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Gedenkmesse anlässlich 80 Jahre „Brünner Todesmarsch“ 31. Mai 1945 – 31. Mai 2025

Als Neffe von Oskar „Ossi“ Sollan nahm ich am Samstag, den 31. Mai d.J. mit viel mehr als 120 weiteren Personen an einer mit Beginn um 04.56 stattgefundenen Gedenkmesse anlässlich der Vollendung des 8. Jahrzehnts des „Brünner Todesmarschs“ bei dem im September des Jahres 2022 – ebenfalls über Initiative von Ossi Sollan errichteten - eingeweihten Mahnmals auf der Park & Drive-Anlage beim Kreisverkehr an der Ausfahrt Poysdorf Nord der A5-Autobahn teil. Die große Teilnehmeranzahl zu dieser nicht alltäglichen Stunde hat mir vermittelt, dass das damalige Unrecht an der deutschsprachen Bevölkerung Südmährens (und auch der Bevölkerung anderer Teile der damaligen Tschechoslowakei) bis heute nicht vergessen worden ist und auch nicht in Vergessenheit geraten darf! Dies auch im Hinblick darauf, dass die „Benes Dekrete“ bis zum jetzigen Zeitpunkt seitens der Regierung der nunmehr Tschechischen Republik nicht ausgesetzt worden sind. Als Sohn der ältesten Schwester von Ossi Sollan war mir es ein Anliegen diese Zeilen (über Anregung von Ossi) verfassen „zu dürfen“!

Meine Mutter (damals 8 Jahre alt) und Ossi (als ungeborenes Kind, geboren sodann im November 1945 im Keller des Schlosses Poysbrunn) haben die Vertreibung am „eigenen Leib“ mitgemacht. Ich (Jahrgang 1961) kenne – Gottseidank – dies alles nur aus Erzählungen. Aber es wird an meinen – und hoffentlich auch jüngeren – Geburtsjahrgängen liegen – dieses am 31. Mai 1945 am Gregor Mendel-Platz in Brünn seinen Anfang nehmende Unrecht niemals zu vergessen. Natürlich muss hier auch angemerkt werden, dass die seitens des Deutschen Reiches in der Tschechoslowakei eingesetzten Nationalsozialistischen Machthaber zuvor für viele Verbrechen an der Bevölkerung verantwortlich gewesen waren. Jedoch war dies eine militärische Macht während des Krieges (Verbrechen verübt durch Soldaten) – und nicht wie beim „Brünner Todesmarsch“, wo die Verbrechen meist von Privatpersonen im Auftrag (oder zumindest mit Genehmigung) eines von Rache getriebenen Regimes nach Kriegsende verübt wurden!

Nach diesem kurzen geschichtlichen Rückblick darf auf die nunmehr durchgeführte Gedenkveranstaltung zurückgekehrt werden. Den Beginn bildete eine durch Pfarrer Wolfgang Polder zelebrierte Hl. Messe, in welcher Hochwürden Polder die Gedanken auf ein künftiges Miteinander – also in die Zukunft – lenkte. Im Anschluss an die Messfeier sprach sodann Dkfm. Hans-Günter Grech vom Kulturverband der Südmährer in Österreich. Dkfm. Grech brachte in dessen Ausführungen einen „ungeschminkten“ geschichtlichen Rückblick auf diese unsägliche Zeit, wobei der Abschluss seiner Mitteilungen sodann ebenfalls auf ein künftiges gutes Miteinander in einem vereinten Europa gerichtet war.  Als letzter Redner ergriff Mag.phil. Karl „Carlo“ Wilfing (Präsident des NÖ Landtages) das Wort und beleuchtete die Thematik vor allem aus Sicht der Europäischen Union und der dadurch entstandenen Gemeinsamkeiten des tschechischen und österreichischen bzw. deutschen Volkes. Bezugnehmend auf den stattfindenden Krieg zwischen der Ukraine und Russlands sprach Mag. Wilfing den Umstand an, dass Okkupation und Vertreibung auch in der heutigen Zeit leider noch immer eine „gelebte“ Gegebenheit darstellen……….

Den Abschluss der Gedenkfeier bildete eine seitens der Gattin Ossi Sollans, Christine Sollan“, mit etlichen Helfer/innen bereitgestellte Labung der Anwesenden mit Kaffee und Kuchen bzw. Wein und Brot.

Angemerkt sei noch, dass der Wettergott der Veranstaltung wohlgesonnen war. Während des Festgottesdienstes wich die Nacht dem Tag mit einem wunderbaren Sonnenaufgang, wobei der Blick auf Tschechien (insbesondere der sogleich nach der Grenze liegenden Stadt Mikulov) durch tiefliegendem Nebel nicht möglich war – ganz so, als würde sich die Natur für dieses damalige an der deutschsprachigen Zivilbevölkerung begangene Unrecht noch heute schämen………

Mir bleibt abschließend nur zu sagen: Solange es Personen wie Ossi Sollan (und VIELE andere – vor allem aus Österreich und Deutschland) gibt, ist mir nicht bange, dass diese Zeit bzw. das erlittene Unrecht und die verübten Verbrechen an der deutschsprachigen Bevölkerung nicht in Vergessenheit geraten!

Österreich hat sich seiner Vergangenheit gestellt und hat versucht bzw. versucht noch immer durch Restitution von damals geraubtem Vermögen wenigsten etwas von seiner Mitwirkung am Unrecht des  2. Weltkriegs wieder herzustellen. Tschechien seinerseits hält jedoch leider immer noch an den „Benes-Dekreten“ fest – in Zeiten einer Gemeinsamkeit im Rahmen der Europäischen Union wäre es längst an der Zeit für eine Änderung der dortigen Denkweise!

Die Bevölkerung „hüben und drüben“ hat bereits vor 20 Jahren mit einem jährlich gemeinsam durchgeführten Gedenkmarsch von Pohorelice (Deutsch: Pohrlitz/früher Porlitz) nach Brünn bereits viel früher begonnen, das Unrecht aufzuarbeiten bzw. an einer gemeinsamen Zukunft in einem vereinten (Mittel-)Europa zu arbeiten. 

Mögen wir in eine gemeinsame, friedliche Zukunft blicken (können)!

Gerhard Pusterhofer                                                                          

Beamter des Obersten Gerichtshofs der Republik Österreich

  

Fotoserien

Gedenkmesse anlässlich 80 Jahre „Brünner Todesmarsch“ 31. Mai 1945 – 31. Mai 2025 (DO, 19. Juni 2025)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 19. Juni 2025

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