben der Kirche
7 Marterl
Kriegerdenkmal 1920
Kaiser Franz Joseph – Statue
Schule, zweiklassig, 1888, davor 1783-93, danach Schulbesuch in Schrattenberg. Neubau 1833/34 und 1867/68
Gemeindebücherei
2 Fernsprechstellen
Gewerbe
Ziegelei (bis ca. 1930)
Gasthaus 4 Kaufläden Bäcker 4 Schuhmacher
2 Schmiede Wagner Tischler Zimmerer
2 Schneider 2 Schneiderinnen 1 Sattler
Vereine, Genossenschaften
Landwirtschaftl. Verein ca. 1890
Freiwillige Feuerwehr 1897
Deutscher Kathol. Burschenverein 1912
Kulturverband 1924
Unterstützungsverein gedienter Soldaten 1929
Mädchenbund ca. 1930
Weinbauverein 1938
Raiffeisenkassa 1902
Guldenfur,t 48° 53′ N, 16° 32′ O, Kolenfurt (seit 1950 Brod nad Dyjí), Nikolsburg
Geschichte
Wohl 1568-70 entstanden als Neuansiedlung über einem von Kriegen verwüsteten Neudorf; 1583 erstmals beurkundet, gehört bis 1848 zur Herrschaft Dürnholz, dort bis ins 18.Jh. eingepfarrt. 1682: 35 Häuser, 200 Menschen. Kaiser Josef II. ordnet Meierhofzerstückelungen und Neuansiedlungen an, Bau von 9 Häusern. 1792: 72 Häuser, 408 Einwohner. 1805 plündern die Franzosen alle aus, 1809 hausen sie 16 Wochen lang. Bis 1825 ist alles Land gerodet.
Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post Dürnholz 1081 ha
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl. Johann von Nepomuk 1770/83
Marienkapelle
Katharinenkapelle am Kapellenberg
Schule, vierklassig; bis 1808 (Neubau) im Gemeindeschankhaus (seit 1658), 1756 erneuert, 1881/82 Er wei terung, zweiklassig.
Mariensäule
Hl. Florian
Hl. Hohannes von Nepomuk
Kriegerdenkmal 1920
Rathaus, 1926
Turnhalle, 1936
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1885
Veteranenverein 1900
Turnverein 1910
Landwirtschaftlicher Verein 1908
Raiffeisenkassa 1898
Winzergenossenschaft 1901
Molkereigenossenschaft 1923-24
Gurdau 48° 57′ N, 16° 46′ O, Kurdejov, Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals 1286 urkundlich erwähnt, 1692 an Fürst Johann Adam von und zu Liechtenstein verkauft, über seine Tochter an Kaiser Franz Stephan, bis 1918 bei den Habsburgern. 1541 erwerben Wiedertäufer ein Haus, werden 1618 vertrieben. Das Luthertum hält sich 1590 bis 1673. Bethlen Gabors Scharen plündern 1625, töten oder verschleppen 400 Menschen, 1643 plündern Schweden, 1663 Türken, wer nicht hinter den Mauern Schutz findet, wird verschleppt. Die Pest tötet 1645 die meisten Einwohner. Die Pfarre geht im 30jähr. Krieg ein, erst 1785 erneuert. Sowjets erschlagen 1945 zwei Männer, Tiefflieger töten eine Frau.
Bezirk, Gericht, Post Auspitz 906 ha 250 m ü.d.M.
Flurnamen: Altenberg, Honneberg, Schuhberg, Gritschenberg, Gsertel, Pfaffenbergen, Scheiben, Sumbergen, Zeiselgrund, Teicht, Triften, Bergen, Gemeindeacker, Quanten, Blombenberg, Massen, Agerlen, Neubergen, Spielbergen, Teichtel, Sowotter, Wiesen, Münichbergen, Windfang, Heuleiten, Spiegel, Neuried, Wechselberg, Burgstadel, Lipping, Zuckmantel, Bruch, Leiten, Steinbergen
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Johannes der Täufer und St. Katharina, seit 1350, Umbau 1718, renoviert 1919 und 1936, mit Festungsmauer (Wehrkirche), unterirdischen Gängen, von der Krypta ausgehend; Karner, Allerheiligenkapelle (an der Stelle der alten Kirche) 1213. Turm (1493) freistehend, 45 m, mit sechs Glocken (1350, 1404, 1476 “rex gloriae veni cum pal. Jesus Nazaren. rex Iudorum”; 1606), vier im I. Weltkrieg abgeliefert, im zweiten auch die fünfte.
Kapelle “Aller Heiligen” 1213, 1850 umgebaut in Gemeindeschlachthaus, stand im ehem. Friedhof, um die Kirche herum angelegt.
Guttenfeld 48° 50′ N, 16° 33′ O Dobré, Pole, Nikolsburg
Geschichte
Erstmals 1335 urkundlich genannt, zur Herrschaft Dürnholz, 1407 bis 1578 den Liechtenstein gehörig, im 16.Jh. verödet, verkauft an Christoph von Teuffenbach, der 1583 Kroaten ansiedelt. 1653 Filiale von Fröllersdorf, selbständige Pfarre 1765, ein Schulmeister wird bezahlt. Größere Brände richten 1868, 1874 und 1882 Schaden an, zuletzt wird das Gemeindehaus ruiniert, ein Neubau mit Gasthaus errichtet, fast alle Häuser mit Ziegeln eingedeckt. 1890 Bahnbetrieb mit einer Haltestelle, für eine Bahnstation mit Verladegleis verweigert die Gemeinde 200 Gulden. 1914 muß jeder ein Zimmer für Flüchtlinge (40 Familien) aus Galizien freimachen, 29 Mann fallen im Krieg. 1919 wird der Ort von tschech. Militär besetzt, der letzte deutsche Bürgermeister abgesetzt, die deutsche Schule auf Betreiben des Pfarrers tschechisiert, der Lehrer samt Möbeln delogiert. Nur 16 Kinder besuchen die bislang zweiklassige Schule, 45 Kinder müssen täglich den weiten Weg nach Bratelsbrunn gehen. 1921 wird der deutsche Kirtag verboten. Im Jahr 1930 Entwässerung des gesamten Katastralgebietes. Im II. Weltkrieg fallen 27 Mann, 14 bleiben vermißt. Nach Kriegsende kommen tschechische “Partisanen” und treiben die meisten Männer nach Nikolsburg, wo sie mißhandelt und gefoltert werden. Im März 1946 werden 35 Familien nach Österreich getrieben und 53 Familien nach Deutschland abgeschoben, die Kroaten ins Landesinnere deportiert.
Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post Bratelsbrunn 697 ha 189 m ü.d.M.
Die im Nordosten gelegenen Tannowitzer Berge reichen mit dem Johannesberg (283 m) in das Gemeindegebiet.
Flurnamen (Riede)
Felder: Sandäcker, Teichtäcker, Schmaläcker, Kapellenäcker, Krautgartenäcker, Mittlere Feldäcker, Zum tiefen Weg, Lußäcker
Weingärten: Alte Hausweingärten, Guttenfelder Weingärten, Neuer Aussatz, Danielsberg, Trautsamen, Neue Weingärten, Rosentitzer, Rosenberg, Blättergrund
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Caecilia, 1852 mit Chor und Sakristei, davor Kapelle, 1653 erbaut durch Rudolf von Teuffenbach, danach erweitert
Pfarrhaus 1790, renoviert 1852
Schule 1809, einklassig; 1881 aufgestockt: zweiklassig, mit Turnplatz und Obstgarten; seit 1790 in Privathaus; 1919 bis 1938 tschech. Minderheitsschule
Bahnstation Lundenburg – Znaim 1890
Elektrifizierung 1925
Entwässerung zur Bodenverbesserung 1930
Gewerbe
2 Gasthäuser 2 Gemischtwarenhandlungen Bäcker
Fleischhauer Schmied Wagner 2 Tischler
Schneider Schuhmacher Viehhändler
Rohrflechter (für Stukkaturrohr)
Vereine, Genossenschaften
Deutscher Schulverein 1882
Freiwillige Feuerwehr 1884
Deutschvölkischer Turnverein 1911
Deutscher Kulturverband 1920
Raiffeisenkassa
Milchgenossenschaft
An- und Verkaufsgenossenschaft für Gemüseverwertung
K
Klein–Niemtschitz, 49° 3' N, 16° 30' O, Nemčičky, Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals 1349 urkundlich erwähnt, 1417 Besitz des Klosters Kanitz, im 16. Jh. mit starker Brüdergemeinde. Um 1900 gründet man eine Wassergenossenschaftzum Bau eines Igeldamms als Schutz der Felder gegen jährliche Überschwemmung. Im I. Weltkrieg fallen 16 Mann, im Zweiten zwanzig. Vertreibung nach Nieder- und Oberösterreich, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Post Kanitz-Eibenschitz, Pfarre Prahlitz 518 ha 220 m ü.d.M.
Flurnamen: Oberfeld, Unterfeld, Mitterfeld, Grund, Hübeln, Bargeln, Teichtln, Landwiesen, Wasserstetten, Kumrowitzer Wiesen, Altenberg, Pfaffenberg, Schmalzgrube, Kräuter, Steinberge, Roßweide
Anbau: alle Getreidearten, Zuckerrüben, Gemüse, Obst
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Marienkapelle, erbaut 1903, geweiht 1904
Schule 1884-86, einklassig
Kindergarten 1940
Elektrifizierung 1930
Kanalisation
Autobus nach Raigern, ab 1938 nach Wien
Gewerbe
Brennmühle mit Mährens größtem Wasserrad
Schmied Schlosser Zimmermann
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1905
Deutscher Schulverein
Raiffeisenkassa 1894
Milchgenossenschaft 1924
Klentnitz, 48° 51′ N, 16° 39′ O, Klentnice, Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals 1332 urkundlich genannt, Besitz der Liechtenstein und des Klosters Kanitz. Durch Kriege, insbesondere Hussiten 1426, im 15. Jh. verödet, Anfang 16. Jh. neu besiedelt, bei der Aufteilung der Herrschaft Nikolsburg unter den Liechtenstein 1514 werden Abgaben aus Klentnitz erwähnt. 1560 verkauft, fällt mit Herrschaft Nikolsburg 1572 an Maximilian II. zurück, von ihm 1575 an Adam von Dietrichstein verkauft. Bis 1775 nach Nikolsburg eingepfarrt. 1805 und 1809 von Franzosen besetzt und ausgeraubt. Am 29. Mai 1946 werden die letzten deutschen Einwohner vertrieben, auch alle, die bis dahin Zwangsarbeiter auf tschechischen Bauernhöfen und in Kohlengruben waren.
Bezirk, Gericht, Post u. Bahnstation Nikolsburg 712 ha 334m ü.d.M.
Beliebter Luftkurort und Sommerfrische, an der Westgrenze des Gemeindegebietes liegt der Hauptzug der Pollauer Berge mit dem Rosenberg (437 m) und dem Tafelberg (459 m) Flurnamen: Bottichsteinäcker, Rainäcker, Klentnitzbergäcker, Katzensteinäcker, Obere Klentnitzberge, Hausweingärten, Saurüsseläcker, Baumgärten, Berggärten, Bergfleckeln, Obere und Untere Heiden, Steinäcker, Obere Hirschberge, Breite Hügeläcker, Hohe Quanten, Friedhofäcker, Lange Lüsse, Obere und Untere Lüsseln, Badstubengärten, Waltersberge, Hangäcker, Kurze Quanten, Lange Äcker, Holzäcker, Junge Weingartenäcker, Totenhengst, Honefgärten, Wegackerln, Brünndläcker, Löllischäcker, Wieseläcker, Winkelwiesen, Hutweide (Teichtfleckeln), Waldäcker, Steinhübeln, Jagdbrunnäcker, Zeiselberge, Kleine Waltersberge, Teichtäcker, Ochsenhübel, Sutten-, Leonhardi- und Damm-Löllische, Oberlöllische (Tauschental), Untere Hirschberge, Winterberge, Obere und Hohe Stangelberge; Wald: Baumgartenwald, Tischlwald, Pardorfer Wald, Schloßwald, Bergleite, Hirschwald, Schillingleite, Winklleite, Kühbrunnleite, Gesellungsleite, Damm, Stangelberg, Pardorfer Leiten Boden: überwiegend leichter Lehm, weniger: dunkler Ton oder Rutschletten; Berge: guter Kalkstein, wenig Schotter oder Feldspat Pflanzenwelt: Berührung von mitteleuropäisch-baltischer und südöstlich-pannonischer Steppenflora; Frühlingsadonis, Enzian, Bärlauch, Schwertlilie, Felsensteinkraut, Federnelke, Hauswurz, Grasnelke, Hartriegel, Zwergmandel, Zwergweichsel, Pimpernuß, Waldrebe, Geißblatt, Schneeball, Windrose, Steppenkohl, tartarische Krampe, Maiglöckchen, Steppengras, Mannstreu, Steppen hafer, Aronstab, Frauenschuh, Knabenkraut, weißer Mohn, Wolfseisenhut, Malve Sigmars, Königskerze, Schwarzwurz, Silberscharte, Bisamdistel, Salomonssiegel, Spechtwurz, Gamander, Riemenblume, Mondraute, Korkulme, Elsbeere, Mehlbeerbaum; im Ort riesiger Aschritzbaum (No 67), Maulbeerbäume, Hohlbirn baum in der Sutten Gräberfunde aus der La Tène-Periode Luftkurort und Sommerfrische
Straßen: Dorfstraße, Berggassel, Triftgasse, Kirchengassel, Waltersberggasse (Gasselgraben), Tanzplatz, Neuer Weg, Triftweg (Viehtrift), ansonsten nach dem Ried benannt
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Georg 1783/85, spätbarock/klassizistisch; Altarbild von Josef Winterhalter II; im Turm die Wetterglocke (1600) von der Maidenburg (1645 zerstört), drei kleinere werden eingeschmolzen.
Pfarrhaus 1785, Friedhof, 1582 gesegnet, außerhalb
Hl. Florian
Hl. Johannes von Nepomuk
St.Leonhard-Statue 1699 (Hutweide)
Johann Nepomuk 1786 (Kapellenhübel)
St.Florian 1853 (Oberort)
Martern gegen Nikolsburg, Pollau und auf der Trift
Schule, 1901 Neubau, zweiklassig, erster Bau 1796; mit Gemeindebücherei
Waisen, vor 1332 im Besitz Hartneids von Liechtenstein, 1645 von den Schweden erobert, danach dem Verfall preisgegeben.
Kriegerdenkmal: Heldendenkmal des Turngaus Südmähren 1925, den Gefallenen 1914-1918
Rathaus, aufgestockt mit Saal und Jugendherberge 1926
Kindergarten 1939
Genossenschaftsgebäude (1933) mit Heimatmuseum
Armenhaus
Krankenhaus
Elektrifizierung 1930
Autobus nach Nikolsburg
Sommerfrische am Fuße des Rosensteins/Pollauer Berge
Gewerbe:
2 Kalksteinbrüche
Ziegelei, Kalkofen (aufgelassen 1880)
Gemeindegasthaus Gemischtwarenhandlung Fleischhauer
Hotel Schmied Wagner
Maurer Tischler Zimmerer
Schneider Schuhmacher
Vereine, Genossenschaften:
Freiwillige Feuerwehr 1890
Bund der Deutschen 1900
Veteranenverein, ab 1920 Verein gedienter Soldaten
Turnverein 1909
Deutscher Schulverein/Kulturverband 1918
Gesangverein
Verschönerungsverein
Milchgenossenschaft 1926
Raiffeisenkassa 1902
Kuprowitz, 49° 3′ N, 16° 29′ O, Kupařovice, Nikolsburg
Geschichte:
Erstmals 1249 urkundlich erwähnt, im 15. Jh. durch Kriege verödet, 1537 zu Kanitz, neu besiedelt, 1622 konfisziert und mit Herrschaft Kanitz an Franz von Dietrichstein verkauft; 1750 läßt Karl Maximilian von Dietrichstein ein Lust- und Jagdschloß mit Gestüt errichten. 1862 erben es die Grafen Herberstein, 1919 vom tschechischen Staat enteignet. Um 1759 sollen ca. 1,3 ha für den Weinbau genutzt worden sein, um 1755 wird in den Fluren eine Statue des hl. Urban, Schutzpatron der Weinbauern, aufgestellt, 1808/09 baut die Gemeinde einen Weinkeller, Pfarrer und Gemeindebedienstete werden teilweise mit Wein entlohnt. 1862 wird in Malspitz ein Postamt errichtet, K. gehört zum Zustellbereich, wird 1892 dem Postamt Kanitz zugewiesen und erhält eine Postwertzeichen-Verschleißstelle sowie einen Briefsammelkasten, die Gemeinde schenkt zum letzten Male Wein aus. 1928 kommt eine Telephonsprechzelle in den Gasthof Geyer. Ab 1938 wird K. vom Postamt Prahlitz betreut. Anfang Mai 1945 werden drei Männer, 25, 34 und 41 Jahre alt, behindert, wegen eines alten Jagdgewehres, das im Haus gefunden wird, von den Tschechen nach Mödlau verschleppt, tagelang mißhandelt und erschossen.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Pfarrei Prahlitz, Post Kanitz 332 ha 174 m ü.d.M.
Flurnamen: Unterfeld, Oberfeld, Jungweingärten, Steinriegl, Mitterfeld, Zeiselhübel, Walitschka, Wiesen, Wasseräcker, Hausäcker, Stricheln, Hanfäcker, Gärten, Roßweiden. Anbau aller Getreide,- Gemüse- und Obstsorten, Rinder- und Geflügelzucht
Straßen: Dorf- u. Bezirksstraße, Hauptweg, Steinrieglweg, Pauschingerweg, Dorfplatz
Bauten, Einrichtungen:
Kapelle zur Unbefleckten Empfängnis Mariae 1718/21, Pfarre Prahlitz; renoviert 1884; beide Glocken 1943/44 abmontiert.
Friedhof 1930 außerhalb angelegt
Glockenturm, soll dem schwedischen General Thorstenson bei der Schlacht von Steindorf gedient haben, das wie Albendorf ausradiert wurde.
Pestsäule 1495
Kreuzweg 1773
“Morter” an der Bezirksstraße
Kriegerdenkmal 1933
Jagdschloß, Karl von Dietrichstein (1738-84)
Volksschule, einklassig, 1879/80, davor nach Prahlitz eingeschult
Kindergarten 1940
Gemeindebücherei 1925
Armenhaus
Meierhof 149 ha
Milchhaus 1924
Gemischtwarenhandlung mit Gastwirtschaft Bäcker
Wagner Schuster Schmied Friseur
Vereine, Genossenschaften:
Freiwillige Feuerwehr 1910
Turnverein Prahlitz 1919
Milchgenossenschaft 1924
Raiffeisenkasse Klein-Niemtschitz
L
Laatz, 49° 3′ N, 16° 33′ O, Ledce, Nikolsburg
Geschichte:
Urkundlich erstmals 1257 erwähnt, 1590 mit der Seelowitzer Herrschaft vereint, 1645 von Schweden niedergebrannt, kein Überlebender: verödet. 1663 von Türken heimgesucht, 1673 neu besiedelt, 1680 sterben 28 Menschen an der Pest. Vor 1695 ist eine Mühle nachgewiesen. Bis 1883 besuchen die Kinder die Schule in Mödlau und Sobotowitz (tschechischer Ort, trotzdem werden sie deutsch unterrichtet). Erzherzog Friedrich schenkt den Baugrund für ein Schulhaus mit der Auflage, daß die Schule deutsch bleibt. 1918 wird sie tschechisch. Am 10. Oktober 1938 kommen 12 deutsche Soldaten in den Ort. Im Meierhof werden die Pferde und Fuhrwerke, die bei der Mobilmachung eingezogen worden waren, an die Eigentümer zurückgegeben. Laatz ist nun Zollgrenze.
Bezirk Auspitz, Gericht Groß-Seelowitz, ab 1938 Nikolsburg/Pohrlitz; Bahn und Post Grusbach, Pfarrei Mödlau 278 ha 203 m ü.d.M.
Flurnamen: Hausgärten, Hutweiden, Ablaß, Altbergen, Neuberg, Kellerspitz, Scheuerspitz, Martersäulenbreiten, Zeiselfeld
Anbau: meist Zuckerrüben, Weizen, Braugerste, Luzerne, Mais, im Krieg auch Gemüse; auf dem Gut einige hundert Kirsch-, Apfel- und Walnußbäume .
Bauten, Einrichtungen:
Kapelle zur hilfreichen Gottesmutter
Schule, einklassig, 1883 mit Hilfe des Deutschen Schulvereins; Inschrift: “Dies Haus der Bildungsstätte erbaut hat deutscher Fleiß, zu unserer Kinder Frommen, dem Herrn sei Lob und Preis.” Bis 1874 in Mödlau, ab 1875 in Seelowitz.
Post 1790, später nach Raigern
Meierhof, 300 m östlich vom Ort, Erzherzog Friedrich, Herrenhaus mit Einkehrwirtshaus (um 1890 aufgelassen), Stallungen, Wagenschuppen, Mühle (eine der ersten Walzenmühlen)
herrschaftliches Gasthaus
2 Quellen
Vereine, Genossenschaften
Schulverein
Turnverein
Raiffeisenkassa
Leipertitz, 48° 53′ N, 16° 24′ O, Litobratřice, Nikolsburg
Geschichte:
Erste urkundliche Nennung 1278 mit Kirche und Pfarre, seit 1450 zur Herrschaft Mährisch Kromau gehörig. Schon 1530 ist ein evangelischer Pfarrer nachgewisen. Wegen Beteiligung der Herren am Böhmischen Aufstand 1620 mit Herrschaft Mährisch Kro mau 1625 an Carl von Liechtenstein, Rekatholisierung 1622. Kaiserliche brennen L. im 30jährigen Krieg nieder. Großbrände 1842 und 1860. Zum 50. Regierungs jubiläum 1898 Anlage der Kaiserallee. Volksmission 1910, Missionskreuz neben dem Kircheneingang. Nach der Mobilmachung 1914 werden die Pferde abgeliefert, auf den Durchfahrtsstraßen Barrikaden errichtet: Ausländische Autos sollten Gold durch die Monarchie transportieren. Bis August 1915 werden die Männer bis Jahrgang 1872 einbe rufen. Im Jahr 1916 Ablieferung von Messing und Kupfer, auch der Orgelpfeifen, und drei der fünf Glocken, 1918 folgt das Kupferdach vom Turm. Mitte Dezember besetzen tschechische Soldaten L., im Feber 1919 wird das Geld abgestempelt. Die Ortsstraße wird 1923 gepflastert. Im Winter auf 1929 fallen die Temperaturen auf minus 33 Grad. Während der Sudetenkrise werden fünf Männer als Geiseln auf den Spielberg gebracht, Pferde abgeliefert. Am 8. Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Die Straßen werden geteert, 1940 Zwangsbewirtschaftung aller Verbrauchsgüter. Im Herbst 1944 werden Arbeitende auf den Feldern von Flugzeugen beschoßen. Im Feber 1945 wird L. als Verteidigungsstützpunkt ausgebaut mit Panzersperren, Schützenlöchern, Maschinengewehrständen, Splittergräben. Am 8. April wird die Bevölkerung evakuiert, aber innerhalb von drei Tagen kehren alle wieder zurück. Vom 5. bis 7. Mai liegt der Ort unter Beschuß, am 7. tötet ein Bombenteppich drei Frauen und dreißig Soldaten. Insgesamt beklagt L. 93 Gefallene und Vermißte. Am Abend dringen Sowjets in den Ort ein. Am 8. werden alle Pferde und viele Wagen weggenommen. Fünf Buben finden durch eine Minenexplosion den Tod. Am 20. kommen tschechische “Partisanen”, verhängen das Standrecht, Radios, Fahrräder, soweit nicht von den Sowjets gestohlen, sind abzugeben, Vieh und Getreide werden beschlagnahmt. Am 13. Juni werden elf Männer verhaftet, mißhandelt, neun in Nikolsburg ins Gefängnis geworfen, zwei kehren zurück. Die “Goldgräber” kommen in Scharen, die Besitzer müssen für wenig Essen arbeiten, die Ernte ein bringen, am linken Arm eine weiße Binde mit schwarzem N tragen, ihre Lebensmittelkarten – ohne Fleisch und Fett – zeigen den Aufdruck “Deutscher”. Am 11. August werden sieben Familien nach Österreich vertrieben, am 17. September 72 Männer und Frauen zur Zwangsarbeit in tschechisches Gebiet verschleppt. Danach fliehen viele nach Österreich, eine Frau wird dabei von den Tschechen erschossen, zahlreiche Männer werden eingesperrt, einer wählt den Freitod. Die endgültige Vertreibung trifft am 8. März, 14. April, anfangs Mai, am 29. Mai, im Juni, Anfangs Juli und am 25. Juli insgesamt 646 Personen. Sie kommen nach Bayern, Württemberg, Baden und Hessen. Erste Siedlungsbauten entstehen u.a. in Göppingen, Daisbach, Großgartach, je vier Sied lungshöfe/Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland bzw. Österreich.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 2225 ha 225 m ü.d.M.
Auf einem Plateau gelegen, im Süden bildet die Fuchsleiten mit 234 m den höchsten Punkt.
Flurnamen (der Grenzbegehung am Markustag, beginnend mit Kirchgang, Prozes sion zur Hl.Familie, Kreuz am Moskowitzer Weg, Hl.Dreifaltigkeit und Mariae Empfängnis, folgend):
Kirchlüß, Irritzlüß, Wehrhagen, Siebenvierteläcker, Niglsee, Haidlüß, Äußeres Feld, Ober-Paulowitz, UnterPaulowitz, Gemeindewiesen, Haidl, Haidäcker, Unteres Kroatengebirg, Kurze Weide, Neusatz, Alte Haide, Haiden, Kurze Zugaben, Lange Zugaben, Lange Vierteläcker, Vierteläcker (Breiten) Landwirtschaft: Getreide, etwas Wein- und Obstbau, Fischzucht (Ortsteich) reicher Wildbestand
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Hl. Georg, 1278 erwähnt, 1790 umgebaut, Turm 1878 zu 37 m aufgemauert; Orgel 1883; Turmuhr 1897; 1920 zwei neue Stahlglocken, eine Glocke wird 1935 gespendet; 1923 neue Orgelpfeifen. Friedhof zunächst um die Kirche, 1818 Gemeindefriedhof, außerhalb des Dorfes, 1903 vergrößert, Mauerumbau.
Pfarrhaus 1674, 1842 abgebrannt
Mariensäule bei der Kirche
Hl. Josef und hl. Antonius von Padua (1730) neben Kirchenaufgang
Hl. Dreifaltigfkewit (1870), Irritzer Str.
Hl. Familie (1780)
Hl. Johannes von Nepomuk (1743)
Marterl an der Dürnholzer (1909), Frischauer, Grusbacher (1875) Straße
Feldkreuze, Bildstöcke
Kriegerdenkmal, 1921, vor der Schule
Schulen:
Volksschule, 1674 von Fürst Hartmann von Liechtenstein einklassig gegründet, 1818 läßt Karl ein neues Schulgebäude errichten, es brennt 1842 mit der Nord hälfte des Dorfes ab, 1869 erweiterter Neubau: zweiklassige Schule, 1888 Neu bau, jetzt vierklassig, nach 1938 für kurze Zeit Hauptschule. Altbau wird Gemeindegasthaus, der Zubau Gemeindesaal.
Kindergarten
Gemeindebücherei (1912 vom Schulverein eingerichtet)
Postamt (1894) mit Fernsprecher (1925)
Badehaus am Ortsteich (1895)
Elektrifizierung und Ortsbeleuchtung 1926
Autobusverkehr nach Nikolsburg und Znaim (1926); Bahnstation Frischau
Gewerbe
Ziegelei
3 Gastwirte 5 Gemischtwarenhandlungen 2 Fleischer
2 Bäcker 3 Schmiede Schlosser 2 Tischler
10 Maurer 3 Zimmerleute Sattler 2 Maler
3 Schuster 4 Schneider 2 Trafikanten
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1886, Rüsthaus, Schlauchturm 1936, Motorspritze 1941
Verschönerungsverein 1895
Männergesangverein 1898, Liedertafeln Mai, Silvester, Operettenaufführungen
(Winzerliesl, Rastlbinder, Waldvögerl)
Deutsch-völkischer Turnverein 1912
Veteranenverein 1913
Deutscher Kulturverband
Reichsbund der katholischen deutschen Jugend 1926
Volksbund der deutschen Katholiken
Raiffeisenkassa/Spar- und Darlehenskassa 1892, stellt 1912 Brückenwaage auf Milchgenossenschaft (1925) mit Sammelstelle
Lodenitz, 49° 1' N, 16° 28' O, Lodenice, Nikolsburg
Geschichte
Am 10. Dezember 1185 besiegt Przemysl bei L. Markgraf Otto von Znaim, es wird dem Erdboden gleichgemacht, gelangt 1290 durch Schenkung an das Stift Kloster Bruck, bleibt dort bis zur Auflösung 1784, fällt an den Religionsfond, wird 1824 an die Herrschaft Mißlitz verkauft. Bei der Landvermessung 1732 Festlegung von Orts- und Feldgrenzen, 1775 Hausnumerierung. 1796 sterben viele Kinder an den Masern, 1832 sterben 40 Menschen am Gelben Fieber. Im I. Weltkrieg fallen 20 Mann. L. wird von Umwohnern im Scherz “Klein-Wien” genannt, weil man viel Aufwand in Kleidung, Wohnung und Lebensstil treibt. Für die Gemeinderatswahlen in der CSR einigen sich Deutsche und Tschechen auf eine gemeinsame Liste mit 2/3 Deutschen (10) und 1/3 Tschechen (5), Bürgermeister ist ein Deutscher, Stellvertreter ein Tscheche. Anfang der 20er Jahre werden etwa 25 deutsche Kinder aus Mischehen aus der deutschen Schule ausgeschlossen; da sie die tschechische Schule ablehnen, unterrichtet sie ein Lehrer des Deutschen Kulturverbandes. 1926 bauen die Tschechen eine Minderheitsschule, für die sie Kinder aus Schömitz, Jeseram und Marschowitz heranholen, 1935 zu einer Bürgerschule erweitert. Im Rahmen der tschechischen Mobilmachung wird am 18. September 1938 tschechisches Militär einquartiert, am 10. Oktober marschieren deutsche Truppen – Kasseler Jäger – ein. Im Krieg fallen 38 Mann, 492 Deutsche werden aus Lodenitz vertrieben.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 995 ha 200 m ü.d.M.
Flurnamen: Zeiselberg, Breites Feld, Zohlußen, 16-Quantenfeld, 14-Quantenfeld, Heidfeld, Spitzfeld, Vorderes und Hinteres Brunnfeld, Kleine und Große Roßweide, Kaibelwinkel, Hofstetten, Krautacker, Sponfeld, Kleines Heidgebirg (Hadln), Heidquanten, Heidwiesen, Neuries, Friedhofbreiten, Spitzbreiten, Hinterdorffeld, Trift, Quanteln, Standorf
Bodenbeschaffenheit: schwerer, fetter, humoser Lehmboden, sehr fruchtbar Bodennutzung: alle Getreidearten, Zuckerrüben, Zwiebel, Mais, Klee, Feldgemüse besonders nach 1938
Flora: Teufelszwirnhecken hinter Scheuern und an Feldwegen, Klette, Distel, echte und stinkende Kamille, weiße Taubnessel, große und kleine Brennessel, Frauenschuh, Bilsenkraut, Adonisröschen, Stechapfel; Akazie, Schwarzpappel
Straßen: Ober-, Mittel- und Unterort, Pipperlsteig, Haltergaßl, Dorf(Kirtag)platz
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Margareta, Ende 13. Jh. frühgotisch von Kloster Bruck erbaut, ursprünglich Hallenkirche, Wehrkirche, Veränderungen 1500 (Westtor spätgotisch), 1545 Ausbau der Türme, 31 m, 1582 Umbau, 1790 Nordturm wegen Baufälligkeit abgetragen, 1818 Friedhof von der Kirche an die Malspitzer Straße verlegt. 1892 Hochaltar und Orgel erneuert. Restaurierung 1928-31, Freilegung des Ursprünglichen. Von vier Glocken bleibt die älteste (1545).
Pfarrhof, 1. Hälfte 18. Jh.
Markuskapelle (Straße nach Prahlitz)
Antonikapelle (Flurgrenze)
Marterl “Ecce Homo”, 1407, im Oberort
Gedenkstein für Schlacht 1185
Steinkreuz am Friedhof
Schule, einklassig, 1870 zweiklassig, 1883 dreiklassig, ab 1938 in der tschechischen Minderheitsschule, 1939 Bürgerschule für Kinder aus Schömitz, Malspitz, Kuprowitz und Prahlitz
Kindergarten ab 1928 in der Schule, vom Deutschen Kulturverband erhalten, ab 1938 in der tschechischen Minderheitsschule
Deutsche Turnhalle 1925
Gemeindebücherei
Postamt 1871, 1904 Fernsprechnebenstelle zu Pohrlitz
Wasserleitung 1894, bis 1927 ausgebaut
Elektrifizierung 1922
Omnibus nach Raigern zum Zug nach Brünn
Gepflasterte Straße nach Pohrlitz: im Herbst täglich von 300 bis 400 schweren Fuhrwerken mit Rüben befahren
Gewerbe
2 Ziegeleien
2 Gastwirte 3 Gemischtwarenhändler 2 Fleischhauer Bäcker
2 Schmiede Schlosser Wagner Sattler
Gärtner 2 Schneider 2 Schneiderinnen Friseur
Hebamme 2 Schuhmacher
Vereine, Genossenschaften:
Freiwillige Feuerwehr 1886 (Motorspritze 1941)
Gesangverein 1880
Leseverein 1882
Deutscher Schulverein 1909, ab 1919 Deutscher Kulturverband
Turnverein 1913
Raiffeisenkassa 1892
Wassergenossenschaft 19101
Milchgenossenschaft 1920
Lundenburg, 48° 45′ N, 16° 53′ O, Břeclav, Nikolsburg
Geschichte:
Erste urkundliche Nennung 1046 als Grenzfestung, 1056 als Lawentenburch, Siedlung, 1384 gelangen Burg, Markt und Herrschaft an die Brüder Hans, Georg und Hartneid von Liechtenstein, ab 1389 unbefristeter Besitz (anstelle des späteren Altenmarkt). Im Urbar 1414 tragen die meisten Bewohner deutsche Namen. Die Hussiten können den Ort 1426 infolge Verrats einnehmen und zerstören, ziehen wieder ab. Papst Bonifaz VIII. erlaubt 1490, die Trümmer der Kirche in Altenmarkt für den Bau einer neuen Kirche auf dem Boden von L. zu verwenden. 1528 gelangt L. an die Herren von Žerotín, sie verlieren es 1621 wegen Beteiligung am Stände-Aufstand, 1638 gelangt die Herrschaft wieder an die Liechtenstein. Damals bestehen zwei Mühlen, eine Sägemühle, ein Gasthaus mit Stallung für 100 Pferde, eine Schmiede, eine Badstube und ein Meierhof. Bereits im 16. Jh. ist die Judengemeinde so groß, daß eine Synagoge errichtet wird, welche die Schweden 1643 zerstören, damit ist die Gemeinde aus gestorben. Nach Pogromen in Polen und in der Ukraine, nach Vertreibung aus Wien und Niederösterreich 20 Jahre später erfolgt eine Neugründung, 1671/72 wird die Synagoge wieder errichtet, stürzt 1697 ein und wird neu aufgebaut. 1702 ist die Gemeinde auf 30 Familien angewachsen, 1741 wird ihr Grund für einen Friedhof außerhalb des Ghettos genehmigt. Ihr Wohngebiet, von Fürst Carl Eusebius zur Besiedlung hergegeben, ist bis 1848 begrenzt: von Mühlgraben und Judengasse bis zu den Dubitsch wiesen. 1812 brennt das Judenviertel nieder. Durch die Toleranzpatente Josefs II. erlangen Juden eine Art bürgerlicher Gleichberechtigung, teilweise Selbstverwaltung, sie dürfen eigene Matriken führen. Völlige Gleichberechtigung folgt 1868, danach Zerstreuung auf das gesamte Stadtgebiet. Zu 70 % bekennen sie sich als Deutsche. 1864 trennt sich Altenmarkt von L. 1910 beträgt der Anteil der Deutschen 57,7 %, bei der Bahn sind rund 2800 Personen – auch aus der Umge bung – beschäftigt. Ab 1768 werden vier Jahrmärkte abgehalten, seit 1888 finden fast regelmäßig internationale Ruderregatten statt, 1928 die größte. Mit der Eröffnung der Nordbahn – am 6. 6. 1839 fährt der erste Zug in L. ein – und die Industrialisierung wächst L., 1872 zur Stadt erhoben, die Einwohnerzahl verdreifacht sich bis 1890, L ist Eisenbahnknotenpunkt an der Gabelung der Nordbahnstrecke nach Brünn bzw. Prerau (ca: 6000 Beschäftigte!). Am 28. Oktober 1918 stehen am Bahnhof bewaffnete “Sokoln”, kontrollieren die Passanten, reißen den Bahnbeamten die Knöpfe mit dem Adler, oft mit Stoffstücken, von den Jacken. Die Deserteure des “Grünen Kader” marschieren ein und besetzen mit den Sokoln die Bahnstrecke nach Österreich. Leitenden Bahnbeamten werden tschechische Bewacher beigegeben, die ihnen nach einem halben Jahr ihre Posten nehmen. Die Deutschen werden versetzt oder in den Ruhestand geschickt. Tschechisierung durch Eingemeindung Altenmarkts 1919, Entfernung von Deutschen aus öffentliche Ämtern, Schulen, Eisenbahn und Betriebsleitungen, so daß nahezu 4000 Deutsche den Ort verlassen müssen, meist gehen sie nach Österreich. Ein Regiment wird einquartiert, 2000 Mann erhalten durch Sondergesetz das Wahlrecht nach Aufenthalt von wenigen Tagen. Unter Druck schicken manche Deutschen ihre Kinder in tschechische Schulen, die Bediensteten der Liechten steinischen Güter sind dagegen geschützt. Am 8. 10. 1938 marschiert die Wehrmacht ein, die letzten Juden – man spricht von 120 – werden interniert und am 15. an die Grenze zum Protektorat verbracht; da sie nicht einreisen dürfen, müssen sie bis 4. November unter freiem Himmel leben, werden dann eingelassen, über Sammellager gelangen sie später in Konzentrationslager, ihr Vermögen wird vom Reich eingezogen, Geschäfte und Betriebe wickeln “kommissarische Leiter” ab. Am 20. November 1944 kreist über L. zwischen 11.30 und 12.30 ein Bomberverband, der offenbar über Göding einen Teil der Bombenlast abgeworfen hat, um 12.25 Uhr wirft dieser einen Bombenteppich, 230 Bomben innerhalb von zwei Minuten, quer über die Stadt, vom jüdischen Friedhof über den Marktplatz und das Villenviertel in Richtung Bahnhof. Auf dem Stadtplatz schlagen sieben 500-kg-Bomben ein, zwei davon zerstören Presbyterium und Mittelschiff der Kirche. Insgesamt werden 42 Personen getötet und 56 verletzt, 350 obdachlos. Zeitzünderbomben töten in den nächsten Tagen weitere Personen, so daß schließlich wohl 60 Tote zu beklagen sind. Am 17. 4. 1945 Einnahme durch die Rote Armee.
Stadt, Bezirk Göding, ab 1938 Kreis Nikolsburg, Gericht Lundenburg (mit Altenmarkt, auch Einw.) 3949 ha, bis 1925: 3410 ha; 159-162 m ü.d.M.
Bodenbeschaffenheit: Sandboden aus Anschwemmungen, im Norden Tonerde, gegen Nikolsburg Kalkstein, gegen Eisgrub sumpfig; Ölbohrungen Anbau: alle Getreidearten, Mais, Zuckerrüben, Gemüse, Obst (Marillen)
Ausgrabungen: Heidenstatt Pohansko, südöstlich, Burgwallanlage aus der Awarenzeit, 7. Jh., 28 ha, klösterliche Siedlung, Fundamente einer Kirche
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Wenzel 1753, mehrere Anbauten und Restaurierungen; älteste Grundmauern aus dem 11. Jh., St. Maria, 1131 erwähnt, eine der ältesten Mährens, vergrößert in der ersten Hälfte des 13. Jh., Umbau im 15. Jh. nach den Hussitenkriegen, St. Philipp und Jakob, mit Grablege, 1738 abgebrochen. Am 20. 11. 1944 bei Bombenangriff zerstört.
Synagoge, erstmals Mitte 16. Jh., Neubau 1672, ein weiterer 1868, 1888 renoviert, 417 Sitze, daneben Schule 1884
Bahnhofskapelle, 1856 neugotisch, Stiftung des Fürsten Liechtenstein
Rochuskapelle, nach Choleraseuche
evang. Kirche an der Wiesengasse
Bethaus der böhm. Brüdergemeinde 192
Marterl beim Raffinerie-Gasthaus, nach Choleraseuche aufgestellt, entfernt und nach zweiter Seuche wieder aufgestellt
Hl. Florian am Kircheneingang
Hl. Nepomuk an der Altenmarkter Brücke nach Pest
Schloß, Bauteile von alter Wasserburg (1056 erwähnt), ältester Bauteil ein Rundturm, Reste von Treppenturm und Palas; im 16. Jh. Renaissance-Neubau mit quadratischem Treppenturm, nordöstlichem Turm, Reste einer Arkaden-Freitreppe; neugotische Teile aus der ersten Hälfte des 19. Jh.
Schulen:
Zur Zeit Maria Theresias besteht eine Normalschule, 1808 ins fürstliche Wirtshaus verlegt, zieht zweimal um; in einem Raum wird deutsch, im anderen tschechisch unterrichtet, die Judenkinder werden anschließend gesondert betreut. 1845/46 wird ein Schulhaus neben dem Pfarrhaus auf dem Hauptplatz errichtet, zweisprachig, das auch die Kinder aus Altenmarkt besuchen, bis A. 1869 ein eigenes Gebäude hat.
Schule im Rathaus ab 1883, deutsch
Bürgerschule neben dem Rathaus 1873, deutsch, ab 1878 in neuem Gebäude
“Gelbe” Schule, 1896, Knabenvolksschule 5klassig, Bürgerschule 3klassig, das selbe für Mädchen, Turnhalle, Zeichensaal, vom Deutschen Schulverein
Privatgymnasium in der Kuffnerstraße ab 1897, daraus entwickelt: Communalgymnasium, Kaiserin Elisabeth-Kommunal-Obergymnasium, Grundstein 1902, erste Finanzierung durch den Deutschen
Schulverein, ab 1909 staatlich als k. k.-Kaiserin-Elisabeth-Staats-Obergymnasium, ab 1912 k. k.-KaiserinElisabeth-Staats -Realgymnasium, 1918 tschech. Reform-Realgymnasium, 1938 deutsche Oberschule
Frauengewerbeschule 2klassig, deutsch
“Weiße” Schule, Bürgerschule, Handelsschule, Müllereifachschule 1914, deutsche Ingenieurschule 1934, deutsch
jüdische Volksschule, 2klassig, Unterrichtssprache Deutsch
tschech. Bürgerschule in der Spitalgasse 1910
Kindergarten,, 1882 vom Deutschen Schulverein errichtet
Nach 1918 besetzen die Tschechen alle deutschen Schulen, den Deutschen bleibt nur eine zweiklassige Volksschule, die Kinder besuchen Schulen in Nikolsburg, Znaim und Brünn.
2 Lichtspielhäuser
Theater- und Konzertsaal ab 4. 12. 1941 im “Goldenen Apfel”
2 Krankenhäuser (Spitalgasse, verfallen, Feldgasse, “Franz-Joseph-Spital”, benutzt wird nur der Infektionspavillon, der vordere Teil als Altersheim der Zuckerfabrik
Waisenhaus und Altersheim in der Waisenhausgasse
2 Kindergärten/Tagesheimstätten
Elektrizitätswerk 1908, Straßenbeleuchtung, die meisten Häuser erst nach 1914, 1921/22 stillgelegt, Anschluß an Westmährische E-AG.
Bahnhof 1839, Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, zweite Teilstrecke, (erste 1837 bis Deutsch-Wagram), 1870/71 Strecke nach Znaim
Postamt 1910, Neubau am Bahnhof 20er Jahre
4 Jahrmärkte, 2 Wochenmärkte
Gewerbe
Zuckerfabrik der Brüder Jakob und Hermann Kuffner, 1862, mit Verbindung zur Nordbahn und eigener Brücke
Zuckerraffinerie, Leipnik-Lundenburger 1872, durch Zollerhöhung als Tschechesierungsmaßnahme 1930 ruiniert
Brauerei, fürstliche
Schnapsbrennerei
Mühle und Säge, fürstliche, 1667/71, Neubau mit Anschlußgleis
Walzenmühle, fürstliche
4 Möbelfabriken
2 Hut- und Filzfabriken
2 Malzfabriken
Betrieb für Fischverarbeitung
Färberei und Spinnerei
Molkerei
4 Hotels:
Deutsches Haus (später Grand Hotel), Bristol, Krone, Besednidum.
Private Omnibus-Linien zur Beförderung der Schüler
5 Ärzte (6 bis 1918, 7 bis 1938)
2 Tierärzte
2 Fuhrunternehmen 2 Schmiede 4 Schlosser
Hafner Gerber
Vereine, Genossenschaften:
Musik- und Gesangverein 1865
Eislaufverein 1872
Ruderverein 1874, Grundstück vom Fürsten Liechtenstein kostenlos, Vereinsfarben daher Farben des Hauses, blau-weinrot, (1888 bis 1938 Rennstrecke auf der Thaya, internationale Ruderregatten
Turnverein 1875 zweitältester Südmährens
Freiwillige Feuerwehr 1880 (Kuffnersche Fabrikfeuerwehr 1875)
Deutscher Schulverein 1882
Gymnasiumverein 1897
Pädagogischer Verein 1900
Bund der Südmährer 1902
Sängerbund Freiheit 1908
Deutscher Lehrlingshort 1908
M
Malspitz, 49° 1′ N, 16° 30′ O, Malešovice, Nikolsburg
Geschichte:
Im 12. Jh. an die Herrschaft Dürnholz, das Kirchenpatronat 1220 an Kloster Kanitz, das hier auch Besitz hat und dem M. von 1276 (erste urkundliche Erwähnung) bis 1533 ganz gehört. Für 1556 ist eine evangelische Pfarre belegt, die katholisch Gebliebenen werden nach Prahlitz eingepfarrt. Im Besitz wechseln der Herren, 1574 nur 52 Einwohner und eine Mühle, bis es Kardinal Franz von Dietrichstein nach dem böhmischen Aufstand 1622 erwirbt, damit Rekatholisierung, 1722 wieder selbständige Pfarre. 1652 erhält Goldschmied Simon Fischer aus Malspitz das Brünner Bürgerrecht, weil er 1643 und 1645 an der Verteidigung Brünns gegen die Schweden teilgenommen hat. 1858 erben die Grafen Herberstein das Patronat über die Pfarre. 1945 werden Panzergräben und Schützengräben ausgehoben, drei Wochen lang ist der Ort Niemandsland, die Einwohner hausen in den Kellern. Zu Ostern fliehen viele, vor allem Mädchen und Frauen. Die Deutschen werden ab Juli 1945 vertrieben, ca. 40 % bleiben in Österreich, die anderen in Bayern, Württemberg und Hessen.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 962 ha 190 m ü.d.M.
Flurnamen:
Zwischenweg, unterer und oberer, Mitterfeld, Neufeld, Stattung, Viertelacker, Grindl, Spitz, Hadfeld, Unterfeld, Ganzlahn, Halblahn, Metzen, Horan, große und kleine Kuhweide, Ackerln, Halblahnwiesen, (Holecherwiese), Blümelwiese, Junggärten, Krautland, Brenngärten, Leinwandbleiche, Judenduck, Vordere und hintere Aufelder, Sandroßweide, Baumroßweide, (Bamelwad), Altdorf
Anbau von Getreide, Zuckerrüben, Öl- und Hülsenfrüchte, Feldgemüse, bes. Tomaten, Paprika, Kohlarten, Obst: 23.000 ertragreiche Obstbäume vor 1928. Jagd von über 1000 Hasen und über 2000 Rebhühnern und Fasanen jährlich (denen nicht selten die Maisernte zum Opfer fällt)
Straßen, Plätze:
Ortsplatz, Kuprowitzer Weg, Lodenitzer u. Odrowitzer Straße, Mödlauer Weg, Mühlweg, Altbrünner Weg; nach Fluren: Neufelderweg, Hadfelderweg etc.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Stephan, urkundlich 1276, Turm wohl Teil alter Wehrkirche; Chor 1822, Erweiterung 1886; vier Glocken, eine von 1550; Renovierungen 1923 (mit Pfarrei und Schule zur Firmung durch den letzten deutschen Bischof von Brünn, Norbert Klein) und 1935
Hl. Johannes von Nepomuk 1757 od. 1775
Hl. Florian im Schulgarten
Marter
Steinkreuz an der Kirche
2 Kreuze an der Kuprowitzer Straße
Kreuz beim Bäcker
Eisenkreuz an der Odrowitzer Straße
Bildstock am Mühlweg
3 Feldkreuze
Kriegerdenkmal 1924
Volksschule, zweiklassig, 1672 erstmals Lehrer erwähnt, Gemeindebücherei
Kindergarten ab 1940
Postamt (1900), Fernsprecher (1920),
Bezirksabgabestelle für Obst und Gemüse (BAST)
Elektrifizierung 1921
Trinkwasserversorgung durch Brunnen
Omnibuslinie Lodenitz – Raigern – Brünn
Ein praktischer Arzt ab 1940
Gewerbe:
Gasthaus Lebensmittelladen Bäcker Metzger
Schlosser Schreiner Wagner Schuster
Wildbrethandlung en gros Gärtnerei
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1878
Veteranenverein
Gesangsverein
Bund der Deutsche 1907/1928
Turnverein 1936
Musikkapelle
Milchgenossenschaft
Raiffeisengenossenschaft 1894
Zuckerrübengenossenschaft
Mariahilf, 48° 56' N, 16° 32' O, Nová Ves, Nikolsburg
Geschichte
Neugründung, 1701 als “Neydorff” anstelle des 1574 verödeten nach M. verlegt (1807 wieder zurückverlegt), 1805 in dieser ein Spital für die bei Austerlitz verwundeten Franzosen eingerichtet. Dank bedeutender Geldbeiträge von Fonds Gut Dürnholz und Gräfin Herberstein kann 1874 die Schule eröffnet werden. Im I. Weltkrieg fallen 17, im Zweiten 36 Mann. Die Tschechen errichten 1924 eine einklassige Minderheitsschule, bauen 1932 dafür ein Schulhaus, zwei klassig, mit Kindergarten. Im Herbst 1944 kommen Trecks von Flüchtlingen aus der Batschka und aus Siebenbürgen, im Jänner 1945 Schlesier. Artilleriefeuer tötet am 26. April 1945 drei Ortsbewohner, fünfmaliger Frontwechsel führt zur Zerstörung vieler Häuser. Die Deutschen werden Anfang 1946 vertrieben, der Großteil lebt in Deutschland.
Brauchtum:
Der Kirtag/Kaiserkirtag richtet sich nach dem 15. Oktober, dem Namenstag der hl. Theresia. Dieser “große” und ihr “kleiner” Kirtag wird mit den Wostitzern gefeiert, deren Kirche dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist, am Namenstag, dem 24. Juni. Jeden Montag zelebriert der Pfarrer von Wostitz einen Schulgottesdienst und jeden dritten Sonntag ein Hochamt in M. Eigene Fronleichnamsprozessionen gestattet er den Mariahilfern nicht, hintertreibt vielmehr die Bewilligung beim bischöflichen Ordinariat in Brünn.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 615 ha 175-180 m ü.d.M.
Straßendorf an der Reichsstraße, im Westen zugebaute Häuser, Haufenbauweise, “Sauplatz” (ehedem Schweine gehütet), im Osten einige Häuser, eine Zeile parallel zur Reichsstraße: “Hintertaußi”, südlich der Karlsberg.
Flurnamen:
Zinsäcker, Karlsberge, Kuhberge, Die Schmalen, Die Breiten, Dürnholzer Hügel, Spitzäcker, Wostitzer Äcker, Erlenwald, Siebzehn Joch, Lammweide, Die Hektar Herrschaftsbesitz,( 1928 in Hektaranteilen an Bauern verkauft), Schachen, Zapfenwiesen, Zapfenteich (Besitz des Theresianums, Verwaltung in Dürnholz), Graswiesen, Herrengarten, am untern Platz, auf der Baude
Anbau: Weizen, Gerste, Hafer, Korn, Zucker- und Futterrüben, Erbsen, Linsen, Bohnen, Kartoffel, Mais, Gemüse, Obst Jagd, ergiebig: Hasen, Rehe, Fasane, Rebhühner
Straßen, Plätze:
Auf der Straße (Dorfstraße), Soikagaßl, Kuschelgaßl, Schopfgaßl, Prißnitzgaßl, Marschalekgaßl, Hajekgaßl (alle nach Anwohnern), Sauplatz, Hintertaußi; außerhalb: Damm, Sutten, Kiristeig, Brücklweg
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle Mariahilf 1839 (zur Pfarre Wostitz), davor Andacht in Haus Nr. 37 vor einem Votivbild, daher der neue Ortsname. Ein Reiter, der in einen Sumpf geriet, soll Maria angerufen und nach seiner Rettung das Bild gestiftet haben.
Friedhof seit 1884 Richtung Muschau.
Hl. Johannes von Nepomuk, Dorfmitte
Steinkreuz, 1843, vor der Kirche (Andreas Edler)
Missionskreuz an der Kirche
Eisenkreuz mit Gitter 1807
Friedhofkreuz 1880
Eisenkreuz am nördlichen Ortsausgang 1855
Eisenkreuz gegen Großhof 1881
Steinkreuz im Gewann Gartln 1910
Kreuz an der Dürnholzer Straße 1909
Volksschule 1874 (davor Schulbesuch in Wostitz), ab 1899 zweiklassig
Gemeindebücherei, vor dem I. Weltkrieg vom Südmährerbund eingerichtet, 1922 von der Gemeinde übernommen
Kindergarten 1931
Kriegergedenktafel in der Kirche 1926
Notspital und Armenhaus (Armenfond)
Gemeindeamt seit 1705
Elektrifizierung 1930
5 Dorfbrunnen
Autobuslinien Brünn – Nikolsburg, Znaim – Pohrlitz
Gewerbe
Mühle, 16.Jh., oberschlächtig, ältestes Gebäude neben Wirtshaus (ehem. kaiserliche Maut), bis 1873 Besitz
der Herrschaft Nikolsburg, danach verschie dene Besitzer, 1924 enteignet, 1938 von der Deutschen
Siedlungsgenossenschaft übernommen
Heimarbeit: Haarnetzen, Perlmutterknopfherstellung (“Knöpferldrahrer”)
Mühle
Gutshof
2 Gasthäuser Kaufmann Bäcker Schmied Wagner
Vereine, Genossenschaften
Turnverein 1919 mit Sängerriege
Deutscher Kulturverband 1922
Bund der Deutschen 1930
Deutscher Kindergartenverein 1930
Raiffeisenkassa 1888
Jagdgenossenschaft 1912
Milchgenossenschaft 1924
Bodengenossenschaft 1928
Millowitz, 48° 51′ N, 16° 42′ O, Milovice, Nikolsburg
Geschichte
Um 1236 im Besitz der Landesherren, der Przemysliden, erscheint 1332 neben Neudek unter den Liechtensteinischen Orten, zur Herrschaft Eisgrub gehörig; im Urbar 1414 ist eine Pfarrkirche belegt. Im 16. Jh. besteht eine Wiedertäufergemeinde, 1604 wird sie ausgeplündert. Im II. Weltkrieg fallen 27 Mann, vermißt bleiben 21. Zwei Männer werden 1945 von den Sowjets zu Tode ge schleift. Anfang Juni 1945 werden die Deutschen vertrieben.
Bezirk, Gericht Nikolsburg, Post Eisgrub 551 ha 177 m ü.d.M
Flurnamen
Hausäcker, Langäcker, Kühstellungen, Sandwiesen, Häuselwiesen, Hutweide, Hühnerkratzer, Ober- und Unterbrünnerberg, Lehenäcker, Wasserhalbe, Gewandten, Brodischwiesen, Hinterwiesen, Pollenberg (mit Wetterkanone bis 1926), Schrei berweingärten, Herrenweingarten, Langer Satz (Haussatz ), Kurzer Satz (Fuchsschwanz), Inleiten, Klentnitzer Trift, Schreiberfleck, Halbe Gwandten, Vierteläcker, Eichbergen, Pülligsleiten, Waldfleck, Försterwiese, Berifleck, Spitzhübl (mit Wetterkanone bis 1926)
Straßen, Plätze: Dorfstraße, Marktsteig, Turnplatz
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl. Oswald, 1670 zerstört, 1672 wiedererrichtet, Wehrturm 1693, 1742 erweitert, 1819 und 1845 renoviert.
Pfarrhaus 1771
Kriegerdenkmal 1926
Hl. Johann von Nepomuk
Hl. Florian
Hl. Wendelin
Friedhofkreuz 1758
Volksschule, Schulbau 1817, seit 1890 zweiklassig; Unterricht wohl seit 1764, seit 1784 Halbtagsunterricht im Gemeindegasthaus.
Frauenmühle, seit 1848 Forsthaus
Gemeindegasthaus, 1923 umgebaut, mit Saal, Gemeindekanzlei und Übernahmestelle der
Milchgenossenschaft, Eiskeller, davor Tanzplatz
Trinkwasserleitung 1920
Vereine
Freiwillige Feuerwehr 1895
Deutscher Turnverein
Landwirtschaftlicher Verein
Deutscher Kulturverband
49° 0′ N, 16° 32′ O, Smolín, Nikolsburg,
Geschichte
1353 wird Otto von Mohleis erwähnt, seit 1590 gehört M. zur Herrschaft Seelowitz. Nach der Pestepidemie leben von 53 Einwohnern (1645) nur noch 36, aber 1652 stehen nur noch drei Häuser leer. M. ist nach Mödlau eingepfarrt und gehört bis 1871 auch schulisch dorthin. Seit 1864 wird in M. am Tag der Kirchenpatrone die Messe gelesen und deutsch und tschechisch gepredigt (bis 1894). Im II. Weltkrieg fallen 19 Mann, drei Männer kommen 1945/46 in tschechischen KZs um. Am 18. und 20. August 1945 werden 52 bzw. 73 Personen vertrieben, 1946 weitere 101, elf bleiben im Ort; nach Bayern kommen rd. 45%, nach Württemberg 20%, Baden 8%, Hessen 5%; in Österreich bleiben 22%.
Brauchtum:
Der “kleine” Kirtag findet am 5.Juli, dem Tag der Heiligen statt, vormittags Hochamt und nachmittags Tanz, der “große” am vierten Sonntag im Oktober.
Bezirk Nikolsburg, Gericht, Post Pohrlitz 588 ha 184-254 m ü.d.M.
Flurnamen
Halblahn, Vierteln, Mitterfeld, Hinterfeld, Seberwiesen, Maitafeld, Laufenberg, Radlitzberg, Kurze und Lange Kovalien, Freikovalien, Querkovalien, Steinäcker, Gräften, Altgebirge, Umterm Altgebirge, Gärten, Sadgärten, Hackenfeld, Zeiselberg, Neuberg, Berda, Pricky, Kleiner und Großer Pridanek, Zajicky, Smutna Hora, Lopata, Pricnik, Prutruk, Große und Kleine Lischka, Vostuda
Bodennutzung: Korn, Weizen, Sommergerste, Hafer, Mais, Zuckerrüben, Erdäpfeln, Luzerne, Klee. Ausgiebige Honigträger: viele alte Lindenbäume und Akazienwälder; Besonderheit: Erdschwalben
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kapelle hl. Cyrill und Method 1758, Glocke
Kapelle hl. Anna
Kapelle Immaculata auf dem Mohleiser Berg (dorthin Prozessionen)
2 Hl. Johann von Nepomuk
4 Kreuze ( davon eines 18.Jh.)
2 Marterln, eines dem hl. Florian geweiht
Schule, 1871 durch Umbau der Gemeindegastwirtschaft (1859), zuerst einklassig, 1907 nach Aufstocken
zweiklassig, Ortsbücherei
Armenhaus neben der Schule
Kriegerdenkmal 1925
Gedenkstein für deutschen Rennfahrer an der Reichsstraße
Elektrifizierung 1926
Telephon 1942
Gewerbe: Schmied Schneider Schuster
Vereine, Genossenschaften
Schulverein
Bund der Deutschen Südmährer
Freiwillige Feuerwehr
Landwirtschaftlicher Ortsverein
Raiffeisenkassa 1892
Milchsammelstelle der Molkerei Pohrlitz
48° 54' N, 16° 36' O, Mušov, Nikolsburg
Geschichte:
Im 12. und 13. Jh. in der Hand der Herren von Dürnholz, 1237 erstmals urkundlich genannt, 1332 Liechtensteinischer Besitz, 1364 mit Pfarre, Maut, Gericht und zahlreichen Fischern. 1570 als Markt genannt, Mitte des 16. Jh. ist die Pfarre zeitweise evangelisch, auch von Wiedertäufern bewohnt. Als Bestandteil der Herrschaft Nikolsburg 1575 durch Kauf an Adam von Dietrichstein. 1582 wird die Kirche vom Bischof von Olmütz neu geweiht, dabei sollen 161 Menschen dem katholischen Glauben wiedergewonnen worden sein. Bis 1761 nach Bergen eingepfarrt, ist die Pfarrei erst 1865 wieder selbständig. 1804 vernichtet ein Großbrand 50 Häuser. Mit dem Bau der Kaiserstraße von Wien nach Brünn 1754 nimmt die Wirtschaft beträchtlichen Aufschwung, im Überschwemmungsgebiet werden zahlreiche Ziegelbrücken gebaut. Wegen der Stauungen am Zusammenfluss von Thaya, Schwarza und Igel ist der Ort oft zweimal im Jahr überschwemmt, im Zuge der Thayaregulierung wird ca. 1890 das Flußbett von der Mühle bis zur Eisernen Brücke (1200 m) 3 m tief ausgebaggert.
Durch die Vertreibung gelangen 129 Familien nach Deutschland (Baden-Württemberg 91, Bayern 20, Hessen 10, NRW 6, NS 2), 75 Familien nach Österreich (Wien 47, NÖ 26, OÖ 2), 1 Familie nach Frankreich, in Muschau bleiben drei Familien. Die Gemeinde zählte im 1. Weltkrieg 20 Gefallene und 6 Vermisste. Im 2. Weltkrieg hat Muschau 43 Gefallene, 15 Vermisste und 9 Zivilopfer zu beklagen. Die deutsche Ortsbevölkerung wird am 21. August 1945 zu Fuß über Nikolsburg in der Nähe von Garschönthal durch den Wald nach Österreich vertrieben.
Brauchtum:
Neckname der Ortsbewohner „Froschwampeln“ auf Grund der zahlreichen Frösche in den Teichen, Tümpeln und Altarmen der Thaya.
Der Muschauer Kirtag (Hl. Leonhard – 6. November) wurde witterungsbedingt im 19. Jahrhundert von der Gemeindevertretung auf das zweite Wochenende im September verlegt.
Osterreiten
Zu Pfingsten 1935 wurde in zweijährigem Turnus der alte Brauch der Leonhardifahrten mit Reiterspielen, Viehschau und Viehsegen wieder eingeführt, dem der zweite Weltkrieg bald wieder ein Ende setzte.
Marktgemeinde, Bezirk und Gericht Nikolsburg. 1365 ha. 170 m ü.d.M.
Im Norden der Burgstallhügel (Zeiselberg, 222 m) mit römischen Ausgrabungen aus der Zeit um 160 bis 180 n.Chr. mit Funden der X. Legion. Erste Ausgrabungen 1925 unter dem Patronat des Präsidenten Masaryk. Weitere Ausgrabungen (römisches Marschlager und die sog. Königsgruft von Muschau) folgten erst in den letzten Jahrzehnten.
Flurnamen:
Ackerweingarten, Alleeln, Anger, Aspelleiten, Aul, Bärenweingarten, Bei den drei Eichen, Bienengarten, Bienenwiese, Bockgraben, Baumgartenwiese, (Bongertwiese), Bruckäcker, Brünndläcker, Brünndelleiten, Burgstall, Diebssteig, Dornwiese, Fach, Fachtümpel, Felberleiten, Felberplatz, Fischgrabenleiten, Gamperlwiese, Gemeinörtel, Gerischerwiese, Gernleiten, Gernspitz, Gernwiese, Grabenäcker, Grün, Grünau, Gruibau, Häselleiten, Herrenwiese, Heukrippe, Heukrippenleiten, Hochwiesen, Holzlacke, Holzhackerleiten, Holzleiten, Hussingerleiten, Hutweide, Jägerwiese, Langer Jagdsteig, Kirchbaumleiten, Kesselleiten, Kleine Wiese, Kohlstatt, Kreuzberg, Kühkopfleiten, Kupferholz, Langbau, Lehmhof maiß, Mühläcker, Mulschachen, Mühltümpel, Mühlwaldl, Murwinkel, Neuäcker, Neubrüche, Neugärten, Neurisse, Neuwegl, Obenausäcker, Obere Au, Oberwald, Öde Au, Röhrlichleiten, Rohrwiese, Roßgrube, Roßtauscher, Rotschimmel, Rötzbach, Runsen, Rustenleiten, Sandäcker, Sandwiesen, Sauborz, Saubrünndl, Saulacke, Sautränk, Sauwasen, Schadelgrui, Schaftümpel, Schütt, Schinderei, Schreiberwiese, Schwall, Schwarzgartenwiesen, Schwarzwiesenleiten, Seichte Thaya, Stettenleiten, Steinleiten, Steinwegleiten, Steinwiesen, Stierfleck, Stierwinkel, Stockwiese, Taborgraben, Tiefe Thaya, Topuschwiesen, Trammerwiese, Trift, Trigel, Tuchet, Uchtweide, Untere Au, Unterholz, Unterwald, Urwald, Wagoinsel, Wasenrain, Wasserwiese, Zeiselberg, Ziegelwiese, Zipfäcker, Zipfleiten
Bodennutzung bedeutend:
Gurken (bis zu 30 ha) und Rüben; großer Wald- und Wiesenbestand, manche Orte decken in M. ihren Bedarf an Holz und Heu. Viel Niederwild, besonders Fasane; zur Jagd kamen gekrönte Häupter Ortsteile (im Volksmund): Im Ort, In den Häuseln, Im Winkel, Bienengasse, Hollergasse, Bei der Schmiede, Erste Kellern, Zweite Kellern, Hinter der Kirche
Wege, Straßen:
Eibiser (Maiwitzer) Straße, Mariahilfer Straße, Tannowitzer Weg, Wisternitzer Weg, Lange Allee, Sandweg, Diebssteig, Hirtensteig, Guldenfurter Weg, Endlseeweg
Brücken
Eiserne Brücke (von 1892 – 1945 gesprengt), Sieben Brückeln, Fünf Brückeln, Schulzbrückel,
Beckenbrückeln, Topischbrückel, Letzte Brücke, Rotes Brückel, Moltabrückel, Schwarzes Brückel,
Fischbachbrückel, Reisbrückel, Maiwitzer Brückel, Tannowitzer Wirtschaftsbrücke
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Leonhard, romanische Reste aus dem 13. Jh., später Wehrkirche, im 15. Jh. nach Brandkatastrophe erweitert, 1802 westliche Vorhalle, 1911 renoviert. Matriken seit 1627.
Hauptkreuz von 1801 (erneuert 1920) auf dem Friedhof, welcher 1784 nach Auflassung des alten, der bis 1806 benutzt wurde, am Ortseingang gegen Nikolsburg angelegt wurde.
Missionskreuz, 1850, an der Sakristei
Hl. Florian von 1870 (unter dem großen Akazienbaum vor No 30)
Hl. Johannes von Nepomuk, um 1740, letzterer von Iganz Lengelacher, hinter der Thayabrücke Richtung Nikolsburg (steht heute vor dem Friedhof in Pollau)
Mirkluskapelle, 1847/48, weiter gegen Nikolsburg
Rinderkapelle 1891 zwischen ersten und zweiten Kellern; dort werden die vom 23. 4. bis 9. 5. 1945 am Burgstall gefallenen deutschen Soldaten begraben.
Eisernes Kreuz (“Beck Egidi”) 1887, davor 1790
Lawitschka-Kreuz, Anfang 1930er Jahre an der Gemeindegrenze beim Triftweg
Rinder-Wastl-Kreuz, 1852 aus Holz, später aus Stein (Vorläufer vor 1790), am Weg zu den Neuäckern
Holzkreuz, 1935, am Ende der Brünndeläcker
Mühlkreuz, 1870, aus Stein
Gern-Kreuz, Mitte 18. Jh., am Maiwitzer Weg, aus Holz, renoviert in den 30er Jahren
Eisernes Kreuz, 1860/70, am Weißstättener Weg, vor 1790 Vorläufer
Eisernes Kreuz, 1869, beim Bärenweingarten (Vorläufer vor 1790)
Marterl “Maria, die immerwährende Hilfe” an der Reichsstraße
Schule, 1761, restauriert und erweitert 1796, Neubau 1831 und 1883, zweiklassig, seit 1931 zweiklassig mit einer Parallelklasse. Kindergarten seit ca 1941
Gemeindebücherei, Gemeindearchiv
Armenhaus
Kaiser-Josef II.-Denkmal 1908 (“Dem Einzigen, der nur seinem Volk gelebt, nicht lange, aber ganz! Gewidmet von der Marktgemeinde Muschau und ihren Bewohnern”), 1919 entfernt; auf dem Sockel wird errichtet: Kriegerdenkmal 1927 Taborgraben: Ringwall 250 m Umfang, am linken Ufer der Runsen (alter Thaya-Arm), im früher versumpften Gebiet der Tuchet, seit frühester Zeit benutzt, wohl auch während der Hussitenkriege.
Gewerbe:
2 Gasthäuser, 3 Gemischtwarenhandlungen, 1 Trafik, 2 Schmiede, 2 Schuhmacher, 5 Schneider, 2 Maurer, 2 Tischler, Bäcker, Maler, Binder, Wagner.
Einrichtungen:
Obst- und Gemüsemarkt von Mitte Juli bis Ende August seit 1928 (genehmigt 1929)
Autobusverkehr Nikolsburg – Brünn
Elektrifizierung im September 1924 als erste Landgemeinde des Bezirks.
Postamt 1869
Fernsprecher 1905
3 Mühlen im Mittelalter: Kapherna, Breiten- und Felbermühle, später Muschauer Mühle genannt, als letzte aufgelassen im Zuge der Thayaregulierung 1880-89
Vereine, Genossenschaften:
Gesangverein 1884
Freiwillige Feuer- und Wasserwehr 1893
Turnverein 1910
Militärveteranenverein
Ortsgruppe des Bundes der Deutschen Südmähren 1903
Landwirtschaftlicher Ortsverein
Spar- und Wohltätigkeitsverein “Biene” 1934
Raiffeisenkassa 1896
Milchsammelstelle der Zentralmolkerei Brünn 1901
Fischereigenossenschaft 1902
Mödlau, 49° 2′ N, 16° 31′ O, Medlov, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung 1293. Zwischen 1210 und 1230 erscheint ein Stephan von Mödlau, gilt als Stammvater der Herren von Pernstein, die M. bis 1374 besitzen und 1486 einen Teil zurückkaufen, den anderen hält Kloster Kanitz. Aus dem 15. und 16. Jh. stammen Erdställe, katakombenartige Gänge und Räume mit nach oben vorgetriebenen Entlüftungsröhren, Zufluchtsstätten bei Gefahr, möglicherweise im Zusammenhang mit den Wiedertäufern. Marktrecht seit 1585, ab 1640 zur Herrschaft Seelowitz, 1686 und 1783 fast ganz, 1892 sind 25 Häuser niedergebrannt. Im II. Weltkrieg fallen 54 Mann, ein vierjähriges Mädchen wird von Tieffliegern getötet. Am 17. April 1945 dringen Rotarmisten ein, Frauen und Mädchen werden nachts zu Schanzarbeit gezwungen und vergewaltigt. Nach dem Krieg erschlagen die Tschechen sieben Menschen, zwei sind über 70, zwei über achtzig Jahre alt, zwei sind Frauen. 693 Deutsche werden aus der Heimat vertrieben.
Brauchtum
Der “kleine” Kirtag, der vierte Sonntag im August auf Bartholomäus, dauert zwei Tage, der “große”, der Kaiserkirtag am dritten Sonntag im Oktober, drei Tage: die am ausgiebigsten gefeierte Veranstaltung des Jahres. Das ganze Dorf wird geputzt, Haus und Stallungen werden geweißelt (gekladert), man fährt in die Stadt, um neue Kleider zu kaufen. Am Samstag werden Gänse und Hendel geschlachtet, Hasen gehäutet, Flecken, Krapfen und Gugelhupf gebacken. Um zwei Uhr spielen die Musikanten vor dem Gasthaus flotte Weisen: damit ist der Kirtag eingeleitet. Mit einem Marsch geht es zum Tanzplatz, wo die Frauen stehen und aufpassen, wer ein neues Kleid hat und wer mit wem tanzt. Mit der Musik beginnt das Aufziehen, nach den drei Altburschen folgt die ganze Burschenschaft. Ortsfremde Burschen werden mit der Musik vom Gasthaus abgeholt. Am dritten Tag sind die Männer dran, die von den Altburschen Wein bekommen, damit sie gut singen.
Marktgemeinde, Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Post Grusbach 1038 ha 186-207 m ü.d.M.
Flurnamen
Oberes Feld, Langes Feld, Hungerfeld, Schmales, Aasplatz (Schindergrube), Zwergfeld, Lehmgruben; ortsnah beiderseits Rumpler, Wiesler, Tiefenweg, Freien; Zieher, Altenberg, Mühlberg, Waldacker, Mohleiser; Unteres Feld, Kreuzäcker, Krautgartenacker, Winkeläcker, Fürhabäcker, die Langen Gärten, Vordergärten, Häuslergärten, Wiesegärten, Roßweide (anschließend, Gemeinde besitz); am rechten Igelufer Bibergarten, Ungargasse, Ausmaß, Bauerwiese, Winkelwiese, Spitzwiese, Odrowitzwiese
Bodennutzung: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse (Brein), Erbsen, Linsen, Klee, Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln; Obst (meist Zwetschken), Wein Jagd mit Strecke von 600-650 Hasen, 250-300 Fasanen, 1150-1200 Rebhühnern Straßen, Plätze Marktplatz, Markt, Herrengasse, Auf der Wies, Einkehr, Holderwinkel
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl. Bartholomäus 1699, ursprünglich gotisch, 1749 und 1852 umgeh baut, drei Glocken von 1509, 1722, 1755; die zwei großen mit 1,2 t Ge wicht 1917 abgegeben, 1922 und 1925 ersetzt, 1942 wieder abgenommen.
Pfarrhof, ehem. Jagdschloß
Friedhofkreuz 1758 (im 1858 neu angelegten Friedhof)
Hl. Dreifaltigkeitssäule 1721, vor der Schule, 1804, 1899 und 1910 renoviert
Hl. Johannes von Nepomuk 1758
Hl. Florian
Hl. Urban nahe Friedhof
Steinernes Kreuz, 18. Jh., bei Kirche
Kreuz, Schmiedeeisen, um 1780
2 Marmorkreuze, in den Wiesen u. am Ortsausgang gegen Klein Niemtschitz
3 Steinkreuze 18. Jh.
2 Steinmarterln
Kriegerdenkmal 1926
Schule 1867, zweistöckig, zweiklassig, mit Lehrerwohnung, Bibliothek
Mühle, 1662-1773 Besitz des Jesuitenklosters Brünn, danach zum Gut Kanitz,
1934 niedergebrannt, moderner Neubau
Elektrifizierung 1929
Fernsprechstelle 1920
Gewerbe
Zementwarenerzeugung
2 Gasthäuser 2 Kaufläden Metzger Bäcker
2 Schmiede 3 Tischler 3 Schuster Sattler
3 Zimmerer Bauunternehmer 3 Friseure Schneider
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1900
Bund der Deutschen
Turnverein 1920
Raiffeisenkassa1910
N
48° 49′ N, 16° 30′ O, Nový Přerov, Nikolsburg
Bezirk, Gericht Nikolsburg 621 ha 179-184 m ü.d.M.
Kirche St. Michael, 1690 Kapelle, Filiale von Fröllersdorf; 1748 erweitert, 1846 werden die 3 Altäre neu aufgestellt; 1837 Expositur, 1866 Pfarrkirche Friedhof, seit 1690, ummauert, außerhalb Volksschule, 1911, vierklassig, nach 1918 nur tschechisch, deutsche Kinder (ca. 40) gehen nach Neusiedl; bis 1824 Schulbesuch in Fröllersdorf, dann Unterricht im Gemeinde-Wirtshaus, Neubau 1854, 1882 Zubau, zweiklassig
Geschichte
Erste Nennung 1351, der Ortsteil am nördlichen Thaya-Ufer gehört zur Herrschaft Dürnholz, der südliche zu Staatz, 1394 an Johann I. von Liechtenstein; durch Hussiten und Krieg 1463 (Georg von Podiebrad gegen Mathias Corvinus) verödet, mit Dürnholz 1583 an Christoph von Teuffenbach, Besiedlung mit Kroaten. Zwei Heimkehrer werden 1919 von tschechischen Grenzbeamten in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Vom 23. 4. bis 6. 5. 1945 Stellungskämpfe, Zerstörungen. Im Juni kommen tschechische Besetzer. In den Jah ren 1946/47 und 1948/50 wird “wegen feindlicher Haltung (der Kroaten) während der Okkupation (…) der gesamte Besitz konfisziert und die Bevölkerung (…) ausgesiedelt”.
48° 49' N, 16° 46' O, Nejdek, Nikolsburg
Geschichte
Seit 1042 durch Schenkung Kaiser Heinrichs III. Besitz der Bischöfe von Regensburg; erste urkundliche Nennung 1244: Wenzel I. belehnt Siegfried den Waisen mit Eisgrub, Neudek und Pulgram. 1310 an das Haus Liechtenstein verkauft, 1332 als Veste und Dorf bezeichnet. Laut Urbar 1414 Einwohner durchwegs mit deutschen Namen; zur Herrschaft Eisgrub gehörig, dorthin einge pfarrt. Eine bedeutende Wiedertäufergemeind besteht, nach ihnen werden die Neudeker immer noch “Habaner” genannt (vgl. Haushaben).
Bezirk, Gericht Nikolsburg 469 ha 170 m ü.d.M.
Flurnamen
Gstättenäcker, Teilungsäcker, Dreivierteläcker, Haidäcker, Hausweingärten, Neuwiesen, Krautgärten, Herrenwiesen, Schiskawiesen, Heinrichsmaßwiesen, Paischen, Breiten, Vierteläcker, Fünfvierteläcker, Neuriß, Haidstücke, Waldgär ten, Mühlgärten, Voitelsbrunner Wiesen, Osantwiesen, Friedhofsmaßwiesen, Königsee
Flora, Fauna
Auwald, (Buche, Esche, Pappel, Rüster, Korbweide) Reh, Fasan, Rebhuhn, Wildhase, Wildkaninchen, Wildente, Fische
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Laurentius, 1743/46 als Kapelle auf dem Grund des nach außen verlegten alten Friedhofs, 1836 durch Blitzschlag abgebrannt, wiederhergestellt und verschönert. Messe zur Kirchweih St. Laurentius 10.
August, sonst 14tägig im Winter und zu Begräbnissen in der Octave des Heiligen.
Kriegerdenkmal ca. 1920
Volksschule, zweiklassig, bis 1858 im Gemeindegasthaus
Kindergarten seit ca. 1942
Gemeindebücherei
Armenhaus, gestiftet von Fürst Liechtenstein
Omnibuslinie nach Nikolsburg und Lundenburg ab 1939
Gewerbe
Mühle (9 Gänge), Liechtensteinisch, mit E-Werk, liefert Strom für Neudek und Liechtensteingebäude in Eisgrub, Neuhof u. Feldsberg
Sägewerk
Molkerei
Gasthaus 2 Gemischtwarenhandlungen Schneider 2 Schuster
Vereine
Feuerwehr 1912
Unterstützungsverein gedienter Soldaten 1928
48° 52' N, 16° 44' O, Nový Mlýny, Nikolsburg
Bezirk, Gericht Auspitz Post Prittlach 329 ha
Geschichte
Auf dem Grund eines laut Urbar 1414 bereits verödeten Nikoltschitz neu besiedelt, Mitte 16. Jh. durch die Wiedertäufer, die 1558 eine leerstehende Mühle der Herrschaft Eisgrub (Liechtenstein) pachten, daher der Name. Nachdem Nikolsburg als Hauptort der Hutterer ausgefallen ist, erfolgen Wahlen und wichtige Beschlüsse der Brüder in N. Von Plünderern geschätzt, wird der Ort 1576 von einem Zerotin, 1596 von Polen, 1605 Ungarn und Tataren, 1619 Kaiserlichen und Ständischen heimgesucht. Nach dem Sieg über die Ständischen verlassen die Brüder 1622 N, es wird von heimischen Bauern besiedelt und verbleibt bei der Herrschaft Eisgrub: In Nachbardörfern nennt man die Bewohner Mühl- oder Wasserflöhe, weil sie gern und viel in der Thaya baden. 1936 er trinken 32 Schulkinder aus Rakwitz mit einer schadhaften Fähre oberhalb des Wehrs im 20 m tiefen Wasser. Die Gemeinde Rakwitz läßt einen Gedenkstein am Ufer aufstellen. Der für die Fähre verantwortliche tschechische Mühlenbesitzer kann die Schuld auf den Fährmann abwälzen.
48° 50′ N, 16° 30′ O, Novosedly, Nikolsburg
Geschichte
Gründung wohl im 11. Jh., Pfarre 1181 gestiftet, 1230 an Mähren, früh mit Kirche, Tochter zu Falkenstein, Patronat bei Kloster Kanitz bis zu dessen Auflösung 1538. Große Schäden 1426 durch Hussiten. Zur Herrschaft Dürnholz gehörig, mit dieser 1394 an die Liechtenstein, danach wie Dürnholz bis 1848, von dort seit 1642 pastoriert. 1576 Markt, 1771 Expositur, 1785 Localie/Pfarr ge meinde, 1785 Friedhof von der Kirche nach außen verlegt. 1831 fordert die Cholera 72 Opfer, auf dem Weg nach Prerau wird eine Feldkapelle mit dem gegeißelten Heiland errichtet. 1871 Bau der Strecke Lundenburg-Grusbach, 1872 Neusiedl-Laa. 1883 Bau der Kellergasse, 1887 brennen zwei Drittel des Ortes ab. Im Herbst 1945 werden viele Deutsche, besonders Mütter mit Kindern, über die Grenze getrieben.
Brauchtum
Kirtag vom 4. Juli/Ulrich im 19. Jh. wegen Erntearbeit auf 16. August /Rochus verlegt.
Bezirk Nikolsburg 1755 ha; 175 m ü.d.M.
Früher durchweg „Neusiedl am Sand“ – wegen der Bodenbeschaffenheit – genannt. Die Dürnholzer Berge mit der Alten Haide (260 m) und der Steinhaide (273 m), die Prerauer Berge im Süden mit dem Bergried (224 m) durchziehen das Gemeindegebiet mit rebenreichen Hängen.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Ulrich 1780, ursprünglich gotisch, 1276 erwähnt
Pfarrhof
Rochuskapelle, ältester Bau
Mariensäule, Ende 17. Jh.
Kriegerdenkmal
Rathaus, Neubau 1912, mit Postamt, Schriftführerwohnung, Gemeindegasthaus, Saal, 2 Unterrichtsräumen Schule, 1856 zweiklassig, für 1771 ist eine Lehrperson belegt, 1882 dreiklassig, 1918 vierklassig; wegen der Neuprerauer Kinder zwei weitere Klassen im Rathaus; 1939 erweitert, mit Kindergarten
Armenhaus und Notspital 1883
Bahnstation Neusiedl – Dürnholz, Linie Lundenburg – Znaim
Wochenmarkt 1874 jeden Dienstag, bald abgekommen, da Dürnholzer genügte.
Gewerbe
Mühle, 1899 Neubau, Dampfmühle mit Lagerhaus, ausgebaut mit Mitteln des Zentralverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften. Alte Mühle an der Thaya, im Urbar 1414 erwähnt, 6 Mahlgänge, 1786 verkauft, 1811 Neubau. Betrieb 1886/87 eingestellt wegen Thayaregulierung; 1929 darin Käsereibetrieb.
Ziegelwerk 1930
Vereine, Genossenschaften
Militär-Veteranen-Verein 1881
Freiwillige Feuerwehr 1883
Deutschvölkischer Turnverein 1921
Spar- und Vorschußkassa 1874
48° 48′ N, 16° 38′ O, Mikulov, Nikolsburg
Geschichte
In der 2. Hälfte des 11. Jh. soll ein Niklas eine Burg erbaut haben; 1218 wird dem Burggrafen durch Przemysl Ottokar I. die Gerichtsbarkeit erblich übertragen. Markgraf Ottokar II. von Mähren schenkt 1249 Heinrich von Liechtenstein die Burg samt Zubehör (Pardorf, Klentnitz, Muschau, Tannowitz, Bratelsbrunn, evtl. Weißstätten), 1262 von König Ottokar II. bestätigt. Die Kirche wird 1276 erst mals erwähnt. Nach dem Sieg am Marchfeld erhebt Kaiser Rudolf 1279 zum Dank für Heinrichs treue Dienste N. zum Markt und gewährt einen Jahrmarkt. Im Krieg zwischen Österreich und Böhmen steht Hartneid I. 1320 auf der Seite seines Landesherrn, König Johann von Böhmen, Ort und Umgebung werden von den Österreichern verheert. Bald mit Mauern umgeben, 1362 erstmals als Stadt bezeichnet, 1366 Jahrmarkt zu St. Margaret von Mgf. Johann von Mähren bestätigt. Das Urbar nennt 1414 eine Reihe von Vorstädten, die Namen deuten auf rein deutsche Bewohner. Die Hussiten erobern die Stadt 1424, plündern sie aus und stecken sie in Brand. 1468 von Ungarn vergeblich belagert, Vorstädte gehen in Flammen auf.
1526 kommen Hussiten, Lutheraner, Zwinglianer, Calvinisten und mährische Brüder (von ihnen blieb der „Brüderhof“), insbe sondere Wiedertäufer mit ihrem Anführer Balthasar Hubmayer, in N. entsteht unter dem Schutze Leonhards I. von Liechtenstein ihr Hauptsitz, von dem aus sich die Lehre im Land verbreitet; daneben die erste Druckoffizin in Südmähren. Hubmayer überwirft sich mit Johann Hutt, der mit 200 ´Wiedertäufern die Stadt verläßt. Leomhard I. ver sucht – erfolglos – zu vermitteln und bringt Hubmayer in kaiselichem Auftrag nach Wien. Bei Erdberg wird er 1528 verbrannt, seine Frau in der Donau (Leopoldstadt) ertränkt. Johann Hutt sammelt die Gemeinde, führend in Südmähren mit 45 Häusern, die Wiedertäufer halten sich in zwei Gruppen, den „Knöpflern“ und den „Heftlern“ (statt der Knöpfe verwenden sie Draht), werden 1622 aus Südmähren vertrieben. 1536 brennt die Stadt, 1561 Stadt und Vorstädte, drei Tage darauf vernichtet Hagel Weingärten und Felder. 1560 verkauft Christoph III., hochverschuldet, N. an Frhr. Ladislaus von Kereczin, dessen Sohn ohne Nachkommen stirbt. Kaiser Maximilian II. verkauft N. 1575 an Adam von Dietrichstein, dessen Linie 1858 ausstirbt. Er setzt sich für die Restitution der katholischen Lehre ein, mit Hilfe des Jesuiten Michael Kardaneus wird der Großteil der Bevölkerung zurück gewonnen, 1582 legen die Bekehrten öffentlich das Glaubensbekenntnis ab. Kaiser Maximilian II. gewährt 1570 einen 4. Jahrmarkt über 8 Tage, 1577 Kaiser Rudolf II. einen Roßmarkt. 1592 ist eine Poststation auf der Handelsstraße Wien-Brünn in Betrieb. 1611 folgt Adams Sohn Franz (1570-1636), 1599 Kardinal, 1600 Bischof von Olmütz, Haupt der katholischen Partei in Mähren, als solches 1619 von den Abtrünnigen seiner Herrschaft beraubt – die sie dem Winterkönig Friedrich von der Pfalz geben – und ausgewiesen, so daß er sich verborgen halten muß. Nach der Schlacht am Weißen Berge kann er die früheren Zustände wieder herstellen. 1624 erlangt er die Reichsfürsten würde für sich und den Erstgeborenen der Linie seines Bruders. Er ruft 1631 die Piaristen nach N., legt eine der bedeutendsten Bibliotheken Mährens an – von den Schweden teilweise weggeraubt – und erwirbt mehrere Güter, u. a. Wostitz, Pausram und Poppitz. Kaiser Ferdinand II. verleiht der Stadt 1625 ihr Wappen. Im 30jährigen Krieg 1619 von den Ständischen unter Friedrich von Teuffenbach eingenom men, 1645 (nur 90 Mann Besatzung) von den Schweden, die reiche Beute aus dem Schloß wegbrin gen, ein Jahr später vertreiben sie die Kaiserlichen, die Pest tötet ein Drittel der Bewohner. Fürst Ferdinand Josef genehmigt 1660 einen 7. Jahrmarkt am Kirtag. 1674 und 1675 verursachen Brände großen Schaden, 421 Erwachsene und 189 Kinder tötet die Pest 1680. Der Fürst läßt ein Lazarett und einen Friedhof für Pesttote anlegen. Eine Stadtbeschreibung von 1675 nennt fast ausschließlich deutsche Namen. Ein Feuer vernichtet 1717 fast alle Häuser der Wiener und der Neustiftgasse, Schloß und Judenstadt brennen 1719 ab. Der Bau der Kaiserstraße/ Reichsstraße von Wien nach Brünn macht N. 1754 zu einem bedeutenden Handelsplatz. Die Bürgerschaft wird 1765 aus der persönlichen Abhängigkeit befreit, in den achtziger Jahren entwickelt sich die Selbstverwaltung. 1784 brennt der größte Teil der Stadt nieder, 1805 und 1809 hausen die Franzosen, 1816 wird das Eichenwäldchen auf dem Heiligen Berg abgeholzt, Grund war häufiger Holzfrevel und Platzbedarf für eine Schafweide. 1848 übernehmen staatliche Ämter die herrschaftliche Amtsführung. Die Herrschaft gelangt 1858 an Alexandrina, die zweitälteste Tochter Josefs, des letzten Fürsten, vermählt mit Graf Alexander Mensdorf-Pouilly, an den der Fürstenstand mit kaiserlicher Erlaubnis übergeht. 1860 wird die „Nikolsburger Wochenschrift“ begründet, 1865 der erste Getreidemarkt abgehalten. Im Juli 1866 besetzten 45.000 Preußen die Stadt, jetzt Hauptquartier, wo König Wilhelm und Bismarck weilen und der Waffenstillstand und die Friedensbedingungen besprochen werden. Kriegsfolge ist die asiatische Ruhr, an der 240 Preußen und 231 Nikolsburger sterben. 1872 wird die Bahnlinie Lundenburg-Nikolsburg-Grusbach dem Verkehr übergeben.
Im I. Weltkrieg fallen mehr als 250 Mann. Am 15. 12. 1918 wird N. von Tschechen besetzt. Mitte April 1945 fordern erste Bombardements Menschenopfer, Sowjetischer Artilleriebeschuß am 22. Und 23. 4. setzt das Schloß in Brand. Nach dem Eindringen der Rotarmisten am 23. werden versperrte Türen und Tore gesprengt, Mord und Vergewaltigung folgen. Am 29. kommt tschechische Gendarmerie, Deutschen hilft sie nicht. Am 5. Mai brennt die Bergkirche. Am 10. Mai werden die Wiener aufgefordert, den Ort zu verlassen. Am 11. müssen deutsche Firmenschilder entfernt und alle Radios abgegeben werden. Am 14. und 15. kommen die die ersten Flüchtlinge zurück, am 16. wandern die Wiener ab. Am 17. gibt es zum ersten Male Lebensmittel. Am 22. durchziehen tschechische “Partisanen”, mit Maschinenpistolen, Gewehren und Handgranaten bewaffnet, grölend die Stadt, zahlreiche Männer werden abgeholt und blutig geschlagen. Die Sowjets ziehen mit hochbepackten Beutewagen ab. Am 29. Mai wird mit Trommelschlag verkündet, daß alle Deutschen, die nicht nachweisen können, daß sie in der Tschechei Sozialdemokraten oder Kommunisten waren, bis früh um sieben Uhr die Stadt mit 15 Kilo Gepäck zu verlassen haben. 500 Deut sche werden zur Grenze getrieben, die östereichischen Grenzbeamten verweigern die Aufnahme, so daß sie im Freien kampieren müssen. Am 1. Juni werden an 30.000 vertriebene Brünner von jugendlichen “Partisanen” mit Knütteln und Gewehren durch die Stadt getrieben Ab 6. Juni müssen Männer bis zum 60. und Frauen bis zum 55. Lebensjahr um 7 Uhr früh zum Arbeitsdienst antreten. Brotscheine werden ausgegeben, es gibt kein Fleisch mehr. Flüchtlinge müssen auf den Muschelberg, wo bereits 4000 interniert sein sollen. Wer einen von ihnen beherbergt, wird ausgewiesen. Am 18. werden 30 Frauen zur Zwangsarbeit ins Landesinnere verschleppt. Ab 3. Juli müssen alle Deut schen vom 14. Lebensjahr aufwärts die weiße Binde am Arm tragen. Von Sowjets durchgetriebene deutsche Kriegsgefangene werden von den deutschen Nikolsburgern mit Brot und Obst bedacht. Mitte Juli übertragen die abziehenden Sowjets die Stadt an die Tschechen. Deutsche dürfen sich zwischen 22 und 5 Uhr nicht auf der Straße sich sehen lassen. Wer nicht zur Arbeit antritt, bekommt keine Lebensmittelkarte. Jede Person erhält für 30 Reichsmark 300 Kc. Alte sterben an Hunger, Entkräftung, Selbstmorde haben zugenommen. Zum Erntefest dürfen die Deutschen von Sams tag 16 Uhr bis Mon tag 6 Uhr ihre Wohnungen nicht verlassen, um das Fest nicht zu entweihen. Ab 22. August müssen Buben ab dem 10. Lebensjahr zur Arbeit gehen, auch Achtjährige müssen beim Straßenreinigen und Kohleschaufeln helfen. Die deutschen Piaristen werden vertrieben. In den Oberfeldbaracken sind bereits 800 politische Häftlinge eingesperrt. Im September werden 150 Frauen und Mädchen zur Zwangsarbeit abtransportiert. Viele Deutsche gehen heimlich über die Grenze, mehrere werden dabei erschossen. Am 17. 10. wird die Grenze gesperrt. Die Deutschen haben nur Kartoffeln und Brot zu essen, kein Fleisch, kein Fett, keine Milch, kein Gemüse, keinen Käse. Spareinlagen müssen angemeldet werden. Zwischen März und Oktober 1946 werden die letzten Deutschen vertrieben. Die Judengemeinde ist 1369 nachweisbar, eine Synagoge für 1450 anzunehmen. Das Urbar von 1560 zählt 32 Judenfamilien, wohnhaft in der Vorstadt “hinter dem Schloß”. 1574 bestehen 68 Judenhäuser. 1591 gewährt Maximilian von Dietrichstein freie Wahl des Judenrichters. N. ist Sitz des mährischen Landesrabbiners (u. a. Rabbi Löw, nach Prag berufen, wo er bei Kaiser Rudolf am Hof verkehrt). 1593 werden die Juden gegen Entschädigung von Zug- und Handrobot befreit, Tuch- und Leinenhandel werden gestattet. Die Gemeinde ist 1657 auf 98 Häuser mit 146 Familien gewachsen, wächst weiterhin nach Vertreibung aus Wien und Niederösterreich. Seit 1647 gibt es eine jüdische Schneiderzunft. 1719 vernichtet ein Brand die Judenstadt, 1754 ist sie auf 107 Häuser gewachsen. Mit Toleranzpatent Josephs II. sind 1782 Leibzoll und Judenzeichen abgeschafft, 1787 wird das Tragen von bürgerlichen Namen per Edikt angeordnet. Die Befreiung aus dem Ghetto kommt 1848.
Bedeutend:
Mathias Hertodt von Todtenfeld, gest. 1710, Leibarzt Kaiser Leopolds I. und Kaiser Karls VI. Franz Johann Schwoy (1742-1806) kommt 1781 als fürstlich Dietrichsteinischer Oberamtmann nach N., 1793/93 „Topographie von Mähren“.
Joseph Freiherr von Sonnenfels (1732-1817), aus jüdischem Elternhaus; der Vater kommt nach N., um Hebräisch zu lernen, läßt sich und seine beiden Söhne taufen, die bei den Piaristen ihren Unterricht erhalten. 1749-54 dient er bei den Deutschmeistern in Klagenfurt und Wien, studiert dort die Rechte und arbeitet als Gehilfe bei einem Advokaten, wird 1763 Professor für Staatsrecht, bedeutender Vertreter des Kameralismus, für Strafrechtsreform im Sinne der Aufklärung, bewegt Maria Theresia zur Abschaffung der Folter, nachdem seine Schrift „Über Abschaffung der Tortur“ 1777 erschienen ist. Sie ernennt ihn zum Rat, er wird Wirklicher Hofrat bei der Geheimen böhmischen und österreichischen Hofkanzlei (1780), Mitglied der Studien- und Zensurkommision, Reichsfreiherr (1797), Präsident der k. k. Akademie der bildenden Künste (1811), gibt 1765-67, 1769 und 1775 die Wochenscharift „Der Mann ohne Vorurteill“ heraus, fördert die Theaterreform durch „Briefe über die wienerische Schaubühne“ (1768) und als Theaterzensor (seit 1770), erwirkt Verbesserungen im Polizei- und Finanzwesen mit dem „Handbuch der innern Staatsverwaltung“ (1798) und „Grundsätzen der Polizei, Handlung und Finanz“ (1804).
Sein Bruder Franz (1735-1806) bringt es im Dienst der Dietrichstein zum fürstlichen und danach zum kaiserlichen Hofrat. Er vermacht sein beträchtliches Vermögen der Stadt und Herrschaft Nikolsburg, die ihm zu Ehren die Böhmgasse in Sonnenfelsgasse umbenennt und ihm 1860 ein Denkmal setzt.
Hieronymus Lorm (d.i. Heinrich Landesmann, 1821-1902), Schriftsteller, von Jugend auf, durch geschwächtes Sehvermögen behindert, in den letzten 20 Lebensjahren blind, veröffentlicht früh Gedichte, ist als „sinniger, humorvoller Beobachter“ in Wien als Journalist tätig, Schriftleiter des Feuilletons der amtlichen „Wiener Zeitung“, Hauptmitarbeiter der „Presse“, danach in Dresden, lebt zuletzt in Brünn. Er veröffentlicht zahlreiche Romane und Novellen, auch einige seiner Dramen werden mehrfach aufgeführt. Adolf Schärf (1890-1965), Jurist, ist 1933/34 Mitglied des österr. Bundesrates, 1945-57 Vorsitzender der SPÖ, 1945-57 Vizekanzler und 1957-65 Bundespräsident.
Stadtgemeinde, Bezirk, Gericht 4641 ha
Christengemeinde/Judengemeinde
Mitten im Gemeindegebiet liegt der Heilige Berg oder Sebastiansberg (363 m) mit nordöstlichem Ausläufer „Janitschberg“; inmitten der Stadt der Schloßberg, nördlich davon der Geißberg mit Wasserturm (Ruine), nördlich davon der Turold (385 m), Ausläufer der Pollauer Berge, westlich davon der Rosenberg (301 m); am südöstlichen Rand des Gemeindegebietes der Muschelberg (240 m), südlich der Stadt der Brennhügel (226 m) und der Galgenberg (238 m); an der westlichen Gemeindegrenze der Trappenhügel (220 m). Weinbau seit dem 13. Jh.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirchen Propsteikirche St. Wenzel, Wehrkirche, 1276 erstmals nachweisbar. 1625 Kollegiatkirche mit Propst und 4 Kanonikern, bestiftet 1626 durch Kardinal Franz von Dietrichstein, der dem Propst Gut Irritz übergibt. Spätgotischer Chor, dreischiffige Hallenkirche; Netzgerippe, got. Turm, Zwiebelhelm 16./17. Jh.; Arbeiten von Ignaz Lengelacher, 18.Jh. Südturm zugleich Stadtturm Piaristenkirche St. Johannes, ehem. Spitalkirche 1360, 1530-80 nicht katholisch; den 1631 berufenen Piaristen (Schulorden) übergeben, von ihnen 1635 barock umgebaut und 1679 geweiht, 1760-68 überwölbt. Inneres 1768 spätbarock (Hochaltar: Joh. Nepomuk) von Franz Anton Maulpertsch. Ausstattung von Paul Tröger. Im Süden angebaut die Totenbrüderschaftskapelle. 1784 als Vorstadtpfarre zur Entlastung von St. Wenzel.
Gruftkirche, Fürst Dietrichsteinsche, „abgebrannte Kirche“, davor St.Anna, 1701-06 erbaut als Filialkirche von St.Wenzel, in ihrer Mitte die Loretokapelle, daneben Familiengruft; 1784 niedergebrannt; Außenmauern und Renaissanceportal erhalten, 1785 Neubau. 1844-56 spätklassizistisch von Heinrich Koch. Das an St.Anna anschließende Kapuzinerkloster von 1611 wird nach Brand 1784 nicht wieder aufgebaut, sondern stückweise als Baugrund verkauft. St. Sebastian auf dem Hl. Berg (363 m): nach Ende der Pest 1630, Sakristei 1710 angebaut, 1763 Chor, 1786 entweiht, 1792 durch Blitzschlag beschädigt, 1865 wieder geweiht; auf dem Weg 16 Passionskapellen und ein hl. Grab, Kreuzweg 1776 geweiht. Glockenturm (Glocke 4.312 kg), 1636, freistehend, 1663 von Türken zerstört, 1767 durch Brand nach Blitz schlag.
Mariensäule 1722 Dreifaltigkeitssäule (Stadtplatz), Entwurf Anton Josef von Preuner, Ausführung 1722 Andreas Steinböck (Eggenberg) u. Philipp Nader (Nikolsburg) St. Nepomukstatue von Ignaz Lengelacher vor der Piaristenkirche Stadtbrunnen, Pomona, 1680, mit Wappen der Dietrichstein Schloß: Ältester Bauteil 1249 von mittelalterlicher Burg: nördliche Vorburg, Torturm, unregelmäßige fünfseitige Hauptburg, Bergfried, 3 Türme; seit 1575 Besitz der Dietrichstein, Weiterbau unter Franz Dietrichstein nach 1624: dreigeschoßiger Teil südlich der Hauptburg, nach Brand 1719 Barock wiederhergestellt 1724, Zubauten, Terrassenvorbau. Portal mit Schmuck von Lengelacher; von ihm auch Aufgang von der Stadt 1731. Kapelle 1380 zum hl Johannes dem Evangelisten; Bildergalerie mit 560 Objekten, u.a: Van Dyck, Brueghel d. Ä., Bassano, Daffinger u a. Winterreitschule 1712, Bibliothekstrakt u. Keller 1643, Weinfaß mit 1786 Eimer, neun Maß (Heidelberg: 1588 Eimer) des Brünner Bindermeisters Christoph Specht 1643, Vorrat aus den Abgaben der untertänigen Bauern.
Rathaus 1830, davor Brauhaus, 1574 erworben, 1784 abgebrannt Erbpost 1692 mit Renaissancekern Kreimlhaus, Barockbau Einkehrgasthaus “Zum Hasen”, Renaissancebasis mit Barockergänzung; danach Salzamt, Bezirksgericht (seit Mitte 19. Jh) Kanonikerhäuser, Renaissancezeit Eckhaus des fünften Kanonikus, Renaissance, Gasthof “Zum Goldenen Hirschen” Sgraffitohaus (“Müllerhaus”), Renaissancebau 16. Jh., 1860 aufgestockt Renaissancehaus mit Sgraffitomalerei am Stadtplatz Kriegerdenkmal 1932, Juni 1945 niedergerissen Piaristenkolleg 1631, ihr erstes Kolleg in Mitteleuropa; im neuen Johannes-Spital, Sitz des Provinzials für die böhmisch-mährische Provinz; zwei Abtei lungen: deutsche Knabenschule (ab 1654 drei Klassen: legentes, scribentes, arithmetici) und Lateinschule; 1645 verjagen die Schweden die Piaristen, gegen Anfeindungen aus Rom schützt sie Maximilian von Dietrichstein; 1738 drittes Geschoß aufgebaut; Umgestaltung 1746/47, seit 1849 Obergymnasium mit 8 Klassen, Haupt- und Unterrealschule (diese beiden 1871 und 1872 aufgelöst kraft Volksschulgesetz). 1874 vom Staat übernommen als “Staats-Real- und Obergymnasium”, 1878 reines Gymnasium, ab 1919 “Staats-Realgymnasium”, 1931 “Deutsches Staats-Realgymnasium”, 1938 “Oberschule für Jungen”.
Spital, Pfründnerhaus mit Kapelle zu den 14 Nothelfern, ursprünglich (1360) im Piaristenkollegsgebäude, Neubau (1631) in der Brünner Gasse unbefriedigend, daher erwirbt Fürst Ferdinand ein Haus samt Weingarten in der Feldsberger / Wiener Straße, für 33 Arme. Knabenschule, 1869 dreiklassig, 1871 vierklassig, 1878 fünfklassig, 1886 siebenklassig, ehem Vorstadtpfarrschule Mädchenschule, 1886, siebenklassig; schon vor 1780, ehem. Stadtpfarrschule Bürgerschule, 1896, dreiklassig Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen 1868 Vollelektrifizierung 1923 Bezirkshauptmannschaft Bezirksgericht Steueramt Gendarmeriekommando Eichamt Post 1692
Gewerbe
Mühle
Ziegelofen
2 Kalköfen
Steinbruch
Maschinenfabrik Lange (1901, Benzinmotoren, Dreschgarnituren))
Kofferfabrik Rochleder
Farbwerke Kronsteiner
2 Baumeister 6 Dachdecker 10 Schlosser 5 Spengler
12 Tischler 5 Glaser 4 Installateure 2 Hafner
Kaminkehrer 5 Schmiede Steinmetz 2 Vergolder
4 Anstreicher 7 Maler 28 Schuster 2 Binder
2 Seiler 3 Drechsler 5 Sattler 3 Sattler/Tapezierer
3 Kürschner Messerschmied 4 Gärtner 3 Autoreparaturen
2 Landmaschinenrep. 16 Schneider 6 Modistinnen
32 Damenschneiderinnen 2 Hutmacher 4 Uhrmacher
3 Wagner Goldschmied Buchbinder Instrumentenmacher
4 Fotografen Wäscherei Druckerei
Vereine
Bürgerlicher Schützenverein 1712
Bezirksverein für Landwirtschaft und Weinbau 1850
Deutscher Turnverein 1863
Mährisch-schlesischer Israeliten-Lehrerverein 1867
Gesangverein “Harmonie” 1868
Verein der Lehrer und Schulfreunde 1869
Deutscher Fortschrittsverein 1870
Verschönerungsverein 1872
Schulförderungsverein 1874
Militär-Veteranenverein 1874
Freiwillige Turner-Feuerwehr 1870
Freiwillige Feuerwehr, Bezirksverband 1881
Israelitischer Versorgungsverein 1876
Unterstützungsverein für deutsche Gymnasiasten 1878
Deutscher Schulverein/1919 Deutscher Kulturverband 1881
Bicycle-Club 1884
Israelitischer Geselligkeitsverein “Hilaritas” 1884
Eislaufverein 1888
Gesangverein 1893
Gesang- und Geselligkeitsverein “Frohsinn” 1895
Südmährerbund (1934 Bund der Deutschen Südmährens) 1899
Bienenzuchtverein 1900
Gewerbeverein 1904
Ferialverbindung deutscher Hochschüler “Thaya” 1904
Fremdenverkehrsverband 1912
Museumsverein 1913
Leichenbestattungsverein “Pietät” (als “Fackel” 1727) 1913
Schulhellerverein Oberort 1914
Wandervogel 1916
Genossenschaften
Gemeinnützige Beamten- und Schrebergarten-Genossenschaft 1921
Sparcassa 1862
Raiffeisenkassa 1929
7 Jahrmärkte:
Dienstag nach Mariae Lichtmeß, Judica, Christi Himmelfahrt, Ignatii, Kreuzerhöhung, Allerheiligen, Judith
Viehmärkte am Tag vor dem 2., 5. und 7. Jahrmarkt
Wochenmärkte: Dienstag und Freitag (Körnermarkt)
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O
48° 46' N, 16° 51' O, Charvátská Nová Ves, Nikolsburg
48° 53′ N, 16° 37′ O, Horní Věstonice, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals erwähnt 1334 bei Belehnung der Liechtensteiner mit der Maidenburg samt den beiden Wisternitz durch König Johann. Danach gehören die Orte zur Herrschaft Nikolsburg. Zu Beginn des 15. Jh. besteht eine Pfarre. 1663 plündern die Türken, 1805 und 1809 die Franzosen; 1671-80 tötet die Pest 250 Menschen, 1855 sterben 80 an der Cholera. 1882 Großbrand. Im Krieg fallen 29 Mann. Unter den Tschechen muß der Straßenräumer seine Kinder in die tschechische Schule nach Unter wisternitz schicken, um seinen Posten behalten zu können. Bei der Mobilmachung 1938 fliehen fast alle Männer in den Hohen Wald oder auf den Berg. Am 8. 10. marschiert die Wehrmacht ein. 1940 kommen französische Gefangene, die bei den Bauern arbeiten und von diesen verpflegt werden, im Haus Nr. 80 schlafen, von einem Landsturmsoldaten bewacht, sie werden abge löst von Ukrainern. Im Krieg fallen 55 Mann. Im Herbst 1944 kommen Flüchtlinge aus dem Banat und aus Siebenbürgen, im Feber 1945 wird geschanzt, am 16. 4. die Brücke gesprengt, die Ortsbewohner richten sich in Kellern ein. Am 17. 4. verlassen einige Familien mit Wagen das Dorf. Nach Abzug der Wehrmacht besetzen Sowjets am 23. 4. den Ort. Im Mai kommen Tschechen, durchkämmen die Häuser und nehmen mit, was ihnen gefällt. Am 12. 10. werden die Deutschen im Hof des Gemeindegasthauses zusammengetrieben. Die gesünderen Männer und Frauen werden verschleppt, die anderen nach Nikolsburg ins Lager und von dort einige Tage später an die Grenze gebracht. 60% der Deutschen gelangen nach Deutshland, 40% können in Österreich bleiben.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 804 ha 200 m ü.d.M.
Westlich vom Maidenberg gelegen, im Süden erreicht der Neuhäuselberg (Kes selberg) 485 m.
Flurnamen
Oberfeld, Mitterfeld, Unterfeld, Oberkrautlies, Unterkrautlies, Winkelacker, Hofstatt, Wirtsacker, Kreuzacker, Roßweide, Häuselacker, Langacker, Hadl, Stößl acker, Queracker, Thayawiese, Grundacker, Ackerl, Sonnenberg, Gründl, Schafberg, Siebenbuttendorfer, Edersdorfer, Langer Neubruch, Kurzer Neubruch, Meidelberg, Schrecker, Obermeidelberg, Vorderhaussatz, Hinterhaussatz, Hofacker, Lausenpelz, Vogelfkleck, Oberried, Mitterried, Kirchberg, Kirchhügel, Acker weingarten, Gartl, Kratzer, Fuchtelberg, Stangenberg
Anbau: Wein: Grüner Veltliner, Blaufränkisch, Riesling, Silvaner, Blauer Portu gieser, Rotweißer Veltliner,
Weißer Gutedel
Weizen, Gerste Korn, Hafer, Futterrüben, Zuckerrüben, Kartoffel, Mais, Klee, Rotklee, Luzerne, Ölfrüchte;
Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Möhren; Soja boh nen, Hirse
Obstbau: Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Nüsse, Pfirsiche, Marillen, Weich seln, Johannisbeeren, Maulbeeren, Mandeln, Reineclauden.
Straßen, Plätze
Reichsstraße, Bezirksstraße, Thayaweg, Kleinmittelweg, Großmittelweg, Sportplatz, Roßweide
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl. Rosalie 1767/69 auf einem vom Fürsten Dietrichstein geschenkten Grund, davor außerhalb des Ortes Kapelle, 1680 nach Pestgelübde errichtet, spätbarocker Neubau, 1774 geweiht, bis 1781 nach Unter-Wisternitz eingepfarrt, 1782 eigener Pfarrer. 1805 und 1809 von Franzosen ausgeraubt, 1853 renoviert. 4 Glocken.
Friedhof, außerhalb, besteht 1582.
Kapelle, 1913, am Ortseingang
Marterl “Schwedenkreuz” beim Teich
5 Eisenkreuze
Marterl, 1866, “Preußenkreuz” beim Akazienwald
Volksschule, 1886/87, zweiklassig, mit Bücherei, davor Neubau 1812, 1870 zweiklassig.
Gemeindesaal, 1935, Turnhalle, Ballsaal, Versammlungshalle
Kriegerdenkmal 1921
Armenhaus
Gemeindebücherei
Gemeindesaal mit Bühne 1935
Wasserleitung 1925
Elektrifizierung 1929
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1885
Turnverein 1911
Veteranenverein 1924
Deutscher Kulturverband
Gesangverein 1932
Raiffeisenkassa 1900
Milchgenossenschaft 1913
Molkereigenossenschaft 1927
Gewerbe
Kellerschank, Fremdenzimmer, Garagen
3 Steinbrüche (Kalkstein für Schotter)
Hausindustrie: Knopfmacherei und Haarnetzerei
3 Gemischtwarenhandlungen 2 Bäcker 3 Schneider
3 Schmiede 2 Wagner Tischler 2 Faßbinder
Maler 3 Schuster Friseur
49° 1′ N, 16° 30′ O, Odrovice, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals 1283 genannt, 1521 infolge der Pest entvölkert, gehört bis 1540 zum Prämonstratenserstift Kloster Bruck, nach Malspitz eingepfarrt. 1622 verkauft an Kardinal Franz von Dietrichstein, 1822 ganz abgebrannt. Vertrieben werden 10 Familien nach Österreich, 45 Familien nach Deutschland.
Bezirk Nikolsburg, Gericht, Post Pohrlitz 492 ha 185 m ü.d.M.
Flurnamen
Horanfeld, Obere und Untere Roßweiden, Herbstwiesen, Kuhweiden, Seegarten, Wedeln, Neuwiesen, Hopfenwiesen, Rohrwiesen, Herrngarten, Ungargassen, Gründeln, Mittelfeld, Unter- und Mitterfeld, Schmalfeld, Ausmaßeln, Kurzes Bergfeld, Jungweingarten, Bergweingarten, Hinterfeld
Wege und Plätze
Oberer, Unterer Heuweg, Muschinger- oder Pauschingerweg, Oberer, Unterer Granitzweg, Leinwandbleiche, Dammel, Sauschwemm, Reitschul, Dorfplatz
Anbau: Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Hirse, Raps, Mais, Kartoffel, Zucker rüben, Gemüse, Obst, Futterpflanzen
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Filialkirche Hl. Maria, 1900 mit Friedhof
Pestsäule 1521, renoviert 1923
Marterl, 30jähr. Krieg
3 Feldkreuze
Volksschule 1878, einklassig, davor in Malspitz, ebenso im II. Welt krieg
Ortsbücherei 1910
Elektrifizierung 1921
Milchsammelstelle
Gewerbe
Gasthaus Bäcker/Gemischtwarenhandlung Schmied Schneider
Vereine
Männergesangverein “Austria” 1883
Landwirtschaftlicher Ortsverein 1910
Turnverein 1923
Katholischer Volksbund 1932
Milchgenossenschaft 1921
P
48° 50′ N, 16° 37′ O, Bavory, Nikolsburg
Geschichte
Erstmals urkundlich 1332 als Liechtensteiner Besitz genannt, mit Herrschaft Nikolsburg 1249 an Heinrich von Liechtenstein, bis 1764 nach Nikolsburg ein gepfarrt. Durch Krieg und Pest dezimiert, 1750 kommen Einwanderer aus Bayern, besonders aus Franken, lange Zeit daher Ortsname “Bayersdorf”. Sie roden, legen Wasserleitung und Dorfteich an, errichten einen Ziegelofen. Die Franzosen verursachen 1805 hohe Kosten, plündern 1809 das Dorf aus, 1866 Erpressen im Ort viel Geld, die Kriegsentschädigung gleicht die Hälfte davon wieder aus. 1914 bis 1918 fallen 24 Mann, 1939-1945 fallen 26, vier bleiben vermißt. Ab Ende April 1945 hausen drei Wochen lang die Rotarmisten, meist besoffen vom geraubten Wein, Vergewaltigungen; danach mißhandeln die Tschechen alle Deutschen, die irgendein Amt verwalteten, und bringen sie ins Lager Nikolsburg.
Brauchtum
Bittage: Am Markustag zu vier Stationen, über die Sunnaberge, das Föhrawaldl zu den Vierschlochweingärten, an den Rainäckern über die Haselbergwege zum Taferl beim Lausenpelz, die Holzäcker Kölblberi, die Ackerweingärten zum Taferl bei den Hausweingärten, beim Kirihübl zur Morta am Friedhof.
An den 3 Vortagen zu Christi Himmelfahrt: am Montag zur Kapelle, über die Kaiserstraße zum Kreuz bei Holea, zum Roßwiesenacker und zum Friedhof. Der zweite zum Taferl am Hauptgraben, zum Schwendkreuz, über die Tarrasstückeln zum Taferl auf dem Roßwiesenacker, zum Schulz-Taferl am Straßl. Der dritte führt zum Taferl in den Krautgärten, zum Steinhübl, zum hl. Florian im Dorf und zum hl. Johannes.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 483 ha 229 m ü.d.M.
Am Fuße des Tafelberges (Klentnitzer Berges, 459 m) gelegen.
Flurnamen
Anger, Annaberg, Bergweide, Jungberg (Bratelsbrunner Berg), Landviertelacker, Landg’wanten, Halbeg’wante (Bratelsbrunner Feld), Haselberg, Hausweingärten. Karlsberg, Kirchhügel, obere, untere, Klentnitzberg, Kälberberg, Kleinfeld (Roßwiese, Holzacker), Ackerweingärten, Lausenpelz, Neben (Kraut)gärten, Neubruch, Parzberg, Reinfeld, Rosenberg, Sonnenberg (großer, klei ner, Fürschlag), Steinmhügel, Straß(Stadl)acker, Straßfeld (Viertelacker, Hübelacker, Schindereiacker), Stützenhügel, Lange Weingärten, Ortsried
Weinbau intensiv auf allen Lagen: Grüner Veltliner, Welschriesling, Silvaner, Grüner Portugieser, Müller Thurgau; Blaufränkischer, Blauer Portugieser
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Katharina 1740-42, ab 1764 als Kuratie geführt; 1852 restauriert; neuer Friedhof 1893
Hl. Johannes von Nepomuk 1763
Hl. Florian 1905
Schule, Neubau 1826-28, zweiklassig; wohl seit 1764, „Schulmann“ belegt, Unterricht bis 1799 im
Gemeindehaus, danach im umgebauten Gemeindepreßhaus.
Kriegerdenkmal 1920
Omnibushaltestelle der Linien Wien – Brünn, Nikolsburg – Auspitz an der Reichsstraße (1 km)
Öffentliche Fernsprechstelle 1924
Gewerbe
Mühle
Sektkellerei
Steinbruch
Greißler Bäcker Schuhmacher Schmied
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1885
Milchgenossenschaft 1930
Raiffeisenkassa
48° 56′ N, 16° 38′ O, Pouzdřany, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich 1244 erstmals erwähnt, 1291 von Heinrich von Liechtenstein verkauft und 1384 zurückgekauft, im Urbar 1414 mit Kirche, Pfarrhof, drei Mühlen, Meierhof und 93 Bauernhäusern; 1556 an Ambros von Ottersdorf verkauft, fällt mangels Erben an den Kaiser, von Maximilian II. 1574 an Friedrich von Zierotin Seelowitz als Lehen gegeben, 1581 drei, später vier Jahrmärkte, Maut. 1593 gibt Friedrich von Zierotin eine Weinbergordnung. Vor 1550 erscheinen Wiedertäufer, die Pfarre wird lutherisch. Franz von Dietrichstein kauft 1630 das Gut, jetzt Herrschaft Nikolsburg (bis 1924) und weist alle Nichtkatholiken aus. 1663 von Türken ausgeplündert und niedergebrannt, 64 Menschen umgebracht. 1832 durch Cholera 98 Tote, 1848 weitere 80, 1866 noch 40; 1855 sterben 53 Kinder an Scharlach. Am 8. 9. 1887 Protestversammlung der Deutschen Südmährens und Brünns, nach dem Tschechen Grund angekauft und Häuser für 15 Siedler gebaut haben: Gründung des Südmährerbundes beschlossen. Haltesta tion 1869 an der 1839 gelegten Bahnlinie. 1914-18 fallen 35 Mann. 1928/29 Bau einer Minderheitsschule. 1932-35 Notstandsarbeiten, z. B. Pflasterung, Baumpflanzung. 1939-45 fallen 42 Mann, 26 bleiben vermißt. Am 16. 4. 1945 von Rotarmisten besetzt, tschechische Schreckensherrschaft folgt, zwei Männer werden erschossen, zwei im Lager Brünn erschlagen . Männer und ganze Familien werden verschleppt, im Frühsommer 1946 ausgetrieben.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz; 1357 ha 176m ü.d.M.
Südlich des Marsgebirges – der Hutberg (294 m) liegt im Gemeindegebiet – und nördlich der Pollauer Berge gelegen
Flurnamen
Satzweingärten, Vorderbergweingärten, Czederweingärten, Kolbenweingärten, Lehmgrubenweingärten, Altenbergweingärten, Auf der Hut, Grundweingärten, Totermannweingärten, Jungenweingärten, Im alten Straßberg, Im Saurüssel, Gerichtsfeld, Zippäcker, Altenbergfeld, Hofluß, Straßbergweingärten, Oberleutenfeld, Drei Stößeln, Schmiedäcker, Obere G’wanten, Unterleutenfeld, Schwalbengrube, Ganserlweide, Saulacke, Teichfelberln, Leutenweingärten, Kurzfeld, Hauswiesen, Bleichgarten, Erlwiesen, Untere Kohlstattwiese, Roßsee, Kohlstattwiese, Krautgärten, Neuwiese, Obere und Untere Schwarzgartenwiese, Schiedwiese, Gemeindeweide, Mühlried, Untere Krautgärten, Ziegelgrube, Mühlfelbern, Wehrholz, Scheibenwald, Kolbenwald, Stierwinkelleuten, Erleuten, Almwiesen, Wasserleuten, Kleinwiese, Kleinwiesenleuten, Klettenleuten, Krippleuten, Überführ leuten
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche hl. Nikolaus und hl. Wenzel, 1291, Patronat beim Kloster Kanitz; 1498 renoviert oder fertiggestrellt, Heiligenstatuen von Ignaz Lengelacher (1749), Orgel von 1711. Davor Marienkapelle an anderem Platz; von einst 3 Friedhöfen (Bürgergruft, ummauerter um die Kirche) seit 1784 nur der außerhalb des Ortes bestehende Rosalienkapelle, 1832 nach Cholera an der Straße nach Poppitz errichtet
Hl. Johannes von Nepomuk 1551 (Mühle)
Hl. Johannes von Nepomuk 1715 (Kirche)
2 Martersäulen, Straße nach Tracht
Kriegerdenkmal 1924
Schule 1865, seit 1568 nachweisbar, 1588 Schulmeister der hutterischen Brüderr; 1886 dreiklassig, 1897 erweitert; 1925 dritte Klasse aufgelassen (seit 1920 tschech. Volksschule, 1930 modernes Schulhaus mit Kindergarten, bis 1938).
Rathaus, 1839 nach Brand 1834; Vorgängerbau aus dem 16. Jh., später erweitert, mit Kanzlei, Sitzungssaal, Raiffeisenkassa, 1868 Postamt, 1925 erweitert, Telegraph, 1926 Telephon.
Herrschaftliches Schlößchen mit Bräuhaus
Renaissancehaus mit Laubengang, Arkadenhof, zweigeschossig (No 115)
Turnhalle 1924
Armenhaus
Postamt
Buslinie Nikolsburg-Auspitz 1938-45
Bahnstation 1869 der Linie Lundenburg – Brünn
Elektrifizierung 1927
Gewerbe
Mühlen: herrschaftliche, gemeindliche (beide eingegangen) an der Grube; diese 1917 niedergebrannt, 1923 wiedererrichtet, 1924 Erweiterung, danach Zuzug tschechischer Arbeiter.
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1889
Turnverein 1913
Unterstützungsverein ehemaliger gedienter Soldaten
Deutscher Kulturverband
Südmährerbund
Katholischer Volksbund
Raiffeisenkassa 1895
Milchgenossenschaft
48° 59′ N, 16° 31′ O, Pohořelice, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich 1222 belegt, mit Stadtrecht vor 1350, 1425/26 von Hussiten erobert, 1442 wird die Stadtmauer abgetragen. Von 1590 bis 1622 lutherisch, mit Wiedertäufern und anderen Sekten, daneben besteht eine bedeutende jüdische Gemeinde. 1645 hausen die Schweden in grausamer Weise, schleppen die Pest ein, von 500 Ew. bleiben nur 44 übrig. Beim großen Stadtbrand 1667 wird die Kirche schwer beschädigt, 1668 restauriert, seit 1673 wieder katholische Pfarrer, Beginn der Matrikenführung. 1746 gelangt die Herrschaft Seelowitz mit P. an Leopold Fürst Dietrichstein, 1819 an Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, 1822 an Erzherzog Karl, sie verbleibt im Besitz des Kaiserhauses bis 1918. 1806 zerstört ein Großfeuer 73 Christen- und 20 Judenhäuser, die Synagoge und das Wirtshaus sowie 30 Scheunen. Neubauten: Synagoge 1854, Zuckerfabrik 1872, Volksschule 1877, Eiserne Brücke und Anschluß an die Nordbahn durch Lokalbahn Pohrlitz-Branowitz 1892, Rathaus 1904, Bürgerschule 1907, Postamt 1914. Nach dem I. Weltkrieg werden tschechische Legionäre in P. stationiert, ein Invalidenheim wird eingerichtet, um die Gemeindewahl zu beeinflussen. Am 8. 12. 1918 werden Juden- und Christengemeinde vereinigt. Deutsche Burschen, die zur Assentierung kommen, werden während einer Ansprache von Dr. Hanreich von tschechischem Pöbel auseinander getrieben und verprügelt. Am 18. 2. 1920 erschießen die Tschechen bei einer Demonstration gegen tschechische Willkür zwei Deutsche. Um die gefährdete Bürgerschule zu erhalten, werden die umliegenden Gemeinden verpflichtet, ihre Kinder ab dem 6.Schuljahr nach P. zu schicken. 1938 werden die Juden vertrieben, die Synagoge zum Abbruch freigegeben, die tschechischen Schulen aufgelöst. Ein Luftangriff am 4. April 1945 fordert drei Tote. Gegen Ende des II. Weltkrieges kommen Flüchtlinge aus Schlesien und Siebenbürgen, mit den 150 Personen am 9. April 1945 in einem Treck von 30 bis 40 Wagen die Stadt verlassen. Zwischen 18. April und 7. Mai wird im Raum P. gekämpft, am 18. Aprilk besetzen Rotarmisten den Nordteil jenseits der Igel, am 7. Mai die ganze Stadt. Viele Deutsche flüchten nach Österreich, die Daheimgebliebenen werden ab April 1946 nach Deutrschland vertrieben. Am Vorabend zu Fronleichnam 1945 werden die Deutschen Brünns zusammen getrieben und aus der Stadt gejagt, sie kommen am nächsten Tag bis Laatz, wo sie den Rest der Nacht bei strömendem Regen unter freiem Himmel zubringen müssen. Am zweiten Tag erreicht der Zug in den Mittagsstunden Pohrlitz, die Deutschen werden in die leeren Getreidespeicher an der Lodenitzer Straße ge pfercht, wo sie auf dem Betonboden liegen. Am nächsten Vormittag schleppen sie sich in Richtung Mariahilf weiter. Die in Pohrlitz gebliebenen werden in leerstehend Häuser oder umliegenden Dörfer verteilt. Täglich sterben 30 bis 40 Menschen an der Ruhr, an der Wiener Straße muß ein eigener Friedhof für sie angelegt werden. In Papiersäcke gesteckt, kommen die Toten in lange Schachtgräber.
Brauchtum
Neujahrswünsche der Kinder bei Verwandten; Umhergehen der Heiligen Drei Könige, die Speisen und Geld sammeln, später eher Bettelei; der “Federhahn”, Abschluß des Federschleißens; Faschingstreiben der Burschen, die in “Maskeraden” umherziehen. Schmeckostern am Ostermontag vormittags, Kinder klopfen mit Ruten an die Haustüren und bitten um buntgefärbte Eier. Am 30. April werden, einem Walpurgisnachtbrauch folgend, Holunderzweige gesetzt, vor allem von Kindern, um böse Geister, Hexen vom Haus fernzuhalten. Im Mai führen Bittgänge in die Flur, seit dem I. Weltkrieg wird kein Maibaum mehr gesetzt, nach 1938 wird dies wiederbelebt. Sonnwendfeiern, getragen von völkischen Vereinen, werden bis in die jüngste Zeit abgehalten. Der erste Erntewagen wird in manchen Häusern noch begrüßt, Scheune und Tenne werden vor Einlegen der ersten Garbe mit Weihwasser besprengt. Am 2. Sonntag im Oktober wird der Kaiserkirtag gefeiert, getanzt wird nur noch im Saal. Altbursch und Altdirn werden noch gewählt, der Aufzug findet nicht mehr statt. Nach 1938 wird eine Wiederbelebung versucht. Powidlkochen und Kukuruzauslösen bringen die Nachbarschaft zusammen, gemeinsames Singen und mancher Schabernack gehören dazu. Nikolo und Krampus erschrecken am Abend des 5. Dezember Kinder auf den Straßen, Hausbesuche sind selten. Die Eltern füllen bereitgestellte Schuhe und Teller mit Süßigkeiten etc. Am Heiligen Abend erhalten die Haustiere im Stall Schnitten vom Weihnachtsstriezel. Am zweiten Weihnachtstag, Stephani, gehen arme Leute von Haus zu Haus und sammeln Geld und Speisen. Zu Silvester findet der traditionelle Ball des Gesangvereins statt. Volkstanz, Laienspiel und Gesang werden nur noch in Vereinen gepflegt.
Stadt mit Judengemeinde, Bezirk Nikolsburg, Gericht 1903 (19 Gemeinden) 2954 ha 184 m ü.d.M.
Flurnamen
Schachen, Hutweiden, mittlere, hintere, Wassergärteln, Schachengärteln, Kirchholzgärteln, Badstuben, Großhofer Breiten, Fasangarten, Kleiner und Großer Stinger, Hausmasseln, Niemtschitzer, Lange Gewandten, Freigewandten, Zweigewandten, Zugaben, Kurze, Hungerfeld, Vordergebirg, Breite Gewandten, Philippsberg, Strittfeld, Schömitzer, Grundfeld, Spitzbreiten, Lahnen, Lammweide (Lampelwad), Freigärten, Stiergarteln, Herrschaftsgarten, Unter den dicken Felbern, Schießstätte; Hakenwald, Brünndlwald, Langer Trieb Anbau: Zuckerrüben, Mais, Kartoffel, Weizen, Gerste, Hafer, wenig Roggen, später Raps, Klee, Gemüse, Obst bes. Birnen und Zwetschken
Straßen, Plätze
Großer Platz /”Ring”, Kaiserplatz, Hauptplatz, Freiheitsplatz (ab 1918), Adolf-Hitler-Platz (ab 1938); Brünner Straße, Dammgasse, Alte Postgasse, Johannesstraße, Badstubengasse, Neugasse, Schmalgasse, Weizengasse, Unterer (Böhmischer) Platz, Lange Gasse (Wilson-, Hermann-Göring-Straße), Sauplatz (Rudolfs- , Masaryk-, Kasselerplatz), Mühlgasse (vor 1918 Dietrichsteingasse), Paargasse, Judenviertel (Theodor-Hertzl-Viertel), Wiener Gasse (1939 Straße der SA), Schömitzer Gasse, Habermanngasse (KonradHenlein-Straße), Lodenitzer Gasse, Ziegeleistraße, Fabrikstraße, Iglauer Gasse
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Propsteikirche St. Jakob, got. Hallenkirche, 13. Jh., Turm im 16. Jh. erhöht, im großen Stadtbrand 1667 schwer beschädigt, 1668 restauriert, 1714 Chorgewölbe erneuert; 3 Glocken, 1413 (2), 1812, bedeutende Fresken des 13. Jh.
Synagoge 1855 anstelle baufälligen Tempels, 1938 abgebrochen; Vorgängerin 1806 abgebrannt Kriegerdenkmal 1931
Kriegerdenkmal der Judengemeinde
Kaiser-Joseph II.- Denkmal 1892, 1919 abgerissen
Schulen
Volksschule 1592, Neubau 1784, 1833, 1887/88, 1920 wegen Wegnahme durch die Tschechen Neubau im Schulhof, von den Deutschen finanziert; bis 1938 vier Klassen, danach fünf Jahrgänge in 10 Klassen Bürgerschule 1907, vor 1938 je drei Klassen für Knaben und Mädchen¸ ab 1937 einjähriger Lehrkurs als 4.
Klasse
Wirtschaftsschule 1939, zweijährig
Berufsschule (Fortbildungsschule) 1908
Landwirtschaftliche Winterschule, 1888 in der Volksschule, Neubau ab 1889, zwei Jahrgänge ab 1893 (1902 öffentlich) bis 1906 und ab 1910 (jetzt in Landesverwaltung); mit kleiner Landwirtschaft
Judenschule 1835, Neubau 1901, bis zur Auflösung der Judengemeinde, danach tschech. Bürgerschule
Kindergarten 1882
Schulbücherei, später Stadtbücherei
Volksbücherei des Bundes Deutscher Südmährer 1910
Spital als Pflegestation 1881, zuletzt Stützpunkt der NS-Volkswohlfahrt, 2 Pflegerinnen Armenhaus (20er und 30er Jahre), zuletzt nicht mehr erforderlich
Invalidenheim bis 1938, unter tschech. Verwaltung
Theater mit Gastspielbühnen
Kino 1925 im Rathaussaal (Vorstellungen am Wochenende)
Eislaufplatz
Sportplatz
Postamt 1663
Telegraph 1871
Bahnhof 1894
Straßenmeisterei
Steueramt
Straßenbeleuchtung/Petroleum 1873, Acetylen 1904
3 prakt. Ärzte
Zahnarzt
Zahntechniker
Hebamme
Tierarzt
Apotheke 1822
Mütterberatung
Notariat
Rechtsanwälte
Architekten
Baumeister
Musiklehrer
Gewerbe
Zuckerfabrik 1873
3 Ziegeleien (2 werden 1938 stillgelegt)
Großhofer Mühle
Mühle Rosenbaum
Schrotmühle
2 Molkereien bis 1937
1 Milchsammelstelle bis 1937
Heimarbeit vor 1900: Netzhandschuhe, Tonwaren, Matzenbäckerei, Weberei
Hotels Lebensmittelgeschäfte Fleischhauer Bäcker
Gaststätten Textilgeschäfte Drogerien Hutgeschäft
Buchhandel Schreibwarenhandel Konditoreien Photographen
Eisenwarenläden Schneider Friseurgeschäfte Uhrmacher
Schuhmacher Elektrowaren Sattler Ofensetzer
Schmiede Stellmacher Zimmerer Spengler
Maurer Faßbinder Glaser Gärtnereien
Buchbinder Fahrradmechaniker Dachdecker Tischler
Mechanische Werkstätten Sodawasservertrieb
Getreidehandel meist durch Juden
Viehhandel vor 1938 ausschließlich durch Juden
Obsthandel nach 1938 bedeutend, privat und durch BAST
Markttag Dienstag 1830, Mittwoch Schweinemarkt
Jahrmärkte (3. Mai, 25. Juli, 6. Okt., ab 1776 weitere: 24. Feb., 30. Nov.) Mittw. Viehmarkt
Bedeutende Verkehrswege
Kaiser/Reichsstraße Wien-Brünn 1727
Reichsstraße nach Znaim 1804
Bezirksstraßen nach Kanitz 1838, Branowitz 1845/46, Seelowitz 1852, Wostitz 1899, Lodenitz 1904,
Mohleis und Mödlau 1912
Eiserne Brücke 1897, davor Schwarze Brücke
Omnibusverkehr 1922 Nikolsburg – Brünn, ab 1938 Wien, Znaim
Vereine, Genossenschaften
Kronprinz-Rudolf-Veteranenverein 1873-1918, danach: Unterstützungsverein ge dien ter Soldaten, ab 1938
Reichskriegerbund
Gesangsverein “Hesperus” 1870
Freiwillige Feuerwehr 1874
Turnverein 1906
Deutsche Molkereigenossenschaft
Deutsche Lagerhausgenossenschaft
48° 52′ N, 16° 40′ O, Pavlov, Nikolsburg
Geschichte
Mit der Maidenburg gelangt P. in die Hand der Przemysliden, erstmals 1334 urkundlich genannt, König Johann belehnt Hartneid II. von Liechtenstein, damit zur Herrschaft Nikolsburg gelangt. Von Hussiten und im 30jähr. Krieg eingeäschert. 1543 sind Wiedertäufer nachgewiesen. 1582 Einweihung des Friedhofs, 1617 Bau des Gemeindehauses. 1713 und 1833 wüten verheerende Feuersbrünste, 1805 und 1809 verursachen Franzosen hohe Kosten, 1866 sind Preußen kurze Zeit im Ort. 1945 wohnen 998 Personen in 274 Häusern; es bestehen 301 Hausnummern und 131 Weinkeller; viele Ortsansässige sind wegen besseren Verdien stes nach Lundenburg gegangen. Durch die Vertreibung kommen nach BW 418, Bayern 348, Hessen 38, in Österreich bleiben 198, in Pollau 27.
Zur Entstehung der drei Felsengebilde, als die drei versteinerten Jungfrauen bezeichnet, erzählt eine Sage, eine mongolische Prinzessin habe auf ihrer Reise durch Europa mit zwei Zofen auf der Maidenburg Nachtquartier gefunden und wegen ihres reichen Goldschmuckes mit den Zofen vom Burgherren nachts umgebracht und aus dem Fenster geworfen worden. Am Morgen habe er die drei versteinert als stumme Mahnmale sehen müssen. Der Mongolen-Chan soll mit seinen Horden nach Europa eingefallen sein, um Rache zu nehmen.
Brauchtum: Nachbarn nennen die Pollauer “Zwickel” nach der Bezeichnung keilförmiger Flächen; für die Pollauer sind die Klentnitzer “Zwetschkenhasen”, die Millowitzer “Raubschützen”, die Unterwisternitzer “Sandhasen”.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 1398 ha 167 m ü.d.M
Am weinbewachsenen Hügellande gelegen, das den Pollauer Bergen vorgelagert ist, am Ostabhange des Maidensteines (428 m), im Gemeindegebiet liegt auch der Maidenberg (550 m).
Flurnamen
Lea, Satz, Altenberg, Hofacker, Steinriegel, Stettenweingärten, Kleines, Mittleres, Großes Feld, Schmalesen, Zweigwandten, Dreiviertel, Fünfviertel, Zwölfer, Scheiben, Scheibacker, Hagengrube, Fleckgarten, Spotenberg, Ochsenhübel, Augrund, Sauweide, Zeiselfeld, Oberhertolzberg, Gräbergarten, Stangel berg, Brünnerberg, Bauernwiese, Klingwiese, Neuwiese, Kohlgrubwiese, Sech zehnerwiese, Kohlgrübeln, Jägerwiese, Judenwiese, Kratzerwiese, Kreuzwiese, Bachofenwiese, Roßweide Wald: Häselschacha, Kohlgrub, Dornleiten, Verdorbenleiten, Fürstenwald See: Grumpsee, Saulacke, Danascharen, Entensee, Flachsee, Kaltes Loch, Runzengraben
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Barbara, 1658, zunächst Kapelle und Filiale zu Unterwisternitz, 1740 restauriert, erweitert zur Kirche, 1829 verlängert und umgestaltet, Pfarrkirche seit 1859; Vorgängerin zerstört von Hussiten, 1619 von Ständischen.
Pfarrhaus 1740, Friedhof außerhalb
Kapelle an der Millowitzer Straße, innen Muttergottesstatue, 1868; nach 1945 entfernt
Hl Johannes von Nepomuk
Hl. Florian 1713
9 Wegkreuze
5 Marterln
Kriegerdenkmal 1921
Volksschule, seit 1740 einklassig (davor Unterricht in Unter-Wisternitz); 1842 erweitert, 1862 Neubau; drei-, später erweitert, vierklassig;
Kindergarten 1940
Armenhaus
Bücherei 400 Bde
Schulmuseum
Archiv
Preßhäuser im Barockstil
Poststelle 1940
Omnibusverbindung nach Nikolsburg
Trinkwasser 1844 von Blansko, 1936 mit Hausanschluß
Elektrifizierung 1937
Gewerbe
Kalkofen bis 1885
Steinbruch
Gemeinde-Feldziegelofen bis 1925 (im Augrund)
Haarnetzerei als Heimarbeit
2 Gastwirte 2 Gemischtwarenhandlungen 3 Bäcker
Fleischhauer 2 Schmiede Schlosser
Wagner 2 Tischler 4 Schneider
2 Schumacher 2 Maler Faßbinder
Zimmermann 6 Maurer 2 Näherinnen
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1876
Bund der Deutschen 1905
Gesangverein “Die Maidenburger” 1905
Ortsviehversicherungsverein 1906
Verein gedienter Soldaten 1910
Deutscher Turnverein 1912
Verschönerungsverein 1912
Deutscher Kulturverband 1919
Landwirtschaftlicher Ortsverein 1920
Spar- und Wohltätigkeitsverein 1932
Spar- und Darlehenskassa 1896
Milchgenossenschaft 1910
Kellereigenossenschaft 1941
48° 56′ N, 16° 40′ O, Popice, Nikolsburg
Geschichte
Als frühmittelalterliche Befestigung gilt der Burgstall. 1297 mit Pausram von Heinrich II. von Liechtenstein an das Kloster Kanitz verkauft, 1406 zurückgekauft, 1414 Bestandteil der Herrschaft Nikolsburg. 1426 verwüsten Hussiten den Ort, 1621 Ungarn und Schweden. 1541 protestantisch, im 16. Jh. lassen sich Wiedertäufer nieder, nach 1600 dürften sie P. verlassen haben. 1622 wird der letzte Pastor ausgewiesen; zunächst Lokalie von Pausram, 1860 eigene Pfarre. Am 14. April 1945 von Rotarmisten besetzt, drei Männer kommen im Beschuß um. Ungezählte Vergewaltigungen folgen, ein Mann wird von Sowjets erschossen.
Bezirk, Gericht Auspitz 847 ha 189m ü.d.M.
Flurnamen
Eichhölzl, Saurüssel, Mühlfeld, Mitterstoch, Sandäcker, Trachtberg, Mitterberg, Niederberg, Altenberg, Auspitzer, Ölberg, Sommberg, Unöden, Tremeln., Haideln, Krautacker, Recherberg, Freidhof, Straßberg, Ackerln, Neuberg Anbau: Weizen, Zuckerrüben, Wein, Obst
Straßen, Plätze
Hauptstraße, Neubaugasse, Damm, Kellergasse, Heuweg, Reitschulweg
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Andreas 1696, 1863 Kupferturm; Friedhofstor 1. Hälfte 18. Jh.
Rosalienkapelle 1717, nach Pestepidemie; Glocke über beide Weltkriege erhalten, 1781 vom Religionsfond eingezogen, verkauft, Fruchtmagazin, später von der Gemeinde zurückgekauft Marienkapelle 1815 auf dem Weg nach Kaidling anstelle einer Martersäule Bildstock 16. Jh.
St. Florian 2. Hälfte 17. Jh.
St. Wendelin
Dreifaltigkeit 1867
Rathaus 1794, Neubau 1906 mit Kanzlei, Saal, Postamt, Gastwirtschaft
Schule (1621 erstmals erwähnt) 1875, 1894 aufgestockt, vierklassig
Kriegerdenkmal 1933
Kindertagesheimstätte 1930
Armenhaus
Postamt 1894
Bahnstation 1839
Elektrifizierung 1927
Gewerbe
Ziegelei
Mühle
Gemischtwarenladen Fleischhauer Tischler
Schmied Schlosser Schneider
Vereine, Genossenschaften
Veteranenverein 1892
Freiwillige Feuerwehr 1898
Gesangsverein 1900
Turnverein 1912
Raiffeisenkassa 1896
Milchgenossenschaft 1937
49° 3′ N, 16° 29′ O, Pravlov, Nikolsburg
Geschichte
Erstmals 1222 urkundlich erwähnt, seit 1486 Markt. Bei Ausgrabungen wird “Im Winkel” ein Backofen aus der Keltenzeit gefunden. Besitz der Markgrafen von Mähren, 1537 des Klosters Kanitz, es besteht eine ansehnliche Judengemeinde. Nach mehreren Besitzwechseln wird es nach dem Ständeaufstand 1623 von Franz Kardinal Dietrichstein erworben. 1609 Markt und Gerichtsort, leidet P. unter dem 30jährigen Krieg. 1652 Bau einer Holzbrücke über die Igel, zu ihrer Erhaltung wird eine Maut an der Kreuzung Znaim – Brünn/Nikolsburg – Eibenschütz eingerichtet (1903 aufgehoben). Dort fragt 1866 ein Leutnant Hindenburg nach dem Weg Richtung Nikolsburg. Die alte Brücke wird 1919 vom Hochwasser weggerissen, 1922 wird eine Stahlbrücke errichtet. Im August 1945 werden rund 50 Deutsche ausgeraubt über die Grenze gejagt, am 21. März 1946 die ersten 60 über Lager Nikolsburg nach Deutschland abgeschoben, die letzten folgen im Oktober.
Marktgemeinde; Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Post Kaunitz 221 ha 192 m ü.d.M.
Flurnamen
Satzen, Goschern, Wasserberg, Hintausacker, Hausacker, Sandacker, Hübel, Pfefferberg, Trebitscher, Stösseln, Neufeld, Neusatzeln, Aschkuppenberg
Anbau
Getreide, Zuckerrüben, Mais, Spargel, Wein, Gurken, Gemüse, Wein, Edelobst, große Mengen Zwetschgen, auf dem Wiener Markt als “Prahlitzer” geschätzt.
Besonderheit der Fauna: Aschkuppe (im Wappen)
Straßen, Plätze
Dorfplatz (100 x 100 m), Im Winkel, Gansanger, Klein-Prahlitz, Flederwischgasse
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Martin/Heimsuchung Mariae, um 1300 gotisch, 1748/58 umgestaltet; Wehrturm (38 m) 12. Jh.
3 Glocken, 1510, 1797; Filialkirchen in Klein-Niemtschitz und Kuprowitz
Pfarrhof 15. Jh. (Renaissance), renoviert 1761
Friedhofkreuz 1819
St. Johannes von Nepomuk 1733
Gerichtsmarter erinnert an Halsgerichtsbarkeit 1497
Urbankreuz
Marterl 1576
Feldkreuze
Marterl am Lettenberg
Kriegerdenkmal 1921
Jahn-Denkmal 1928
Schule, 1671, einklassig, 1820 Neubau, zweiklassig, 1870 dreiklassig, 1929 Anbau
Kindergarten 1938
Gemeindebücherei (Turnverein, Südmährerbund, Christlich-soziale Partei)
Elektrifizierung 1935
Wasserversorgung durch 5 Ortsbrunnen und Hausbrunnen
Postamt und Fernsprecher 1939
Gewerbe
Ziegelei
2 Hebammen
3 Kaufläden Bäcker Fleischhauer Schmied Friseur
Schneider Schuhmacher Getreidehandel Kohlenhandel
Vereine, Genossenschaften
Musikverein 1870
Südmährerbund 1902
Freiwillige Feuerwehr 1904
Turnverein 1905
Milchgenossenschaft 1924
Raiffeisenkassa 1926
Fischereigenossenschaft
Jagdgenossenschaft
48° 51′ N, 16° 46′ O, Pritluky, Nikolsburg
Geschichte
Erstmals 1222 urkundlich genannt als Besitz des Zisterzienserklosters Welehrad, am Fuße des Prittling (292 m). 1421 brennen die Hussiten den Ort nieder, 1599 kaufen ihn die Liechtenstein, gliedern ihn 1617 der Eisgruber Herrschaft ein; 1619 niedergebrannt, bleibt drei Jahre lang verwüstet, von den Schweden 1645 abermals niedergebrannt, 1649 und 1663 durch Türken. Verarmung und Geldentwertung durch Türkenkrieg und Spanischen Erbfolgekrieg belasten die Bevölkerung schwer. Im September 1938 werden die Männer von den Tschechen zum Schanzen abkommandiert. Nach dem Anschluß 1938 Zollstation. Im I. Weltkrieg fallen 44 Mann, im Zweiten 58. Im Juni 1945 werden die Deutschen vertrieben, 1946 die meisten nach Deutschland abgeschoben, insbesondere nach Baden-Württemberg und Bayern.
Brauchtum
Der “Emmausgang” am Ostersonntag führt die männliche Einwohnerschaft an der Gemarkungsgrenze entlang, dabei bittet man um Segnung der Saaten. Am Ortseingang wird die Prozession durch Pfarrer und Ministranten nebst Feuerwehr und Musikkapelle eingeholt. Die weibliche Bevölkerung empfängt sie vor den Häusern stehend. Am Heiligabend versammelt sich die männliche Jugend um Mitternacht vor dem Gemeindegasthaus und singt:
Es ist jetzt um Mitternacht, Mitternacht, Stehet auf in euerm Gemach Und höret eine Botschaft an, Botschaft an, Welche erfreuet jedermann. Es ist geboren zu Bethlehem, Der König aller Könige … (etc.) Die Prittlacher werden scherzhaft “die Schuttna” oder “die Fisierla” genannt, weil sie am Freitag Fisolensuppe (grüne Bohnen, Schoten) mit Buchteln bzw. abgeschmalzenen Knödeln (abends) essen
Bezirk, Gericht Auspitz, 1938 Kreis Nikolsburg 1112 ha 175 m ü.d.M.
Flurnamen
Felder, Weingärten: Rackwitzgwandten, Neumühlgwandten, Satz, Goldberg, Neuberg, Pointen, Fochelberg, Heinl, Dresinger, Lahmgruben, Niederberg, Sieben satz, Eichberg, Langviertel, Essigfassel, Allinger, Baumwoll, Scheiben, Mitterberg, Hirnsee, Feigelberg, Kreften, Rosenberg, Feigelbeergackerl, Kleinweingärten, Rosenbergackerl, Biniesenackerl, Sandgwandten, Rosenberggwandten, Bergäcker, Queräcker, Koberäcker, Bannwasseräcker, Wolfäcker, Burgstall, Vorauäcker, Lindstall, Kitting, Breiten, Seeäcker Wiesen, Weiden: Bauernwiesen, Bruckwiesen, Dreigwandten, Zweigwandten, Zinswiesen, Fasziererwiesen, Richterwiesen, Rohrseewiesen, Dorfsee, Zeinl, Linsenboden, Wolfwiesen, Lempawiesen, Stierwiesen, Taschelwiesen, Gemeinde hutweide, Pfaffengruben, Thayawinkel, Galgenhügel
Anbau: Weizen (hervorragend), jedes andere Getreide, Hülsenfrüchte, Mohn, Kartoffel, Zuckerrüben, Tierwelt: alle Vogelarten, bis zu 60 Storchenpaare
Wege
Gegen Saitz ’nauf, Eichbergweg, Hohl- oder tiefer Weg, Neubergweg, Niederbergweg, Mitterbergweg, Siebensatzweg, Feiglbergweg, Rosenbergweg, Eisgruber Weg, Pulgramer Weg, Neudecker Weg, Neumühlner Weg, Granitzweg, Hapran, Bereackerweg, Zwereackerweg, bei den Saugwandten, beim Pudox, Biniesenackerweg, Feiglbergackerweg
Im Ort
Herrengasse, Dreifaltigkeitsgasse, Quergasse, Johannesgasse, Schmiedgasse, Zipf, Hinter den Stadeln, Ofnergassel, Schafgassel Markante Plätze im Dorf, auf den Feldern Beim Gemeindewirtshaus, Bei der Schlachtbank, Beim Floreane, Beim Wendeline, Bei der Schule, Bei der Pfarrei, Bei der Dreifaltigkeit, Beim heiligen Johannes, Im alten Friedhof, Beim Freidhof, Beim Transformator, Gegen Saitz, Bei der Lieben Frau, In den Herrschaftslangvierteln, In den Viervierteln, Beim Leuchtturm, Bei der Antonimarter, Beim Roten Kreuz, Beim alten Steinbruch, der Hapran, Beim Steinbruch auf der Saitzer Gemarkung In den Auen und Wiesen Der Viehaustrieb, der Knoberwald, die Knoberwaldbäume, Beim Steinernen/ Hölzernen Brückel, Bei der Wiesenbruck, Bei der Wiesen, Beim kleinen Loch, Bei der tiefen Wiesen, Beim Zyrillibild, Bei der Sandeiche, Hinter den Linsen, Im Thayawinkl, Bei der Pfaffengruben, Beim Burgstall, Beim Galgenhügel, Bei der Schinderei, Roßstellung, Beim Zipfelgarten,, Bei der Saulache, Im Dorfsee, Bei den Biniesen, Am Zeindel, Beim Hansenteich, Bei der Frauenlocka, Beim Bannwasser, Bei der Pletschengrube, Beim Rohr-/Kohlsee, Beim Stein
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche St. Margareta 1218, 1779 niedergebrannt, 1784 wieder aufgebaut; Turm, freistehend, 1765 von der Gemeinde erbaut und genutzt, 4 Glocken 1780 (in beiden Weltkriegen eingeschmolzen)
Pfarrhaus 1766/67, 1779 niedergebrannt, wiedererrichtet
Dreifaltigkeitssäule
Hl. Johannes von Nepomuk
Hl. Wendelin
Hl. Florian
Schule 16. Jh., 1844 Neubau zweigeschossig, drei Klassen
Kindergarten 1938
Gemeindebücherei (nur im Winter geöffnet, Sommers ist keine Zeit zum Lesen)
Kriegerdenkmal 1930
Armenhaus
Postamt
Elektrifizierung 1928 (1865 Petroleumlampen)
Wasserversorgung durch 5 öffentliche Brunnen und Hausbrunnen
Fernsprecher 1938
Tierarzt
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1896
Turnverein
Gesangverein
Veteranenverein
Raiffeisenkassa 1898
Milchgenossenschaft 1920
48° 50' N, 16° 45' O, Pulgary, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals 1244 erwähnt, als es mit Neudek und Eisgrub von König Wenzel an Sifrit den Waisen verliehen wird. 1310 verkauft an Heinrich II. von Liechtenstein, im Urbar von 1414 sind nur deutsche Bewohner verzeichnet. 1545 sitzen Wiedertäufer im Ort, die Kirche ist zeitweise lutherisch. Seit 1574 Besitz der Dietrichstein durch Kauf, Adam von Dietrichstein stellt die katholische Lehre wieder her, 1585 wird P. der Pfarre Voitelsbrunn zugewiesen. 1619 von den Ständischen niedergebrannt. Am 22. 4. 1945 dringen Sowjetsoldaten ein, plündern, vergewaltigen. Nach Kriegsende kommen Tschechen, besetzen Häuser und vertreiben die Deutschen, am 7. 2. 1946 folgt die Ausweisung aus Österreich.
Bezirk, Gericht Nikolsburg; 1473 ha 175 m ü.d.M.
Im Westen an die Ausläufer der Pollauer Berge reichend mit dem Heckenwald (373 m), dem Fliegenhübel, Zeiselberg und der Spitzleiten (238 m)
Flurnamen
Auäcker, Lange Lehen, Lange Quanten, Rustenäcker, Kleines Feld, Schließkafresser, Gaißloch, Mittlerer Stoß, Haidacker, Unterer und Oberer Suchtentrunk, Fliegenhübel, Kurze Lehen, Altenberg, Junge Weingärten, Im Grund, Neuäcker, Zeiselberg, Eichstaude, Fuchsgrund, Grundacker, Burgstallm, Sandweingarten, Winkelacker, Lukasland, Neuriß, Trift Wiesen: Brünndlwiesen, Felberfleckl, Pflanzensteig, Sauwinkel, Feigelbergwiesen, Bruckwiesen, Pommerseewiesen, Veicherlwiesen, Bauernwiesen Wald: Waberhölzl, Steinbruch, Öding Schlößl, Lehmstettenleiten, Mühlleiten, Spitzleiten, Einschichtleiten, Breitlistleiten, Fuchsgrundleiten, Grundackerleiten, Winkelackerleiten Dietrichsteinischer Besitz: Rußmaß, Gaißlochbreite, Schläge 1-7; Brunnwiese, Heckwald, Dreieichenwiese, Hannwiese; Stoßleiten, Kimmelbergleiten, Küchen holz, Kohlstatt, Zorautgan, Kirchsteigleiten, Neuackerwald, Eichstaudenleiten, Fuchsgrundleiten, Breitlisten, Mühlberg, Wintergrundsutten.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Kirche St. Aegidius 1750, Haupt- u. Seitenaltar vom Kremser Schmidt; 1585 zu Voitelsbrunn bis 1785, nach älterer Kapelle 1580
Friedhof außerhalb
Pfarrhof 1785
Hl. Johannes der Täufer
Schule, seit 1672, einklassig, Neubau 1882, dreiklassig, ab 1908 vierklassig; 1911/12 Anbau, mit Turnraum; 1925 wieder dreiklassig, da die Tschechen eigene Schule bauen.
Armenhaus, später auch Hirtenhaus
Meierhof (Fürst Dietrichstein)
Lagerhaus
Milchsammelstelle;
Thayabrücke 1886, 1945 gesprengt, davor Holzbrücke, Mitte 18.Jh.
Elektrifizierung 1929-31
3 Ziegeleien (1902, 1908, 1911)
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1888
Veteranenverein 1906
Deutscher Turnverein 1911
Südmährerbund 1911
Kulturverband 1920
Raiffeisenkassa 1893
Milchgenossenschaft 1903
S
48° 52′ N, 16° 46′ O, Zaječí, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1252, als der Weinzehnt von S. zur Erstausstattung des Klosters Saar gehört. Seit 1385 gehört den Liechtenstein ein Teil von S., ein weiterer ab 1594 zur Herrschaft Göding. Um 1550 lassen sich Wiedertäufer nieder, sie werden 1622 vertrieben. 1691 gehören 25 Häuser mit 46 Einwohnern zur gruber Herrschaft, 77 bzw. 82 zur Gödinger. S. bleibt in zwei Gemeinden geteilt, wird 1898 an das Telegraphennetz angeschlossen. 1912 bis 1922 werden die Felder trockengelegt. Nach der Reblausplage von 1910 erholt sich der Wein ab 1930 durch Stockveredelung auf amerikanischen Unterlagen. Im November 1918 von tschechischer Gendarmerie besetzt. Als die Tschechen 1930 weiterführende Schulen in Auspitz schließen, müssen die Kinder nach Lundenburg gehen. 1932 dürfen die Deutschen ihren Kirtag am 24. Juni nicht feiern, weil der tschechische narodni vibor ein Fest abhält, zu dem aus nahen und fernen tschechischen Dörfern Wagen mit Sokoln, Kindern und Erwachsenen einziehen mit dem Ruf “Es lebe das tschechische Saitz!”, während den Deutschen geraten wird, sich nicht auf der Straße sehen zu lassen. Dem folgen sie. Anfang April 1945 zum Ausheben von Panzer- und Schützengräben eingesetzt, wird die Bevölkerung am 16. April zur Räumung des Ortes aufgefordert, fast alle folgen. Ein Treck gelangt am 17. bis Kautzen im Waldviertel, auf dem Rückweg werden am 23. Mai Kundschafter nach S. geschickt, tschech. “Partisanen” stellen sie und halten den Treck an der Kreuzung Prittlach – Neumühl auf, alle müssen absteigen und rufen: “Ein Volk, ein Reich, ein Führer!” Die Gespanne werden in den Hof des Gemeindehauses geführt, entladen, dann müssen sie in die von Tschechen besetzten Häuser gebracht werden. In den übrigen Häusern müssen sich zwei, drei Familien einrichten. Ab August 1945 bis Feber 1946 werden die Deutschen in drei Transporten abgeschoben. Wappen: Herrschaft Liechtenstein: nach rechts laufender Hase (1749); Gödinger Anteil: nach links laufender Hase, Umschrift: GIZS, Gemeinde Insiegel zu Saitz.
Bezirk, Gericht Auspitz, ab 1938 Nikolsburg 1812 ha 248 m ü.d.M.
Flurnamen
Tegeln, Mitterfeld, Johannesberg, Weinstellen, Kräften, Obenführ, Altenberg, Hausbruch, Lichtentrunk, Niederberg, Kräulich, Unterniederberg, Wiesen, Unter- und Oberwundsberg, Breitliß, Kirchenfeld, Holzlüß, Blofach, Hinten dran, Burgstall, Oberberg, Mitterberg, Lindstall, Kitting, Heidäcker, Babeschhölzel Acker-, Gemüse- und Weinbau
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Hl. Johannes der Täufer, 1508 spätgotisch, ursprünglich Wehrkirche, 1912 nach Brand Neubau, Turm auf 43 m erhöht.
Florianikapelle 1710
Dreifaltigkeitskapelle
Schule 1760, davor Unterricht beim Gemeindewirt, 1828 und 1892 Neubau, vier Klassen; mit Gemeindebücherei, ab 1936 In die Gemeinde verlegt; 1919 tschech. Minderheitsschule für Eisenbahnbedienstete, 1938 geschlossen
Kriegerdenkmal 1921
Postamt 1910
Bahnstation 1839
Wasserversorgung: 5 öffentliche Brunnen (Ochsenbrunnen, Zeiselbrunnen, Eierbrunnen, Wunderlichbrunnen, Horakbrunnen)
Beleuchtung: ab 1865 Öl-, später Petroleumlampen, Elektrifizierung 1928
Gewerbe
3 Kaufleute 2 Bäcker 3 Fleischhauer 2 Friseure 2 Trafikanten
2 Dachdecker 2 Schmiede 2 Wagner 3 Schneider
4 Maurer 2 Tischler 3 Schuster 2 Damenschneiderinnen
Vereine, Genossenschaften
Feuerwehr 1886
Deutscher Schulverein 1886
Turnverein 1920
Veteranenverein gedienter Soldaten
Kulturverband mit Theatergruppe
Südmährerbund
Gesangverein
Raiffeisenkassa
Milchgenossenschaft 1912
Winzergenossenschaft 1935
Jagdgenossenschaft
49° 0′ N, 16° 26′ O, Šumice, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1365, Teile gehören Kloster Bruck bzw. Kanitz, der 30jährige Krieg bringt Verwüstung. 1651 erwirbt Gundakar von Liechtenstein Sch., es gehört danach zur Herrschaft Mährisch Krumau.. Im II. Weltkrieg fallen 24 Männer, zwei Menschen werden im Mai 1945 von den Sowjets erschossen.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 924 ha
Flurnamen
Junges Weingebirg, Halblahner, Viertelsäcker, Spitzäcker, Schadenmarkt, Zwitterling, Edendorf, Roswartmetzen, Roswartpanten, Roswartwiesen, Krautland, Schmaläcker, Teichäcker, Schmaläcker bei der Reichsstraße, Breite Äcker, Compascualhutweide, Silberberg, Heideäcker, Röschenberg ( "Röscher- Wein", Nordhang), Gegen Gubschitz, Semmelbeißer, Hohlweg gegen der Lodenitzer Grenze
Anbau: Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Kartoffel, Zuckerrüben (25% der Fläche), Mais, Gemüse, Wein
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kapelle Hl. Antonius beim Fischteich (nach Lodenitz eingepfarrt)
Glockenturm “Glöckl”
Hl. Johannes von Nepomuk
Kreuz Haassche Stiftung 1885
Schule1790 (davor in Lodenitz), ab 1883 zweiklassig, Neubau 1934
Gemeindebücherei
Autobus von Mährisch-Kromau, Pohrlitz, Nikolsburg
Elektrifizierung 1922
Wasserleitung 1927 (davor 1893)
Gewerbe
Ziegelei
Molkerei
2 Gasthäuser 2 Lebensmittelgeschäfte Fleischhauer
Schmied Wagner Tischler Zimmermann
2 Schuhmacher Damenschneiderin Hebamme Friseur
Vereine, Genossenschaften
Männergesangverein 1897
Kulturverband
Landwirtschaflicher Ortsverein
Raiffeisenkassa 1886
Milchgenossenschaft 1924
48° 57′ N, 16° 42′ O, Starovice, Nikolsburg
Geschichte:
Urkundlich 1321 erstmals erwähnt, gelangt danach an das Königinkloster in Alt Brünn; 1392 eigene Pfarrei; 1570 befestigt (Erdaufschüttung mit Holz, Gräben), drei Tore, 1588 von Kaiser Rudolf II. mit Auspitz und Klein-Steurowitz an Carl von Liechtenstein verpfändet. Streit um Besitzrechte des Klosters, 1617 Schlichtung, der Fürst soll 5153 Taler Jahreszins zahlen, überträgt stattdessen dem Kloster Saar. 1605 verwüsten die Hajducken des Stephan Boczkay mit den Türken ganz Südmähren, im 30jährigen Krieg wird G., 1630 nach Auspitz eingepfarrt, 1643 von den Schweden ausgeplündert, 1645 wütet die Pest, 1663 tö ten die Türken 34 Menschen, verschleppen 100 in die Sklaverei, der Ort geht in Flammen auf. 1679 sterben in Auspitz und G. mehrere hundert Menschen an der Pest, eine Brandkatastrophe vernichtet 1865 auch das Rathaus. 1866 bringen Preußen die Cholera, 100 Menschen sterben. Im I. Weltkrieg fallen 30 Männer, fünf bleiben vermißt. Dem Mobilmachungsbefehl im September 1938 folgt kein Deutscher, am 8. Oktober zieht die Wehrmacht ein. Der II. Weltkrieg fordert 51 Gefallene und 12 Vermißte, drei Tote bei Luftangriffen. G. liegt bis 4. Mai im Kampfgebiet. Drei Deutsche werden von den Tschechen ermordet, drei enden durch Selbstmord, zwei Frauen infolge Vergewaltigung durch Sowjetsoldaten, die am 16. April eindringen. Am 15. Juli 1945 müssen die ersten 23 Familien ihre Häuser verlassen. Viele Vertriebene bleiben in Wien, Niederösterreich, Wels.
Bezirk, Gericht, Post, Eisenbahn Auspitz 783 ha 220 m ü.d.M.
Flurnamen: Gartlacker, Schoßacker, Neugebirg, (Mauser) Luxland (Luisland), Zeiselberg, Kurzer Bruch, Langer Bruch, Sommerleit, Glockenberg, Fohwin (Fouwind), Hofacker, Märzberg, Scheiben, Halbe Quanten, Märzbergacker, Runzen, Satzacker, Satzweingarten, (Satz) Mitterberg, Oberberg, Jungober berg, (Achteln) Lahr, Ochsenberg, Bratten, Steinbruchacker, Ziegelberg, Mausergrund, Gottardsberg, Antoniusberg, Reine, Akazienwald, Stierwiesen; in Groß-Niemschitz: Österreicher, Kostgeber, Kuhberg, Wieger, Beratten (Anteil); Auspitz: Schilling, Haunold, Steurowitzberg, Queracker, Bettler, Wasserstuben (Anteil), Gerichtsacker, Moser, Feigelberg; Poppitz: Trachtberg, Neuberg (Teil), Wolfs büchel (Teil), Sonnenwald (Teil); Auerschitz: Feigelberg, Mitschker, Fuchsleiten (Teile)
Bodenbeschaffenheit: teils Schwemmland, meist Lößboden mit höherem Kalkgehalt, auch schwerer Boden und aus stark lehmigem Sandstein verwitterter. Anbau: alle Getreidearten, Feldgemüse, Gewürzpflanzen, Mais, Wein, Edelobst: Kirschen, Weichseln, Aprikosen, Zwetschken, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Walnüsse, Mandeln, Ebereschen Wild: Hasen (in guten Jahren bis 2000), Rebhühner (bis 1000), Fasane (200)
Straßen und Plätze (im Volksmund): Vordere Gasse (11-43, 114-149), Rabenkropf (96-275, 78-199), Hintere Gasse (236-252), Schmiedgasse (unterer Weg nach Auspitz), Auerschitzer Gasse, Schulgaßl, Gemeindegaßl, Haltergaßl, Weber gaßl (231, 199), Engelgaßl zum Friedhof (111, 238), Fünfhausen, Axmanngaßl (51,52) Brücken: bei der Quelle, Halterbrücke, Jakschlbrücke, Kirchenbrücke, Schulbrücke, über die Wanne
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche, 1885 nach Brand neuromanisch aufgebaut, hl. Georg und Martin geweiht. In beiden Weltkriegen drei Glocken abgegeben, nur die Sterbeglocke bleibt. Davor St. Nikolaus, 1392 erwähnt, im 15. Jh. erweitert, im 30jähr. Krieg zerstört, danach erneuert, 1672 zwei Glocken, 1785 aus Abbruchmaterial der Antoniuskirche erweitert, 1858 vier Glocken; ab 1891 wieder eigene Pfarre.
Kirche hl. Antonius, 1724, muß nach Verfügung Josefs II. abgetragen werden, aus dem Material wird eine Kapelle erbaut, von den Tschechen zerstört
Kapellen: Johann von Nepomuk 1890f. St.Anna, Markus 1880f.
Mariensäule 1747, Inschrift “O Maria, durch deine Gunst behüt uns vor Krieg, Pest und Feuersbrunst”.
Hl. Josef
Hl. Antonius
Hl. Florian
Hl. Gotthard am Weg nah Poppitz
Missionskreuz 1911
Eisenkreuz 1885 nach Kirchanneubau
2 Kreuze 1894 (Dollansky)
Motzlkreuz Richtung Auerschitz 1874
Steinkreuz Richtung Auerschitz
Sandsteinkreuz am nördl. Ortseingang
Wegkreuz Dollansky
Kreuz Kuhn
Wanekkreuz
2 Kreuze (Maschka, Schlor)
Steinkreuz am Weg nach Auspitz
Schule, 1801 Neubau, dreiklassig; davor: 1643 lutherisch, 1790 im Rathaus
Kindergarten 1939
Gemeindebücherei (800 Bände)
Armenhaus (7 Wohnräume)
Musikkapelle (Josef Kletzander), im Umkreis wohlbekannt, auch im Brünner Rundfunk zu hören.
Telefon bei Gemeindeamt und Schule
Wasserleitung 1926
Elektrifizierung 1928
Gewerbe:
Ziegelei
2 Gastwirte 3 Lebensmittelläden 2 Obst- und Geflügelhändler
2 Bäcker Fleischhauer 2 Schneider Schreiner
2 Schmiede Schlosser Dachdecker Schuhmacher
Vereine, Genossenschaften
Freiwillige Feuerwehr 1880
Gesangsverein 1888
Südmährerbund 1910
Turnverein 1912
Deutscher Kulturverband 1924
Christlich-deutscher Jugendbund 1910 (1918 aufgelöst)
Landwirtschaftlicher Casinoverein 1894, ab 1919 landw. Ortsverein
Raiffeisenkassa 1892
Winzergenossenschaft 1936
Milchgenossenschaft 1939
T
48° 54′ N, 16° 40′ O, Strachotín, Nikolsburg
Geschichte
Erste Ansiedlung 1051, urkundlich 1174 und 1178 erwähnt als befestigte Anlage. Als Markt 1334 an das Haus Liechtenstein, über Besitzerwechsel 1575 an Adam von Dietrichstein, ab 1582 zwei Jahrmärkte mit Pferdemarkt davor, einen Wochenmarkt gewährt Rudolf II. Im 16. Jh. besteht eine Brüdergemeinde der Wiedertäufer bis zur Ausweisung 1622. Die Pfarre geht 1536 ein, der Markt gehört zu Unterwisternitz bis 1785. Im 30jähr. Krieg arg in Mitleidenschaft gezogen, 1619 unterliegen die Kaiserlichen unter Dampierre auf der Peterswiese bei T. den Ständischen unter Teuffenbach. 1663 von den Türken heimgesucht, 1680 von der Pest, 1805 und 1809 von den Franzosen, 1866 sterben 68 Menschen an der Cholera. Große Feuer 1619 (“ausgebrannt”), 1727 (fast der ganze Ort mit Kirche und Turm), 1818 (105 Häuser), 1827, 1898 (je 40 Häuser). Bedeutenden Schaden verursacht Hochwasser, so 1926. 1918 will die Gemeinde sieben Lastautos Kartoffeln ins hungernde Wien schicken, 70 Tschechen wollen das verhindern und besetzen die Autos, müssen aber nach Eingreifen des Bürgermeisters und der Einwohnerschaft abziehen. Das herrschaftliche Gut soll im Zuge der Bodenreform auf die Landwirte aufgeteilt werden, die Tschechen verkaufen aber einen Teil an einen der Ihrigen, vom Restgut bekommen die Landwirte ihre Anteile. Der gemeindliche Gänsehirt treibt täglich 2500 Gänse auf die Gemeindeweide. Im Krieg fallen 26 Männer, 23 bleiben vermißt. Nach der Vertreibung 1946 kommen 181 Familien nach Deutschland, meist nach Baden, 45 bleiben in Österreich.
Bezirk, Gericht Auspitz, ab 1938 Nikolsburg, Post Unterwisternitz, später Nikolsburg 1390 ha 171 m ü.d.M.
Flurnamen
Schoßfeld (früher Schindanger) mit Sandstätten und Freiäckern, Mitterfeld, Aufeld, Satzweingärten, Geißlöcherweingärten, Langfeld “Sauhübel”, Langfeld “Galgenberg”, Bauernheidfelder, Neurißfeld, BrücklHeidfeld, (Brückl-Heidäcker), Ludwig-Heidäcker, Lange und Kurze Kuhbergweingärten, Streibergweingärten, Oberaufeld (Obere Waldwiesen), Straßwiesen (mit Jausenwiesen und Peterswiese), Unterer Auwald (Peterswehrholz, Krummseeleiten, Venedigleiten, Schusterwiesen, Ottergrübel, Klettenleiten, Alte und Junge Thayaleiten, Linke Leiten, Sturnitzleiten, Stockleiten, Roßweidleiten), Gasselwiesen, Neugarten wiesen, Roßweid-Neugarten, Ödleiten, Neuwiesen, Biberhauswiesen, Bachmolter, Thayawiesen, Linke Wiesen, Kurze Sturnitzwiesen, Lange Sturnitz, Pfaffengrubenwiesen, Roßweidleitenwiesen, Stockwiesen, Halblehenwiesen, Fünfmahdige Waldwiesen, Achtmahdige Sauerwiesen, Sechsmahdige Rohrwiesen, Fünfmahdige Seewiesen, Lange und Kurze Teilungen, Teichwiesen Seen: Mahteichtl, Krummsee (Saulacken), Modersee, Pollauer See, Stocksee, Pannsee, Hayn sein Loch, Pfaffengrubensee, Biberhaussee, Hufeisensee (Brucknersee)
Anbau: Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Mais, Zucker/Futterrüben, Luzerne, Kartoffel, Gurken, Bohnen, Wein (Grüner Veltliner, Riesling, Grauer Portugieser, Gutedel, Blauer Hans; Blaufränkischer, Portugieser), Zwetschgen, Weichseln, Kirschen, Nüsse, Pfirsiche, Marillen, Äpfel, Birnen, Ribiseln Schöne Jagd: 100 Hasen, 500-1000 Rebhühner, 800-1000 Fasane, 300-400 Wildenten, 60-70 Wildgänse, 24 Rehe
Bedeutender Fischfang: Hecht, Karpfen, Schleie, Rotauge, Barsch (“Schratz”)
Feldwege: Augwandtenweg, Salzweg, Bei den Stadeln, Schoßfeldweg, Leitenweg, Neuer Weg Straßen, Plätze: Marktplatz, Wisternitzer, Auspitzer, Pausramer (Judenzeil) Straße, Kirchenviertel, Schakwitzgasse, Jägerzeil, Am Anger, Salzweg, Ganslplatz, Friedhofgasse, Aschenhübel, Kellergasse, Am Teich
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche hl. Ulrich, 1582 auf Resten aus dem 13. Jh., 1789 erweitert, Turm 1753, erhöht 1791; Hochaltar von Franz Anton Maulpertsch
Hl. Johannes von Nepomuk 1735
Hl. Florian 1833
Muttergottes 1889
Friedhofkreuz 1886
Kriegerdenkmal 192
Rathaus, 1927, Gemeindebücherei
Schule seit 1584, 1804 Neubau, Umbau 1861, ab 1862 zweiklassig, 1886 drei klassig, ab 1920 Schulmittel auf Gemeindekosten; (Tschech. Minderheitsschule 1922-1938 im Gemeindehaus, ehem. Notspital);
Schulbücherei, Schul küche
Kindergarten 1933 (Stiftung Josefa Schmid 1929)
6 Gemeindebrunnen
Elektrifizierung 1929
Postauto dreimal täglich zur Bahn, Auspitz und Nikolsburg
4 Jahrmärkte seit 1887, Mittwoch vor Josef, Johannes der Täufer, Bartholomäus, Elisabeth
Gewerbe
2 Gastwirte 5 Kaufläden 2 Bäcker Fleischhauer
4 Schmiede Sattler 2 Tischler 2 Wagner
5 Zimmerer 4 Maurer 4 Dachdecker Spengler
4 Schuhmacher 2 Schneider 4 Schneiderinnen 3 Händler
Weinsensal 2 Heger
Vereine, Genossenschaften
Veteranenverein 1894, Verein gedienter Soldaten,
Freiwillige Feuer- u. Wasserwehr 1895
Männergesangverein/Musikverein 1895
Deutscher Kulturverband 20er Jahre
Milchgenossenschaft ca. 1895
Raiffeisenkassa 1895
Dampfdruschgesellschaft um 1900
Motordruschgesellschaft um 1925
U
48° 51′ N, 16° 35′ O, Dolní Dunajovice, Nikolsburg
Geschichte
Mit der Herrschaft Nikolsburg 1249 an Heinrich von Liechtenstein; 1276 an Kloster Kanitz, nach dessen Auflösung 1526 von Ferdinand I. an den böhmischen Vizekanzler Ziabka von Limberg verkauft, 1563 an Albrecht Czernohorsky von Boskowitz, 1574 an Graf Franz von Thurn-Valsasina, 1590 schon Markt, mit Bratelsbrunn 1618 an Siegmund von Teuffenbach, damit bis 1848 zur Herrschaft Dürnholz gehörig. 1542 bis 1591 Niederlassung hutterischer Brüder, 1580 mit Marktrecht. 1619 von den Kaiserlichen geplündert und eingeäschert, 1640 wieder ein katholischer Pfarrer, 1673 wieder 154 Häuser. 1702 gibt Kaiser Leopold I. den dritten Jahrmarkt am Sonntag nach hl. drei Könige. 1787, 1791, 1808 und 1883 Großbrände, 1713-15 wütet die Pest, 1831, 1835, 1850 (402 Opfer bei ca. 2700 Ew.) und 1866 die Cholera, 1878 sterben 45 Kinder an Diphterie und Scharlach. 1759 wird Anbau der Kartoffel empfohlen, erst Hungersnöte 1770/71 und 1773 zwingen die Bauern dazu. 1771 werden die Häuser erstmals numeriert (1802, 1805 und 1900 wieder), 1785 wird der herrschaftliche Meierhof aufgelassen, der Grund wird Ansiedlern und Erbpächtern überlassen („Herrenzeile“!). 1805 und 1809 plündern die Franzosen, 1866 bringt preußische Einquartierungen. 1911-12 Pflasterung von Haupt- und Bahnhofstraße mit Klinkersteinen. Im Krieg fallen 65 Mann. Nach 1938 guter Absatz über Bezirksabgabestellen. Der Krieg fordert 202 Tote und Vermißte. Am 23. 4. 1945 Eindringen der Rotarmisten, Ausrauben der Weinkeller, Vergewaltigungen, drei Frauen und drei Männer werden umgebracht, vier Menschen geben sich selbst den Tod. Im September werden 100 Personen zur Zwangsarbeit verschleppt.
Jahrmarkt am Montag nach Aegydi und nach Lucia
Brauchtum: Faschingsreben: die Weingartenarbeiter übergeben dem Bauern vorgetriebene Weinreben. Kinderspiele: Steinchenspiel, Zwatschkaspiel, Verstecken, Darf’s arme Kindl ausfliegen? Schneider, leih mir die Scher’! Blindekuh, Fuchs, aus dem Loch heraus! Kettenreißen, Länderrufen, Reiterball, Fangen, Kugerlspiel, Messerln, Anmäuerln, Springschnur, Reifentreiben, Räuber und Gendarm, Palestern, Wer fürchtet sich vor dem schwarzen Mann? Mariechen saß auf einem Stein, Ringel-Ringel-Reihen, Ist die schwarze Köchin da? Spitzname “Krotenschnitzer”, da es im Sumpfgebiet, den 5 Teichen und dem nicht regulierten Retzbach viele Kröten gegeben haben dürfte.
Bedeutend:
Dr. Karl Renner (1870-1950), 1919/20 Österr. Staatskanzler, 1931-33 Präsident des Nationalrates, 1945-50 Bundeskanzler, danach Bundespräsident
Prof. Josef Freising (1875-1971), Begründer des südmähr. Turngaues, Heimatforscher
Marktgemeinde, Bezirk, Gericht Nikolsburg 1818 ha (1988 bis 1923) 189 m ü.d.M.
Im Westen von den Tannowitzer Bergen durchzogen mit dem Altenberg (261 m), Turnberg und Fuchsenberg (284 m), Enzenberg, dem Hohen Sonnenberg (284 m) und Johannesberg (283 m), nördlich der Junge Kuhberg (231 m).
Flurnamen
Altenberg, Duitenberg, Fuchsenberg, Rochusberg, Kesselberg, Kleiner und Großer Sonnenberg, Johannesberg, Hohenberg, Donahelsberg, Hohe Heide, Kleiner und Großer Kuhberg, Geißberg, Huberäcker, Hofäcker, Platten, Straßer, Ottentaler, Zehentäcker, Zehentweingärten, Haussatz, Herrenreiter, Kleinjung, Pledergrund, Wardeiner, Kapeller, Marterweingarten, Heckenacker, Hausgärten, Mitterling, Enzgrub, Rosentitzer, Heugaßler, Lehmstettler, Alaviertler, Sauwinkler, Neubrüch, Champagner, Fünfschnür, Roßweide, Hasenriedl, Kleinhäusler, Thayafeld, Trift, Viehweide, Heide, Heidelos, Hauswiesen, Erlenorteln, Pfaffenscheibe, Bockgraben, Flöhbrückl, Krautgärten, Breunergärten, Trautmannsdorfer, Walender, Roßweidsutten, Winterberg
Anbau: Wein, durchschnittlich 10- bis 25.000 hl im Jahr. Gurken und Tomaten: Juli/August täglich 15 Waggons, daneben Markt in Brünn mit Pferdefuhrwerken beliefert. 1939 kann der Großmarkt Wien nicht die gesamte Marillenernte abnehmen, auch München und Breslau werden beliefert. Jagd, sehr ergiebig: 1500 Hasen, 1000 Rebhühner
Straßen: Reichsstraße, Bergener, Bratelsbrunner, Guldenfurter Straße, Wege: Ottentaler, Toifer, Trift, Thayaweg, Mühlweg, Muschinger im Ort: Bahnhofstraße, Friedhofsgasse, Kirchengasse, Herrenzeile, Grenzgasse, Hauptstraße, Winzergasse, Thayagasse, Guldenfurter Straße, Kellergasse, Wagnerstraße, Hintere Zeile, Chaluppenzeile, Vordere Zeile, Ziegelofengasse, Rochusgasse, Feldgasse, Neustiftgasse, Quergasse, Teichgasse, Iselberg Plätze: Kirchenplatz, Schulplatz, Tanzplatz, Spiel- und Eislaufplatz, Kudlichplatz/Rudolfsplatz anläßlich der Heirat Kronprinz Rudolfs mit Stephanie von Belgien), Teuffenbachplatz
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kirche St. Aegidius, davor St. Martin 1400, St. Georg 1500: spätgot. Hallenkirche, 1582 Umbau und Erweiterung im Renaissancestil, 1647 erneuert und Aegidius geweiht, 1764 Presbyterium und KapellenAnbau Barock, Hochaltar, 4 Seitenaltäre, Kanzel, Beichtstühle u. a. von Ignaz Lengelacher. 1804, 1845 und 1849 restauriert. 5 Glocken.
Pfarrhaus, nach Bränden 1762, 1791 und 1794 wiederhergestellt.
Friedhof von der Kirche 1679/80 nach außen verlegt, 1686 mit Mauer und Beinhaus.
Dreifaltigkeitssäule
Muttergottes (Neustift)
Hl. Cyrill und Method
Hl. Johannes von Nepomuk (Ignaz Lengelacher)
Hl. Florian
Pestsäule auf dem Rochusberg
Marter- und Bildssäulen
Schule, siebenklassig; erste Schule 1580 erwähnt, Neubau 1701, abgebrannt, 1788 zweiklassig, nach Brand 1811 Neubau; 1865 dreiklassig, 1869 vierklassig, 1884 Neubau, fünfklassig; 1909 Kindergarten im Schulbau; 1912 Aufbau der Bürgerschule, 1913 Anbau mit Turnhalle; 1931 vierklassig als Sprengel-Bürgerschule für Bergen, Oberwisternitz und Muschau.
Rathaus, 1880, mit Sparkassa
Gasthof zum Weißen Roß/Rössel (No 67), ehem. Herrenhof 1549, aufgelassen 1785, danach altes Schulhaus, mit kunstvoller Holzdecke
Volkshaus 1930, ab 1931 Lichtspieltheater
Armenhaus (alte Schule)
Kriegerdenkmal 1925
Pranger 1581
Denkmal für Bgmstr. Johann Hemmel
Gedenkstein für Rudolf von Teuffenbach 1936
Poststation seit 1869, Neubau 1936
Elektrifizierung 1922
Buslinien Wien-Nikolsburg-Brünn, Znaim-Dürnholz-Tannowitz-Auspitz
Gewerbe
Gemeindeziegelei
Kunstmühle
Kalkofen
Dampfmolkerei
Heimarbeit: Haarnetzen, Seidenflechten
2 Ärzte
1 Zahnarzt
1 Apotheke
3 Gasthöfe 15 Kaufleute 3 Bäcker 4 Fleischer
3 Tischler 5 Schmiede 3 Schlosser 2 Sattler
15 Maurer Dachdecker 2 Baumeister 2 Friseure
3 Wagner Kaminkehrer 5 Schuster 10 Zimmerleute
4 Trafikanten 4 Schneider Konditor 7 Weinsensale
Bauholzhandlung
Vereine, Genossenschaften
Veteranenverein 1874
Freiwillige Feuerwehr 1878
Männergesangverein 1881
Gesang- und Geselligkeitsverein “Traube”
Leseverein
DeutscherSchulverein/Kulturverband
Deutschvölkischer Turnverein 1902
Christlicher Turnverein 1920
Südmährerbund
Bund der Deutschen
Sparkassa der Gemeinde 1876
Raiffeisenkassa 1893
Landwirtschaftl. Verwertungsgenossenschaft 1915-1919
Wirtschaftsgemeinschaft Lagerhaus 1930
48° 45' N, 16° 52' O, Pošterná Nikolsburg Bezirk, Gericht Lundenburg, 1572 ha (2216 ab 1930)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kirche Mariae Heimsuchung, 1894-98 neugotisch von Karl Weisbrenner, Backstein-Zentralbau, Kuppel achteckig, mit glasierten Dachziegeln
Pfarre
Volks- und Bürgerschule
Armenhaus
Knabenhort
Kunstdüngerfabrik
Malzfabrik
Tonwaren- und Ziegelerzeugung
Geschichte
Urkundlich 1359 erstmals erwähnt, ist Themenau im Urbar von 1414 als verödet verzeichnet, Hartmann von Liechtenstein läßt 1530 kroatische Besiedlung durchführen in ‚Unter-Krabattendorf’; es gehört zur Herrschaft Feldsberg, bis 1920 zu Niederösterreich, Markterhebung 1924, mit Oberthemenau 1939 vereinigt zum Markt Themenau. Im I. Weltkrieg werden deutsche Schüler, die durch den Ort zur Schule in Lundenburg gehen, von den nichtdeutschen mit Steinen beworfen.
Bezirk, Gericht Lundenburg 1572 ha (2216 ab 1930)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kirche Mariae Heimsuchung, 1894-98 neugotisch von Karl Weisbrenner, Backstein-Zentralbau, Kuppel achteckig, mit glasierten Dachziegeln
Pfarre
Volks- und Bürgerschule
Armenhaus
Knabenhort
Kunstdüngerfabrik
Malzfabrik
Tonwaren- und Ziegelerzeugung
Bezirk, Gericht Lundenburg 1572 ha (2216 ab 1930)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kirche Mariae Heimsuchung, 1894-98 neugotisch von Karl Weisbrenner, Backstein-Zentralbau, Kuppel achteckig, mit glasierten Dachziegeln
Pfarre
Volks- und Bürgerschule
Armenhaus
Knabenhort
Kunstdüngerfabrik
Malzfabrik
Tonwaren- und Ziegelerzeugung
Geschichte
Urkundlich 1359 erstmals erwähnt, ist Themenau im Urbar von 1414 als verödet verzeichnet, Hartmann von Liechtenstein läßt 1530 kroatische Besiedlung durchführen in ‚Unter-Krabattendorf’; es gehört zur Herrschaft Feldsberg, bis 1920 zu Niederösterreich, Markterhebung 1924, mit Oberthemenau 1939 vereinigt zum Markt Themenau.
48° 53′ N, 16° 39′ O, Dolní Věstonice, Nikolsburg
Geschichte
Fundort der Wisternitzer Venus, 25-30.000 Jahre alt; urkundlich 1334 erstmals genannt, Belehnung Hartneids von Liechtenstein mit Maidenburg und Zubehör, danach zur Herrschaft Nikolsburg gehörig. 1400 Pfarre urkundlich erwähnt. 1460 zum Markt erhoben auf Fürbitte Heinrichs von Liechtenstein bei König Georg von Podiebrad. 1536 sind Wiedertäufer ansässig, daneben Protestanten. Adam von Dietrichstein setzt 1575 wieder einen katholischen Pfarrer ein, der Jesuit Cardaneus gewinnt die Leute zurück. 1619 stoßen die Kaiserlichen mit den Aufständischen zusammen, Dampierre läßt den Ort anzünden, 3000 Kaiserliche fallen auf den Peterswiesen. 1809 requirieren die Franzosen große Mengen Wein. Am 23. 4. 1945 von Rotarmisten besetzt, Vergewaltigungen folgen. Bis 26. 7. 1946 sind alle Deutschen vertrieben.
Marktgemeinde, Bezirk, Gericht Nikolsburg 810 ha 171 m ü.d.M.
Flurnamen
Rechtes Thayaufer: Ackerln, Ackerweingärten, Anger, Bierkeller, Birnberge, Butterbrünndl, Friedhof, Fuchsschwanz, Geißberge, Obere, Untere Gartln, Goldberge, Obere, Untere Gspötter, Hanzen, Hausgärten, Hausweingärten, Hochen, Hungerleider, Obere, Untere Karln, Lahmhofflecken, Untere, Obere Lehm höfe, Lehmhofmaß, Neubrüch, Platten, Prettersdorfer, Reiner, Reinerwaldl, Haussatz, Satz, Satzln, Obere, Untere Achiltberge, Stangenfleck, Thayagärten, Umläuf, Umlaufwaldl, Ziegelgärten, Ziegelofen, Alter Ziegelofen Linkes Thayaufer: Alte Schwarza, Bruckgartenwiesen, Brückleiten(Riegelbruckleiten), Schwarzes Brückl, Steinernes Brückl, Brückelwioesen(Riegelbruckwiesen), Dammleiten, Obere, Untere (Mühlgrabenleiten), Trachter Damm, Eisernes Tor, Fischerwaldl, Fünf Wiesen, Ganslweide I und II, Gemeindethaya, Gemeindeweide I-III, Geppernetz(wiesen), Untere, Obere Giewiswiesen, Granitzbrückl, Großer Sand, Haltersee(Kuhhirtsee); Hauptgrübel, Herrschaftswald I-III, Herrschaftswald-Kuhstatt IV, Heher Gerten, Holzmühläcker, Holzmühlleiten, Holztristen, Insel, Kaltes Loch, Kipfelwiesen, Krummsee, Krummseewiesen, Kühwinkel, Lostsee, Marienbrücke, Mariensee, Modersee, Moderseewiesen, Mühlgärten, Mühlgraben, Mühlgrabensandäcker, Mühlgrabensee, Mühlwiese, gartenwiesen, Neuwiesen, Nobelsee, Oberwisternitzer Wald I-III, Peterswiese, Rebeckische Wiese, Reihen (Robinien), Riegelbruckleiten, Riegelbruckwiesen, Rieseneiche, Sauspitz, Sandäcker, Große, Kleine, Häuselsandäcker, Sandgrube, Sandweg, Sandwiesen, Schinderei, Schinderwiesen, Schwarzagraben, Schwarzawiesen, Sieben Wiesen, Stierwiesen, Oberwisternitzer Straßsee, Straßwiesen, Tiergartenwiesen, Trift, Waldstückeln, Wildsauleiten, Wildsauwiesen, Wutkaloch
Gassen
Brüderhof, Friedhofgasse, Hauptstraße, Pollauer Straße; vom Marktplatz ostwärts Unterort, westwärts Oberort, Hintere Zeile, Schulergaßl, Schlossergaßl, Schneidergaßl bzw. Schustergaßl, Steuergaßl
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche zum hl. Michael, davor Unserer Lieben Frau geweiht, spätgotisch, urkundlich erstmals 1389, 1582 erweitert, dazu Westturm, nach 1724 Presbyterium umgebaut, barocker Vorderteil angebaut.
Innenausstattung zumeist von Ignaz Lengelacher: 12 Apostel, hl. Michael, Maria, Johannes von Nepomuk, Gregor der Große. 1846, 1879 und 1882 renoviert.
Pfarrhaus 1850
Friedhof 1784 von der Kirche weggelegt.
Marienstatue, nach 1700 (“Mariengartl”)
Hl. Florian von Lengelacher über dem Mühlentor
Hl. Johannes von Nepomuk
Kreuz
Volksschule 1898 “Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Volksschule” (50 Jahre Regierung), dreiklassig, Hauptschule 1941, vierklassig, besteht wohl seit 1575 oder 1582, 1812 aufgestockt.
Gemeindeamt 1849
Postamt 1868, Telegraph ab 1898, Telephon 1936
Forstamt 1890
Armenhaus
Gemeindemuseum 1935
Gewerbe
herrschaftliche Mühle, 1901 abgebrannt, 1922 verkleinert als Dampfmühle wieder aufgebaut Ziegelofen
herrschaftliches Brauhaus 1700, in Molkerei umgewandelt 1924
2 Betonwarenerzeugungen
Haarnetze, Zwirnhandschuhe und Zwirnknöpfe in Heimarbeit
Elektrifizierung 1927
6 Jahrmärkte
Vereine, Genossenschaften
Schulkreuzerverein 1876
Freiwillige Feuerwehr 1880
Gesangverein 1898
Veteranenverein
Turnverein 1912
Verschönerungsverein 1918
Molkereigenossenschaft 1924
Landwirtschaftliche Genossenschaft
49° 0′ N, 16° 31′ O, Cvrčovice, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1276, gehört größtenteils Kloster Kanitz, nach verschiedenen Besitzern 1619 an Franz Nikolaus von Thurn, damals ein Ständischer, bekehrt sich schnell und darf den Besitz behalten. Über andere 1772 an Karl von Dietrichstein. Patronatsherr der Kirche ist später als Enkel des Fürsten Josef von Dietrichstein Graf Johann Josef von Herberstein, er besitzt im Ort drei große Güter: Schwarzhof, Weißhof und Schloßhof, sie werden vom tschechischen Staat nach 1918 enteignet. Im II. Weltkrieg fallen 17 Männer, 27 bleiben vermißt, drei Frauen und ein Mann kommen beim Beschuß durch die Rote Armee um.
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz 911 ha 128 m
Flurnamen
Großes, Mittleres und Kleines Feld, Große und Kleine Bergacker, Ausmaßl, Weingarten, Judenschacher, Häuslerteil, Kuhweiden, Äußere Weiden, Alter Garten, Viertelwiesen, Sauweide, Neues Stückl, Rohrwiesen, Scheibe, Stückeln, Große und Kleine Roßweide, Felberzeile, Neuer Garten, Schafanger
Anbau: Zuckerrüben, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Kartoffel
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche (seit 1753) St. Jakob d. Ä., 1690 über älterem Bau (ca. 1230); Krypta; Turm 1831, 3 Glocken; schon 1574 mit eigenem Pfarrer, später verwaist
Antoniuskapelle an Gemarkungsgrenze gegen Odrowitz und Schömitz
Hl. Johannes von Nepomuk, Dorfmitte
St. Urban in den Viertelwiesen
Marterl am Dorfausgang nach Odrowitz
Schule, 1879, zweiklassig, Bücherei; (tschech. Schule, einklassig, mit Kindergarten) Elektrifizierung 1928
3 öffentliche Brunnen
Raiffeisenkassa
Gewerbe
Bäcker Gemüsehändler Steinmetz Schmied
Tischler Wagner Schuster Friseur
Schneiderin Hebamme
Vereine
Freiwillige Feuerwehr 1903
Deutscher Turnverein mit Theatergruppe 1920
V
48° 47′ N, 16° 42′ O, Sedlec, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals 1298, seit 1332 zur Herrschaft Nikolsburg der Liechtenstein gehörig, verkauft 1560. Wiedertäufer kommen 1545, erbauen 1557 ein Gemeindehaus, unterhalten drei Brüderhöfe, 1591 ausgewiesen. Im Urbar von 1560 nur deutsche Namen. Rekatholisierung durch Adam von Dietrichstein. Schwefelquelle 1680 von den Dietrichstein erworben, ausgebaut, 1770 erweitert zum fürstlichen Badhaus. Während des 30jähr. Krieges durch die Scharen Bethlen Gabors verwüstet, die Kirche verödet, noch 1672 in traurigem Zustand. Für 1671 ist erstmals von Schulunterricht die Rede, Rathaus, Schenke, Pfarrerswohnung und Schule sind in einem Haus, 1676 kauft die Gemeinde den Freihof, nur der Pfarrer bleibt im alten Haus. 1748 wird eine Schule im Hof des Freihauses gebaut, 1811 eine größere daneben. 1672 ist das Schwefelbad in Gebrauch, wird erneuert und vergrößert. 1833 zerstört ein Großbrand 32 Häuser, 1866 fordert die Cholera 60 Tote. 1872 fährt der erste Zug auf der Strecke. 1914-18 fallen 36 Mann. In der Nacht des 15./16. Dezember 1918 von Tschechen besetzt, Bahnstation bis zur Grenzverlegung 1921 öfterreichisch. 1924 gründen Tschechen beim Bahnhof eine Kolonie mit zwei Bauernhöfen und Wohneinheiten, auch für Grenzposten mit Familien, Postbeamten, dazu tschechische Schule und Kindergarten. Im Meierhof wohnen die tschechischen Arbeiter, daneben im Haidhof. Ab 1936 Bunkerbau in drei gestaffelten Reihen. Am 8. Oktober 1938 Einmarsch der Wehrmacht. Im Krieg fallen 37 Mann, 22 bleiben vermißt. Am 15. April 1945 ergeht der Räumungsbefehl an die Zivilbevölkerung, in der Nacht vom 21. zum 22. dringen Rotarmisten ein, zwei Personen werden von ihnen getötet, nur wenige Frauen und Mädchen entgehen der Vergewaltigung. Die Tschechen verschleppen zahlreiche Frauen zur Zwangsarbeit, erschießen einen Heimkehrer beim Grenzübertritt. Drei Männer gehen in der Verschleppung zugrunde. Im Krieg fallen 59 Mann. Brauchtum: Kirchweih am Sonntag nach St. Vitus, 15. 6., ab 1880er Jahre am 15. 8., erster Sonntag nach Mariae Himmelfahrt.
Bezirk, Gericht Nikolsburg 2037 ha (1468 bis 1921, 2168 bis 1925) 179 m ü.d.M.
Im Norden erhebt sich der Wolfswald (304 m) mit dem Hohen Eck (308 m), im Süden der Nikolsburger Straße liegen Muschelberg (240 m), Altenberg (253 m) und Brünndelberg (252 m).
Flurnamen
Altenberge, Bründesberg, Mitterliß Oberes Lehenfeld, darin Roßweide, Steinbruch, Boddingwiese, Vordere und Hintere Weingartenackerln, Mühläcker, Obenfuhr; Unteres Lehenfeld, Lehmgrube, Mitterberg, Schubertheger, Krautgartenäcker, Lußfeld, Runzenfeld = Steinberge und Runsacker; Totenhengst, Lempersberg, Alte Weingärten, Sonnenschein, Obenfuhr, Wachshübel, Breite Weingärten; Hirschgruben, Kalaäcker, Schmallissel, Tennesberg Steindammteich, “Nimmersatt” 364 ha, entstanden 1572 durch Dammbau und Vereinigung mit dem Sauteich; alle zwei Jahre abgefischt: 2400 bis 2700 dz Karpfen. Mitterteich 1593 angelegt.
Straßen
Nikolsburger, Feldsberger, Hohe-Eck-Straße (1912/14)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche St. Vitus/Veit, ursprünglich Wehrkirche, bis ca. 1700 St. Ulrich, Langhaus ca. 1300, erneuert 2.
Hälfte 16. Jh., 1582 neu geweiht; Taufbrunnen 1585, renoviert 1923; Sterbeglocke (älteste), große Glocke 1842 (442 kg), kleinere 1883 (168 kg), beide 1914-18 abgeliefert und 1944, dazwischen Ersatz 1921 und 1935 (drei bessere)
Pfarrhof 1793
Hl. Johannes von Nepomuk 1657
Friedhof außerhalb
Kriegerdenkmal 1923
Volksschule, seit 1672 Unterricht im Gemeindehaus; einklassiges Schulhaus 1748 im Hof des Rathauses, 1807 Neubau, 1881 zweiklassig; 1892 Neubau an der Straße, dreiklassig mit Turnsaal, Bücherei; Kindergarten, 1939, in der alten Schule
Armenhaus
Gemeindehaus 1574, ab 1676 Pfarrhaus, Rathaus 1910
Badhaus 1362 urkundlich, Schwefelquelle, 1680 von den Dietrichstein erworben, ausgebaut, um 1780 erweitert zum fürstlichen Badhaus.
Bahnhof 1870
Postamt,1892, Neubau mit Wohnung 1931, Fernsprecher 1927
Elektrifizierung 1927
Gewerbe
Lehteich- oder Leh- oder Perz-Mühle, 1925 abgebrannt, 1926 Neubau
Molkerei
Meierhof 1729
Heidhof 1920
2 Zehentkeller vor 1770
144 bäuerliche Betriebe, 16 Gewerbetreibende
4 Greißler Fleischhauer 2 Bäcker 3 Schmiede,
Gemeindeschmied 3 Tischler 4 Wagner Sattler
5 Schuhmacher 2 Dachdecker 2 Faßbinder 2 Friseure
6 Schneider 8 Schneiderinnen Hebamme
Vereine, Genossenschaften
Kirchenchor, Musikkapelle 1870/71
Freiwillige Feuerwehr 1892
k.u.k. Militär-Veteranenverein 1901
Gesangverein “Eintracht” um 1900
Turnverein 1911
Christlicher Jugendbund 1911
Kulturverband um 1920
Landwirtschaftliche Genossenschaft
Raiffeisengenossenschaft 1892
Molkereigenossenschaft 1928
W
48° 54′ N, 16° 33′ O, Pasohlávky, Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals 1322 genannt, teilweise im Besitz des Klosters Kanitz, mehrmals verkauft, in den Kämpfen des 15. Jh. verödet, im 16. Jh. mit deutschen und kroatischen Siedlern neu besetzt, von 1590 bis 1596 im Besitz der Dietrichstein, dann an Hieronymus Wenzel Graf Thurn auf Wostitz verkauft. Dessen Sohn und Erbe verliert das Gut Wostitz als Aufständischer 1619, Wiedertäufer siedeln, im Krieg wiederholt zerstört und ausgeplündert. Danach scheinen die Deutschen das Übergewicht gewonnen zu haben. Kaiser Ferdinand II: verkauft es 1622 an Franz Kardinal von Dietrichstein. 1852 durch Erbteilung an Gräfin Theresia von Herberstein. 1836 sterben 97 von 700 Einwohnern an der Cholera, 1849 werden 85 Häuser eingeäschert, 1863 und 1864 verheeren 16 Brände den Ort. 1919 wird der Gutshof des Grafen Herberstein verstaatlicht, in zwei Hälften geteilt, beide pachten Tschechen, Anlaß für einen tschechischen Kindergarten, bald zur Minderheitsschule aufgestockt. 1945 wird das Dorf von der Wehrmacht zur Igelstellung ausgebaut, damit Brünn noch geräumt werden kann, in den Kämpfen wechselt es mehrmals den Besitzer, am 7. Mai wird durch Trommelfeuer der Sowjets und amerikanische Bombardierung mehr als die Hälfte der Häuser zerstört, zehn Bewohner kommen um. 49 Mann fallen. Im Feber 1946 reißen die Deutschen in Zwangsarbeit die zerstörten Häuser ab, klopfen die Ziegel ab und stapeln sie am Straßenrand, zertrümmern die Grundsteine und bessern damit die von den Sowjetpanzern verursachten Straßenschäden aus. Die vertriebenen Deutschen gelangen nach Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, etliche Familien können in Österreich bleiben. Brauchtum: Die Kinder bringen den Verwandten Neujahrswünsche dar, zu Silvester pflegt man das Ansingen des Wirtes durch die Gäste um Mitternacht, das Lied schreibt Walther Hensel, dessen Vater in W. geboren wurde, 1923 bei einem Besuch auf (“Das Neue Jahr, es tritt herein…”), daneben auch das Volkslied “Grüaß di God, du Haselnußstauden …”
Bezirk Nikolsburg, Gericht Pohrlitz, Post Muschau 1376 ha (1194 bis 1932) 179 m ü.d.M.
Am Westrand erhebt sich der Karlsberg (207 m), an der Muschauer Seite liegt der Burgstallhügel (222 m).
Flurnamen
Heißes Feld, Muschauer Feld, Karlsberg, Mitterfeld, Lammetsgrund; im einzelnen: Wostitzer, Mariahilfer, Muschauer, Dürnholzer Breiten, Lange und Kurze Heiden, Gründeln, Häuselstückel, Padjölken (Padélky), Stiergarten, Palotschkerln, Zinsäcker, Neuriß, Wehen (Triftberg), Edelbreiten, Kroatenberg, Obere, Untere Wiesen, Lange Wiesen, Felberteil, Schmale Vierteln, Wostitzer, Muschauer, Dürnholzer Weingärten, Tannowitzer Wiesen Bis zur Thayaregulierung 1897-1900 viele Krebse, daher im Gemeindesiege
Anbau: alle Getreidearten, Mais, besonders Zuckerrüben, Wein nur für Eigenbedarf, Obst Die “Roßbauern” bewirtschaften 10 bis 23 ha, einige auch mehr, die “Kuhbauern” kleinere, die Häusler und Kleinhäusler einige Metzen Felder (1 Metzen = 19 a), arbeiten bei den Bauern als “Drescher”, für alle Arbeiten zeitlich gedungen. Ihre Frauen netzen im Winter Haarnetze und Handschuhe, sie können Kühe, Schweine, Ziegen, Gänse, Enten und Hühner halten. Nach dem I. Weltkrieg werden die Höfe immer kleiner, die Felder aufgeteilt, da Wien den Geburtenüberschuß nicht mehr aufnimmt.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche Hl. Anna, 1811, 1818 vergrößert, klassizistisch erneuert, Turmbau, 3 Glocken; davor Kapelle 1691. Kreuz an der Westseite 1855; Pfarre 1276, Patronat Kanitz, zur Reformationszeit eingegangen; bis 1784 Wostitz unterstellt.
Friedhofskreuz 1846
Hl. Johannes von Nepomuk
Schule, seit 1788, Schulhaus auf Kosten von Fürst Johann Karl von Dietrichstein, einklassig, 1864 zweiklassig, 1883 Neubau, dreiklassig, 1928 vierklassig
Turnhalle, 1924 vom Turnverein in Selbsthilfe erstellt
Gemeindebücherei 1925
Armenhaus
Wasserversorgung aus Gemeindebrunnen
Elektrifizierung 1930
Fernsprecher 1922
Vereine, Genossenschaften
Gesangverein 1897
Feuerwehr
Turnverein 1900
Unterstützungsverein gedienter Soldaten
Deutscher Kulturverband 1925
Schulhellerverein 1928
Raiffeisenkassa
49° 3′ N, 16° 37′ O, Vojkovice, Nikolsburg
Geschichte
Erste urkundliche Nennung 1311, Teilbesitz des Klosters Trebitsch, das 1468 von König Matthias von Ungarn aufgelöst wird. In den Hussitenkriegen werden die blühenden deutschen Dörfer im Raum Pohrlitz und Seelowitz niedergebrannt und entvölkert. W gehört später zur Herrschaft Seelowitz, gelangt 1616 an die Herren von Waldstein. 1542 kommen Lutheraner, noch 1624 ist die Pfarre überwiegend lutherisch. 1687 geht W. im Erbweg an Ludwig Graf Sinzendorf, 1784 erwirbt Fürst Leopold von Dietrichstein die Herrschaft, 1834 geht sie an Erzherzog Karl über.
Bedeutend:
Goldschmied Johann Zeckel (Augsburg 1691-1728), er schafft wertvolle Kirchengefäße, z. B. Kelch im Kloster Raigern.
Bezirk Auspitz, Gericht Seelowitz 828 ha 186 m ü.d.M.
Baudenkmäler, Einrichtungen
Kapelle St. Laurentius gotisch, als evang. Kirche gebaut (evang. Pastoren im 16. Jh.), 3 Glocken 1828, 1832, Grabsteine
Friedhofskapelle
Dreifaltigkeitssäule
Hl. Johannes von Nepomuk am Rathaus
Hl. Florian vor der Schule
Hl. Laurentius bei der Mühle
Schule, ca. 1890, zweitklassig (ab 1919 eine tschech. Klasse)
Kaiser-Josef-Denkmal 1884
Elektrische Straßenbeleuchtung 1909
Straßenpflasterung 1934
Bahnstation
Gewerbe
Molkerei
Mühle 1750, 1918 niedergebrannt, dreistöckig wieder aufgebaut, mit Brettsäge, liefert Strom für die Gemeinde
Brettsäge
Ziegelei bis 1900
Schmied
Vereine
Männergesangverein 1897
Raiffeisenkassa 1894
Jagdgenossenschaft
Milchgenossenschaft